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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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bedeckte.
     

Schwarzes Land
    Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Irgendwann überwältigten ihn die Enge, die Hitze, der Druck, die Dunkelheit und die Atemnot. Irgendwann dachte er, er würde sterben, jetzt gleich, wenn er noch einen Moment länger in diesem Erdloch ausharren müsste. Panisch versuchte Sariel daher, sich aus dem Kyrrschal zu befreien und irgendwie mit Armen und Beinen frei zu buddeln. Die Panik war stärker als die Angst, dass das Feuer über ihm immer noch wüten und ihn augenblicklich verbrennen würde, sobald er wieder an die Oberfläche kam. Er wusste längst nicht mehr, wo oben oder unten war, aber er grub mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden. Und Biao half ihm.
    Biao konnte wie alle Kalmare seinen gesamten Stoffwechsel in Gefahrensituationen extrem herunterfahren. Angst kannte er nicht und so hätte er noch viele Tage so eingegraben liegen können. Sariel konnte das nicht. Sariel war ein Mensch, und Biao verstand das und half ihm mit seinen Tentakeln, sich frei zu schaufeln.
    Keuchend und hustend robbte sich Sariel aus dem Erdloch und ließ sich kraftlos auf den heißen Boden fallen. Im ersten Moment atmete er nur den beißenden Rauch der verbrannten Savanne ein. Das Feuer war über sie hinweggezogen, aber ringsum schwelte und qualmte das ganze Land. Sariel hustete und würgte und der heiße Boden verbrannte ihm fast Hände und Füße. Aber alles war besser als das Erdloch, und allmählich kam Sariel zu Atem und begriff, dass sie der Feuersbrunst entkommen waren.
    Es war immer noch Nacht, aber wenn er sich aufrichtete, konnte Sariel durch die Rauchschwaden die Feuerfront in der Ferne sehen, die sich weiter durch die Savanne fraß. Der Bach mit seinem schmalen Uferstreifen hatte das Feuer kurz aufgehalten und ihm eine andere Richtung gegeben. Der Bach und die Hoopis hatten ihm das Leben gerettet. Und der Nimrod, als er nach dem Zelt suchte. Die Hoopis hatten das Gras zu beiden Seiten des Bachufers weiträumig abgefressen und damit eine breite Feuersperre geschaffen. Ohne die Hoopis hätte er Mingans Feuerstelle nicht entdeckt und wäre achtlos weitergeritten. Aber wenn der Nimrod ihn nicht angegriffen hätte, wäre er ebenfalls bald wieder aufgebrochen. Hoopis und Nimrod hatten ihn an einer sicheren Stelle festgehalten und ihn damit vor dem Tod bewahrt.
    Der Platz um ihn herum war völlig verbrannt. Auch das Zelt mit allem, was darin gewesen war, Vorräte, Ausrüstung. Sogar das Shi war verbrannt. Sariel besaß nun keine Waffe mehr außer Liyas Messer. Aber das kümmerte ihn im Moment nicht.
    Sariel und Biao waren jedoch nicht die einzigen Überlebenden. Ein paar Rasselrücken schälten sich in der Nähe ungerührt aus dem Boden, als sei ein Steppenfeuer das Normalste auf der Welt. Mit ihren feuerfesten Mineralplatten auf dem Rücken hatten sie das Feuer auf ganz ähnliche Art und Weise überstanden wie er und machten sich umgehend wieder auf Nahrungssuche.
    »>Ihr solltet hier ebenfalls verschwinden«, sagte Liya plötzlich. »>Das Feuer wird die Ort aufhalten und eure Spuren verwischen. Vielleicht hat es auch Mingan aufgehalten. Du solltest den Vorsprung nutzen.«
    Kein Wort, dass sie sich freute, weil er überlebt hatte. Das verstimmte Sariel, und er verkniff sich, ihr zu sagen, wie sehr er sich freute, wieder ihre Stimme zu hören.
    Sariel grub Liyas Beutel aus dem Schutzloch. Das Letzte, was er jetzt noch an Ausrüstung besaß, und trotzdem wertlos, denn er durfte ihn ja nicht öffnen. Sariel band ihn sich um, gab Biao einen freundschaftlichen Klaps und ließ sich von ihm auf seinen Rücken helfen.
    »Dann wollen wir mal weiter, Dicker, was? Hast ja gehört, was der Boss gesagt hat.«
    »Wer ist der Boss? Was hat er gesagt?«
    »Nicht so wichtig.«
    »>Ah, verstehe! Der Boss, das bin ich, nicht wahr?«
    »Schlaues Mädchen.«
    »>Sag mal, hast du was oder so?«
    »Nein, alles okay. Ich lebe. Das reicht mir vorerst.«
    Sariel lenkte Biao in die Richtung, die er für Osten hielt. Die Nacht war lang auf Pangea, und Sariel wusste, dass er noch einige Stunden in völliger Dunkelheit reiten würde, bevor die aufgehende Sonne ihm die Richtung wies. Aber der ferne Feuerschein im Norden verbreitete immerhin genug Licht, dass er nun voraus einen riesigen Schatten ahnen konnte. Der Ngongoni war nicht mehr weit.
    »>Huan?«
    »Ja?«
    »>Ich bin froh, dass ihr das Feuer überstanden habt. Ich... ich hab schreckliche Angst um euch gehabt.«
    Die Freude war wie ein Windstoß, der frische, salzige

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