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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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abgegeben. 
    Okay, sie hatte damit ins Schwarze getroffen.
    Aber ich war mit einer Horde älterer Brüder aufgewachsen und hatte gelernt, dass Geduld sich immer auszahlte. Wenn diese Oberklassetussi mich für Fallobst hielt, stand ihr früher oder später eine Überraschung bevor und zwar keine besonders gute. 
     
     
    14 .
    Drei weitere Tage vergingen. Ich trug brav das Halsband, sobald ich meine Wohnung verließ.
    Weiterhin nahm kein Mensch Notiz davon.
    Freitag.
    Dienstschluss, wie üblich , gegen 17 Uhr 30.
    Ich fuhr nach Hause, unsicher was ich mit dem Rest des Abends anfangen sollte.  Mal ganz abgesehen von dem bevorstehenden Wochenende.
    Persephone nahm mir die Entscheidung darüber ab.
    Ihr Kurier gehörte zu ei ner anderen Firma als der erste und er kam auch nicht mit dem Rad, sondern in einem Lieferwagen.
    Das Päckchen, das er brachte, sah genauso aus wie das erste.  Nur war es wesentlich größer.
    Hm, Persephone hatte Weihnachten wohl ein paar Monate vorverlegt.
    Ich öffnete das Paket.
    In dem großen Paket befanden sich unter dem Seidenpapier mehrere kleinere. Alle waren sie mit dem Logo des Maison Athène bedruckt und aus demselben cremefarbenen Papier.
    Das größte der kleineren Pakete enthielt einen Lederrock.
    Er war satt grau, hatte einen gewagten Schlitz an der Seite,  einen schräg über die Vorderseite verlaufenden Reißverschluss, und war noch dazu mit einem Gürtel mit breiter silberner Schnalle versehen. Das Leder fühlte sich sogar noch weicher an, als das des Halsbands.
    Meine Schwester, die Staatsanwältin, war die Rebellin in unserem Clan. Aber nicht einmal sie traute sich solche Teile zu tragen, obwohl sie eigentlich sogar die Figur dazu hatte. Figurmäßig war sie nämlich nach unserer großen und schlanken Mutter gekommen, während ich nach meinem untersetzten und eher rundlichen Vater geraten war.
    S eit meinen Teenagertagen hatte ich keinen Bleistiftrock mehr besessen und wusste ganz genau weshalb.
    Mit meinem runden Hintern und den zu kurzen Beinen sah ich in solchen Dingern aus wie eine Kanonenkugel mit Armen.
    In dem zweiten Karton lag eine altrosa Bluse. Sie hatte Puffärmel, einen geraden Ausschnitt und eine angedeutete Knopfleiste mit drei ziemlich großen und sehr schwarzen Knöpfen. Das Material war nahezu transparent und unglaublich leicht.
    Ich hatte auch gar keinen BH, den ich hätte darunter tragen können.
    Aber im dritten Karton lag ein Spitzen-BH samt dem dazu passendem Höschen. Und im nächsten fand ich ein Paar graue, mittelhohe Pumps. Nicht einmal die dazu passenden Strümpfe hatte die dunkle Fee vergessen.
    Im kleinsten der Kartons verbarg sich jedoch ein türkisfarbenes Operntäschchen aus dreifach genähter Seide. Es hatte golden schimmernde Verschlüsse und war das einzige Teil, an dem das Herstellerlogo immer noch zu erkennen war. Außerhalb von hinterindischen Dschungeln und südafrikanischen Urwäldern konnte es keine Frau geben, die das Logo an der Tasche nicht auf den ersten Blick erkannt hätte: Coco Chanel.
    Okay, das war jetzt eher wie Weihnachten und Ostern zusammen genommen. Irgendwelchen Sparzwängen konnte Persephone jedenfalls nicht unterliegen.  
    Ich ging in die Küche und brühte mir einen Kaffee.
    Ich hatte ihn nötig.
    Ich trank ein paar Schlucke davon, dann kehrte ich damit ins Wohnzimmer zurück und fragte mich, ob es nicht vielleicht an der Zeit war einfach auszuticken.
    Mein Telefon meldete sich.
    Unwillkürlich griff ich danach.
    Persephone hatte mir eine SMS geschickt.
    „Neun Uhr Belle Epoque. Tragen Sie meine Gaben, wie ich sie tragen würde.“ Natürlich war die Nummer des Absenders unterdrückt. Und um sie herauszufinden hätte ich eine richterliche Anordnung gebraucht. Die ich natürlich ohne Begründung nicht bekam.
    Scheiße.
    La Belle Epoque war ein Nobelrestaurant, in dem Sterbliche wie Sergeantin Marie Colbert auf Monate hinaus vorzubestellen hatten, um zu einem Tisch zu kommen. Und weil Normalsterbliche eben Normalsterbliche waren, müssten sie auch noch viel Glück haben, dass sich ihr so lange vorbestellter Tisch dann nicht bei der Tür befand oder gleich neben dem Eingang zum Klo. 
    Ich las Persephones Textnachricht noch einmal. Was meinte sie damit „Tragen Sie meine Gaben, wie ich sie tragen würde“?
    Falls das Ausdruck ihres Humors war, dann ging der definitiv über meinen Horizont. 
    Es stimmte schon, Lederröcke waren längst nicht mehr nur etwas für Punker, Rockstars, Dominas und Harleybräute. Ich

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