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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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einer Weile begann Sariel, das fremde Lied zu summen, das ihn vor langer Zeit an die Alster und in die Hände der Zeitvögel geführt hatte. Er summte es erst leise, um zu probieren, ob er sich noch daran erinnerte. Aber das Lied kam ihm so leicht von den Lippen, als hätte es in seinem Leben nie ein anderes gegeben. Also hob er die Stimme und sang lauter. Gegen das Heimweh und die Angst, der bevorstehenden Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Und Liya sang mit. Ihre Stimme nahm die gleichförmige Melodie auf und sang die Strophen in jener unbekannten Sprache. Das Lied.
    »Was ist das bloß für ein Lied?«, fragte Sariel.
    »Ich weiß auch nicht genau. Aber es ist sehr alt. Wir benutzen es, um den Weg durch die Wüste zu finden.«
    »Was ist das für eine Sprache?«
    »Keine Ahnung. Aber es ist schön, nicht wahr?«
    »Ja. Es hat mich hier hergebracht.«
    »>Vielleicht bringt es dich ja auch wieder zurück.«
    Auf den Gedanken war er noch gar nicht gekommen. Er hatte keine Idee, wie ihn das Lied wieder durch die Zeit zurück nach Hause bringen sollte, aber der Gedanke gefiel ihm, war etwas, an dem man sich festhalten konnte.
    »Das wäre schön.«
    »>Sehnst du dich sehr dahin zurück?«
    »Ich weiß es nicht ... Ja.«
    »>Dann lass uns weitersingen. Vielleicht hilft es ja. Vielleicht bringt es mich ja auch zurück.«
    Also sangen sie. Strophe um Strophe dieses endlosen, uralten, geheimnisvollen Liedes. Und weil Sariel nicht schlief, sondern das Lied sang, bemerkte er den schwachen Lichtschein durch die Zeltwand, noch bevor er Biaos alarmiertes Signal empfing.
    Mit einem Satz war er auf den Beinen, griff nach dem Shi und stürzte aus dem Zelt. Biao stand bereits am Fluss und blickte aufgeregt nach Osten. Von dort kam der Lichtschein. Ein schwacher rötlicher Streifen, wie ein Nachleuchten des Sonnenuntergangs, der fast den gesamten Horizont ausfüllte. Sariel dachte zunächst an Gewitter, doch dieses Leuchten sah völlig anders aus. Es war allerdings auch noch zu weit entfernt, um Genaueres zu erkennen.
    Das war auch nicht nötig, denn der Ostwind trug bereits den Brandgeruch heran. Die Siringit brannte auf einer Länge von etlichen Meilen und die Feuerwand raste genau auf sie zu. Sariel spürte plötzlich einen Anflug von Panik bei Biao. Offenbar war Feuer etwas, wovor er sich wirklich fürchtete. Liya spürte Biaos Panik ebenfalls und wusste sofort Bescheid. »Woher kommt das Feuer?«
    »Aus Osten. Es kommt auf breiter Front näher.«
    »>Kannst du sehen, wie schnell?«
    Sariel blickte nach Osten und konnte bereits Flammen erkennen. »Schnell. Sehr schnell.«
    »Ihr müsst da weg. Lass alles stehen und liegen und verschwinde mit Biao.«
    Die Frage war nur, wohin. Sariel erkannte, dass sich das Feuer in rasender Geschwindigkeit zu allen Seiten ausbreitete, und er wusste, wie langsam Biao war.
    »Wir schaffen es nicht mehr.«
    »Was soll das heißen, wir schaffen es nicht mehr?« »WIR SCHAFFEN ES NICHT MEHR!«, schrie Sariel. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung, aber wie er es auch drehte und wendete, wurde ihm zunehmend bewusst, dass das Feuer sie bereits in kaum einer Stunde einholen würde, wohin sie auch fliehen mochten.
    »Dann habt ihr nur noch eine Chance«, sagte Liya, und ihre Stimme klang plötzlich sehr ruhig und entschlossen. Gleichzeitig sah Sariel, wie Biao im Flussbett stand und anfing, mit allen Tentakeln wie wild im Sand zu scharren.
    »Ich habe es selbst noch nie gemacht, aber mein Vater hat es mir mal erklärt, für den Fall der Fälle. Hör mir genau zu. Du hast jetzt nicht mehr viel Zeit und du darfst keinen Fehler machen. Ihr müsst euch eingraben.«
    In aller Eile erklärte sie ihm, was er machen musste. Biao hatte bereits eine breite Kuhle in den schlammigen Sand gebuddelt und ließ nicht nach, weiterzugraben.
    »Das funktioniert doch nie!«, brüllte Sariel.
    »Nimm den Kyrrschal!«
    Sariel glaubte immer noch nicht, dass es klappen konnte, aber eine andere Chance hatte er nicht. Also wickelte er das Nimrodfleisch aus dem Kyrrschal und legte es sorgfältig ins Zelt. Selbst für den Fall, dass er überlebte, würde das Fleisch danach völlig verbrannt sein, aber es war eine Frage des Respekts gegenüber seinem Totemtier, es nicht einfach achtlos liegen zu lassen. Der Kyrrschal stank jetzt ziemlich, aber darauf achtete Sariel nicht mehr. Er lief zu Biao, der bereits zur Hälfte in einem tiefen Loch stand und immer noch weitergrub. Sariel warf einen Blick hinter sich und sah, dass die

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