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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Energieversorgung und der Wasseraufbereitung, aber das hatte Khanh vorausgesehen. Es waren nur vereinzelte Reaktionen, die man kontrollieren konnte und die nicht für die Mehrheit der Sari standen. Die ganze Zeit über hörte er Mingan in seinem Com. Sie summte leise, was darauf hindeutete, dass auch Tausende von Meilen entfernt in der Siringit alles nach Plan lief.
    Khanh beendete den Rapport so schnell wie möglich und schloss sich umgehend in seinem Büro im Untergeschoss des Hauptquartiers ein. Der Raum war nur spärlich eingerichtet. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Liege zum Ausruhen und Nachdenken. Auf dem Tisch das kleine Steuergerät des Com, das auf eine ungeduldige Handbewegung hin erwachte und rings um Khanh herum eine Reihe von gestochen scharfen Bildern auf die schwebenden Monitore zauberte. Einer der Bildschirme zeigte Lin-Ran in seinem Zimmer im Centro. Er saß an seinem Schreibtisch, schien mit unerschütterlicher Ruhe auf irgendetwas zu warten und blickte Khanh geradewegs an. Kühl und furchtlos. Offenbar hatte er die stecknadelgroße Kamera in seinem Zimmer entdeckt. Das war nicht weiter beunruhigend, aber es mahnte Khanh, dass man weiterhin auf Lin-Ran aufpassen musste. Khanh hatte keine Lust, mit ihm zu sprechen, und wandte sich den anderen Monitoren zu. Sie zeigten die wichtigsten Bereiche der Stadt, die er und seine Leute kontrollierten. Nirgendwo schien es größere Probleme zu geben. Zufrieden wandte sich Khanh daher dem wichtigsten Bildschirm rechts von ihm zu und blickte nun über eine weite Graslandschaft.
    Er sah direkt durch Mingans Augen. Ihre Blickposition war hoch und schwankte rhythmisch, was bedeutete, dass sie auf ihrem Kalmar ritt.
    Über der Siringit brach eben der neue Tag an. Khanh musste nicht auf die kleine Anzeige in der linken oberen Ecke des Monitors blicken, um zu erkennen, dass Mingan nach Osten ritt. Durch ihre Augen sah er bereits die schwarzen Schwingen des Ngongoni, wie ein großer Schatten, hinter dem gerade strahlend die Sonne aufging. Ein großartiges Naturschauspiel, wunderschön wie am ersten Tag der Schöpfung. Aber dafür interessierte sich Khanh nicht. Nur eine Sache zählte.
    »Mingan«, sagte Khanh mit sanfter Stimme. »Hast du getan, was ich dir aufgetragen habe?«
    Er merkte, wie sie zusammenzuckte, wie immer, wenn seine Stimme plötzlich in ihrem Kopf explodierte. Ihre Augenlider flackerten.
    »Ja, Herr«, hörte er sie sagen. »Alles, wie ihr mir befohlen habt.«
    »Zeig es mir, Mingan.«
    Ohne zu zögern, zügelte sie den Kalmar und wandte sich um. Hatte Khanh durch Mingans Augen eben noch auf den Anbeginn der Welt geblickt, blickte er nun auf ihr Ende. Er blickte über eine weite öde Landschaft, verbrannt und tot. Viel war im ersten Morgenlicht nicht zu erkennen, da der gesamte Horizont von dichten Rauchschwaden vernebelt wurde.
    Sie hatte es getan. Sie hatte die Savanne in Flammen gesetzt, um den Sariel abzuhängen und zu töten. Soweit Khanh erkennen konnte, war die Steppe auf Hunderten von Quadratkilometern schwarz verkohlt. Das Feuer hatte sich tief in die Siringit hineingefressen und womöglich sogar Orisalaama erreicht. Khanh zoomte durch die Mikrokameras in Mingans Pupillen tiefer in die Siringit hinein und versuchte zu erkennen, ob sich in der verbrannten Landschaft noch irgendetwas bewegte. Aber auch bei höchster Auflösung konnte er kein einziges Tier mehr entdecken. An vielen Stellen rauchten noch kleine Schwelbrände und ließen ahnen, dass der Boden immer noch eine tödliche Hitze abstrahlte. Was auch immer in den Bereich des Steppenfeuers geraten war - es hatte keine Chance gehabt.
    Khanh war zufrieden. Er hörte Mingan atmen, ruhig und abwartend. Khanh war plötzlich stolz auf sie. Und auf sich, dass er eine so gute Wahl mit ihr getroffen hatte. Sie hatte sich eine Belohnung verdient.
    »Mingan, das hast du gut gemacht. Ich bin sehr stolz auf dich.« Er konnte fast spüren, wie sie sich freute.
    »Danke, Herr. Ich habe es gern getan.«
    »Du hast mir eine große Freude gemacht. Du darfst dir etwas wünschen.« Das schien sie zu verwirren. Khanh merkte es daran, dass sie ihren Kalmar hin und her dirigierte. »Hast du denn etwa keinen Wunsch?«
    »Doch, Herr!«, beeilte sie sich. »Ihr wisst doch, was ich mir wünsche. Ich ... möchte eine Sari werden.«
    Khanh in seinem abgeschlossenen Raum, vor seinen schwebenden Monitoren, verzog das Gesicht vor Verachtung. Es verwunderte ihn immer wieder, wie naiv die meisten Menschen waren. Nicht nur

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