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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Berg
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ihm gewandt und bin weit genug entfernt, sodass er nicht unmittelbar das Gespräch mit meiner Schwester mitbekommt, denn ich habe keine Ahnung, wie sie auf meine Neuigkeit reagieren wird. Ein wenig zittrig wähle ich ihre Nummer aus dem Verzeichnis und halte mir mein Handy an das Ohr. Nach dem ersten Klingeln nimmt sie direkt ab.
    „ Wo bist du?“, fragt sie unverblümt.
    „Ä hm … naja … das ist so …“ Ich brauche den Satz gar nicht zu Ende sprechen, da sie ihn für mich beendet.
    „ Du bist bei Alex.“ Es ist nicht einmal eine Frage, die sie mir stellt, sondern ein Statement, bei dem sie hofft, dass ich widersprechen werde. Diesen Gefallen kann ich ihr offensichtlich nicht tun, da sie mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich kapituliere.
    „ Ja, bin ich.“
    „ Warum?“
    „ Wie warum? Ihr habt doch alle gesagt, ich soll mit ihm reden. Das habe ich getan.“
    „ Ja, aber es hätte jemand mitgehen sollen! Wer weiß was hätte passieren können. Wenn diese Katharina da gewesen wäre, die hätte dich umbringen können!“
    „ Jetzt übertreib mal nicht Miriam.“ Ich bin jedoch froh, dass ich diesen Gedanken nicht hatte, als ich mich auf den Weg zu Alex gemacht habe, denn dann wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst hierhergekommen.
    „ Du hörst dich auf jeden Fall besser an“, gibt sie auf einmal zu.
    „ Ja, ich fühle mich auch besser. Hör mal …“ Ich weiß nicht so recht, wie ich es ausdrücken soll.
    „ Hm?“
    „ Ich würde ihn dir gerne vorstellen. Macht es dir etwas aus, wenn ich ihn mitbringe? Zum Abendessen?“ Ich vernehme, wie sie scharf die Luft einzieht.
    „ Soweit seid ihr schon mit dem Reden?“ Der kritische Unterton in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. „Ich dachte, man bräuchte ein wenig länger um Thematiken wie Verlobte, Millionär und Heimlichtuerei abzuhaken.“
    „ Es ist kompliziert“, flüstere ich, da ich weiß, dass sie es nur gut meint. Sie ist immerhin die ältere Schwester, die mich bis jetzt vor allem beschützt hat. Nur Alex hat sie nicht kommen sehen.
    „ Bring ihn mit“, sagt sie schließlich. „Aber erwarte von mir keine Freudensprünge. Der Kerl hat dir dein Herz herausgerissen und ist mit einer Dampfwalze darüber gefahren.“
    „ So schlimm war es jetzt auch wieder nicht“, bemühe ich mich die Situation herunterzuspielen.
    „ Versuch es gar nicht erst, Lara. Stell ihn mir nachher vor. Ich werde mich benehmen.“
    „ Danke“, erwidere ich und entspanne mich ein wenig.
    „ Seid um 19.00 Uhr da.“ Ich blicke auf Alex‘ Küchenuhr. Das sind noch zwei Stunden.
    „ Alles klar. Das schaffen wir.“
    „ Das will ich dir auch raten.“ Ihre Stimme hat endlich eine weichere Tonlage angenommen. „Niemand versetzt mich und mein mühsam organisiertes Take-away-Essen.“
    Ich muss Lachen. „ Dann werde ich pünktlich mit meiner Begleitung aufschlagen.“ Damit beenden wir das Gespräch. Ich lege mit einem Lächeln im Gesicht mein Handy auf den Tresen und drehe mich erwartungsvoll zu Alex um. Er hat sich mittlerweile sein Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt und starrt auf seinen Bildschirm. Sein Gesichtsausdruck ist angespannt und besorgt zu gleich. Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass er mir die letzten Wochen im Trauerkloß-Dasein Konkurrenz machen konnte. Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass er sich mit seiner Verlobten eine schöne Zeit macht und mir keine Träne nach weint. Wie sehr man sich in Menschen irren kann. Ich rechne sowieso immer mit dem Schlimmsten und brauche ewig, um zu irgendjemandem ein Mindestmaß an Vertrauen aufzubauen. Dadurch ist es auch ein leichtes mir mein Herz zu brechen, wenn ich mich dazu entscheide, jemanden hineinzulassen. Bei Alex ist es zumindest keine aktive Entscheidung gewesen. Er ist einfach drin gewesen. Ohne irgendeine Abwehr meiner inneren Selbstschutzmechanismen ist er hereingekommen und drin geblieben.
    Ein leichtes Lä cheln umspielt meine Lippen, als ich ihm beim Telefonieren zuschaue. Er sieht mittlerweile ein wenig entspannter aus, während er auf seinen Bildschirm starrt. Ich hätte die ganze Zeit hier sitzen und ihm beim angestrengten Nachdenken beobachten können. Auf einmal scheint er meinen Blick auf sich zu spüren und nimmt seine Augen von dem Laptop vor sich und schaut zu mir herüber. Sofort verziehen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln. Ich lächle zurück. Manchmal ist es so einfach ohne Worte zu kommunizieren, wenn beide Personen dasselbe

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