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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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änderte, dass man ihn offensichtlich eingesperrt hatte.
    Huan setzte die Inspektion seines Gefängnisses fort, allerdings ohne wesentliche neue Erkenntnisse. Das Einzige, was ihm auffiel, war das Material, aus dem sämtliche Gegenstände und auch die Wände des Raumes bestanden. Es war glatt und hellgrau. Offenbar eine Art Kunststoff, der sich anfühlte wie Metall. Dafür jedoch, dass es sich um ein neuartiges Material handeln musste, wirkte es erstaunlich alt. Huan entdeckte überall Kratzer, Risse und kleine Beulen. Sogar Staub und Verfärbungen in Ecken und Spalten. Alles in dem Raum wirkte, als ob es schon sehr oft benutzt worden war. Huan versuchte gerade, mit dem Fingernagel etwas Staub aus einem Kratzer in der Wand zu prokeln, als es hinter ihm leise zischte.
    Huan wirbelte herum. Die automatische Tür war aufgegangen und der Mann in Grau trat ein. Er wirkte nicht überrascht, Huan auf allen vieren in einer Ecke herumstöbern zu sehen, und lächelte ihn freundlich an. Hinter ihm schloss sich die automatische Tür wieder. Soviel Huan in der kurzen Zeit erkennen konnte, lag dahinter ein Korridor.
    »Gruß, Sariel. Wie geht es dir?«
    Huan richtete sich hastig auf. »Ich heiße Huan.«
    »Das war vor langer Zeit. Nun heißt du Sariel.«
    Was sollte man darauf sagen? Huan schüttelte nur den Kopf und wich langsam hinter das Bett zurück.
    Der Graue kam näher. »Ich bin Lin-Ran.« Jetzt sah Huan, dass er irgendwas in der Hand hielt. »Du musst keine Angst haben.«
    »Hab ich nicht«, log Huan.
    »Das ist gut. Trink das.«
    Damit reichte der Graue ihm einen durchsichtigen Becher, den er schon die ganze Zeit in der Hand hielt. In dem Becher schwappte eine bräunliche Flüssigkeit.
    »Was ist das?«
    »Nahrung«, sagte der Graue schlicht. »Etwas, das dich wieder zu Kräften bringt.«
    »Nein, danke. Es geht mir gut.«
    Der Graue hielt ihm weiter das bräunliche Getränk hin. »Wenn wir dich hätten töten wollen, hätten wir das längst tun können, das hast du doch verstanden, oder?«
    Huan nickte. Dann nahm er den Becher mit beiden Händen entgegen und roch vorsichtig daran, wie der Kater an einer neuen Sorte Dosenfutter. Die Flüssigkeit war dick wie Brei und roch nur sehr schwach und unbestimmt nach Meer. Nicht unangenehm. Huan nippte einmal daran. Salzig. Aber auch fruchtig, süßlich und leicht bitter. Huan schmeckte noch etwas anderes, konnte es aber nicht genau bestimmen. Jedenfalls schmeckte der flüssige Brei nicht schlecht. Im Grunde sogar ganz gut. Er überwand seinen Widerwillen und trank das Getränk in drei großen Schlucken. Die zähe Flüssigkeit füllte seinen Magen sofort ganz aus und verbreitete ein schweres, wohliges Gefühl in seinem Körper. Er fühlte sich augenblicklich wieder kräftig, lebendig und hellwach.
    »Und?«, fragte der Graue. »Besser?«
    Huan nickte.
    »Sehr gut. Jetzt setz dich. Wir haben viel zu besprechen.«
    Der Graue setzte sich auf den einzigen Stuhl, faltete die Hände im Schoß und musterte Huan dabei unverwandt. Wie ein Priester bei der Beichte, dachte Huan kurz und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf, zu viele auf einmal, um sich für eine zu entscheiden. Also tat Huan, was er in solchen Fällen immer tat - er hielt einfach die Klappe und wartete ab.
    »Du bist klug«, sagte der Graue. »Du hast viele Fragen, aber du hast dich unter Kontrolle. Das ist sehr gut für einen Sariel. Also, ich habe schlechte und gute Nachrichten für dich. Die schlechten zuerst. Erstens: Wir haben dich entführt. Zweitens: Du bist weit weg von zu Hause, unvorstellbar weit weg. Drittens: Ob du jemals wieder nach Hause zurückkehrst, liegt nur an dir.«
    Der Graue machte eine Pause und prüfte in Huans Gesicht, welche Wirkung die Eröffnung auf ihn hatte. Huan blieb äußerlich ruhig. Das mit der Entführung hatte er inzwischen bereits kapiert. Die Frage war bloß, warum.
    »Wir hatten keine Wahl«, erklärte Lin-Ran. »Wir mussten dich entführen. Wenn wir dir vorher gesagt hätten, was dich erwartet, wärst du niemals mitgekommen. Und wir brauchen dringend deine Hilfe.«
    »Also haben Sie diese vier Männer in den bunten Anzügen geschickt?«
    Lin-Ran nickte. »Eine Spezialeinheit, nur für diese eine Aufgabe trainiert: dich zu holen. Das mit den bunten Anzügen war eine technische Panne. Was die Anzüge in Wirklichkeit leisten, hast du ja dann gesehen. Beziehungsweise nicht gesehen.«
    Lin-Ran zeigte ein feines Lächeln und Huan las Stolz

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