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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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fand das ja auch ganz in Ordnung so. Was ging mich der Klamottengeschmack fremder Leute an? Sollten sie tragen was sie wollten. Bloß für mich kamen Lederröcke nun mal absolut nicht in Frage.
    Ich hätte auch in jedem anderen ganz ähnlich geschnittenem Fummel ausgesehen wie eine Kanonenkugel mit Armen. Aber in diesem Lederteil musste ich aussehen wie eine nuttige Kanonenkugel mit Armen.
    Wieder einmal haben Sie die Wahl, w as solle es an diesem wundervollen Freitagabend für Sie sein, Mademoiselle Colbert? Persephones Spielchen oder die Beulenpest. Entscheiden Sie sich!
    Jedenfalls wollte ich nicht zur Beulenpest.
    Es war achtzehn Uhr zwanzig.
    Wenn ich pünktlich neun Uhr im La Belle Epoque sein wollte, durfte ich eigentlich keine Zeit mehr verlieren.
    Trotzdem fläzte ich mich auf meine Couch und trank nachdenklich meinen Kaffee zu Ende, bevor ich meine Entscheidung traf.
    Eile mit Weile und so.
    Wenn schon, denn schon, dachte ich dann und verzog mich ins Bad. Die dunkle Fee wollte mich also in diesem Edelluderoutfit sehen? Dann sollte sie auch das volle Programm bekommen. Es war sowieso höchst unwahrscheinlich ausgerechnet im Belle Epoque auf jemanden zu treffen, den ich kannte. Dann konnte ich schließlich auch so richtig auf den Putz hauen.
    Ich duschte, fönte mir die Haare und überprüfte dann meine Makeup-Vorräte. Eigentlich benutzte ich selten Makeup. Hier und da mal ein wenig Lippenstift oder Cajal, das war’s dann auch schon.
    M ein Klientel im Revier wusste geschminkte Polizistinnen auch nicht mehr zu schätzen, als ungeschminkte. Und meine letzte wilde Diskonacht lag Monate zurück. (So wild war sie ja auch gar nicht gewesen.)
    Trotzdem fand ich in den Schubladen im Badschränkchen einiges an Lippenstiften, Lipgloss, Nagellack und Duftpröbchen, um mich schminkmäßig so richtig  aufzubretzeln.
    Ich war ein bisschen aus der Übung. Aber no ch während ich mich nach allen Regeln der Kunst anmalte, spürte ich wie sich etwas in mir löste und mich eine unerwartete  Leichtigkeit überkam.
    Kein ganz uncooles Gefühl, ehrlich gesagt.
    Natürlich passte jedes von Persephones Teilen so gut als sei es maßgeschneidert worden. Sogar der graue Rock schmiegte sich absolut passgenau und weich um meinen großen runden Po und meine jogginggestählten Schenkel.
    So fertig.
    Zeit, das Ergebnis zu überprüfen, dachte ich, und trat zu dem großen Spiegel im Flur.
    Ich warf den rotbemähnten Kopf ein wenig zurück, drehte mich ins Profil und stellte mich auf die Zehenspitzen, was den Effekt von High-Heels simulierte. Zuletzt versuchte ich mich sogar an dem, was ich für ein verruchtes Lächeln hielt.
    Wow.
    Für eine regelrechte Femme Fatale reichte es noch nicht ganz, aber Edelschlampe war immerhin eindeutig drin.
    Trotzdem fehlte da immer noch etwas. Ich ergriff eine billige schwarze Plastiksonnenbrille und schob sie in meine rote Lockenmähne. 
    Genau so.
    Sogar das H alsband machte sich auf einmal gar nicht mehr sooo übel an mir.
    Sehr unwahrscheinlich , dass sich die wirkliche, einzig wahre Marie Colbert derart aufgetakelt auch nur allein auf ein verlassenes Tankstellenklo getraut hätte. Aber die einzig, wirklich wahre Marie Colbert konnte ja auch gar nicht sein, was sich die dunkle Fee heute Abend erwartete.
    Mein erster Akt von Widerstand war daneben gegangen. Doch es existierte ja auch so etwas wie passiver Widerstand .
    Marie Colbert, als super de Luxe-Schlampe.
    I ch lächelte vergnügt bei dem Gedanken, dass die dunkle Fee heute Abend vermutlich mehr für ihr Geld kriegte, als sie erwartet hatte.
    Auf in den Kampf, Baby!
    Ich hatte fünfhundert Euro aus Mesrines Umschlägen in das kleine Chaneltäschchen geschoben. Was ich nicht dazu steckte war irgendein Dokument aus dem meine Identität hervorging. Sollte ich zum krönenden Abschluss dieses Abends auf einem Polizeirevier oder in der Notaufnahme landen, wollte ich, dass man mich als Suzanne Dupont, statt Marie Colbert registrierte. Alles andere wäre mir angesichts meines Outfits und Schminkstils zu peinlich gewesen. 
    Ich rechnete gar nicht erst damit einen Parkplatz beim Belle Epoque zu ergattert und stellte meinen Wagen in dem Parkhaus bei der Oper ab.
     
     
    15 .
    In der Stadt fand ein Wirtschaftskongress statt. Ich hatte zwar die Poster gesehen und wusste, dass die Gendarmerie in erhöhter Alarmbereitschaft versetzt worden war, weil auch ausländische Politiker daran teilnahmen. Doch erst vor dem Eingang zum Belle Epoque wurde mir klar,

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