Pandaglueck
werde nie im Leben wieder einem Mann vertrauen. Männer sind Arschlöcher! Absolute Arschlöcher! Vor allem die gut Aussehenden.
Ich habe a ber auch die Pechsträhne der Nation. Sollte das Universum jemals personifiziert vor mir stehen, werde ich keine Paartherapie mehr vorschlagen, sondern eine wilde Prügelei anzetteln. Ich brauche dringend etwas, auf das ich hemmungslos einprügeln kann und das Universum wird dafür perfekt herhalten. Zum Glück haben meine Gedanken den Tränenfluss eingedämmt, sodass ich zumindest aufstehen kann, um mir die Zähne zu putzen.
Auf dem Weg in dass Badezimmer fä llt mein Blick auf mein Handy, das wieder wie eine Christbaumkugel leuchtet. Auf dem Display blinkt mir Alex‘ Name entgegen.
Ich nehme das Gerä t in die Hand und starre es so lange an, bis der Anruf zur Mailbox weiter geleitet wird. Dann sehe ich, dass er heute bereits 11 Mal versucht hat, mich anzurufen. Ich drücke den Stand-by-Knopf, lege das Handy wieder auf meine Kommode und gehe in das Bad, um mir meine Zähne zu putzen. Jede Mailboxnachricht von ihm habe ich in den letzten Tagen ohne sie abzuhören gelöscht. Ich antworte weder auf seine SMS, die ich ebenfalls versuche nicht zu lesen, noch auf seine Anrufe. Alleine die Befürchtung, dass ich ausversehen dran gehen könnte, wenn mich nicht eine Warnung in Form seines Namens davon abhält, lässt mich seine Nummer nicht löschen.
Sobald ich wieder in der Lage bin, mei ne Wohnung zu verlassen, werde ich mir eine neue SIM-Karte besorgen. Dann werde ich seine Nummer mit gutem Gewissen löschen können. Nachdem ich meine Zähne geputzt habe, versprühe ich Deo auf meinen ganzen Körper und binde meine Haare hoch. Maurice will nachher vorbei kommen und mir Schokopops und frische Milch bringen. Mein Hauptnahrungsmittel momentan. Ich kann mich in meinem Zustand weder auf die Straße noch in einen Supermarkt begeben. Sobald wieder einer meiner Schluchzanfälle kommt, werden die mich für einweisungspflichtig erklären und die Männer im weißen Kittel rufen. Christian hatte angekündigt, bei mir heute Abend mit ein paar Blu-Rays aufzuschlagen.
Maurice und Christian kennen meine 8-Wochen-Selbstzweifel-Phase und sie sind sich darü ber einig, dass ich noch nie so schlimm ausgesehen habe. Das müsste mir zu denken geben, aber ich bin zu sehr mit meinem Schmerz beschäftigt, als mit meinem Aussehen.
Ich betrachte gerade meine eingefallen und gerö teten Augen im Spiegel, als es an meiner Tür klopft. Das muss Maurice sein, denke ich mir und schlurfe in meinen Pandahausschuhen zur Wohnungstür. Ich öffne sie und starre die Person, die vor mir steht eine gefühlte Ewigkeit an, bevor ich die Tür so heftig ich kann, wieder zuschlage.
„ Lara mach die Tür auf. Bitte, ich muss mit dir reden.“ Ich bleibe stumm. Zitternd halte ich weiterhin die Türklinke fest. Alex wartet einen Moment auf eine Antwort, und als er keine vernehmen kann, redet er weiter. „Lara!“, fleht er nun. „Du gehst nicht an dein Handy ran. Ich war im Zoo und die haben mir gesagt, dass du seit drei Tagen nicht bei der Arbeit warst.“ Er macht wieder eine Pause. „Bitte lass mich rein. Lass mich erklären.“ Ich schweige weiterhin. Das Einzige, was ich für eine Weile hören kann, sind meine Tränen, wie sie auf meinen Laminatfußboden tropfen. Ich brauche keine Erklärung, ich brauche ihn nicht. Er soll einfach aus meinem Leben verschwinden und mir am besten vorher ein heiles Herz wiedergeben.
„ Geh weg, ich will dich nie wieder sehen!“ Die Worte krächzen aus mir heraus. Als sie raus sind, fühle ich mich besser. Auch wenn es die Tränen nicht stoppt. Er schweigt. Auf einmal höre ich ein Rascheln und er schiebt einen dicken Briefumschlag unter der Tür durch.
„ Bitte lies das.“ Er wartet kurz in der Hoffnung, dass ich ihm darauf eine Antwort gebe, aber ich bleibe stumm.
„ Lara … ich …“ Er hält inne. „Lara …“ setzt er erneut an. „Es tut mir leid.“
Er ist verlobt!
Er ist gottverdammt verlobt!
Da ist ein simples ‚ Tut mir leid‘ zu wenig. Viel zu wenig. Es gibt nichts auf der Welt, was die Sache wieder gut macht. Rein gar nichts. Höchstens der komplette Weltuntergang. Dann würde es mir besser gehen. Ich hätte von Anfang wissen müssen, dass er es mit mir nicht ernst meint. Hätte, hätte, … Fahrradkette …, geht es mir durch den Kopf. Das hilft mir auch nicht weiter, darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn ich ein paar Gehirnzellen mehr
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