Panic
nach draußen. Er landete im Schnee auf dem Verandadach, sprang zu Boden und rannte weiter. Butch war sofort tot.«
Er ließ den Kopf hängen.
Griff fragte: »Und was ist mit Ihnen?«
»Besser, ihr holt die anderen her«, sagte ich.
Eine Stunde später war ich wieder angezogen. Arnie hatte mir die Bisswunde am Arm gesäubert und frisch verbunden. Außerdem musste ich Unmengen Antibiotika und etliche Schmerztabletten schlucken. Meine Rückenmuskeln waren steif, mein linker Arm und die linke Wange tobten, aber mein Verstand war klar.
Sie hatten sich schweigend um mich herum versammelt. Das verzweifelte Chaos, in das ich gestolpert war, war einer pessimistischen, nervösen Wachsamkeit gewichen; daran würde ich nichts ändern, das wusste ich. Meine Geschichte könnte die Sache eher noch verschlimmern, zumal ich die Begegnung mit dem Killer überlebt hatte.
Ich erzählte, wie ich den Standort seines Lagers im Zusammenfluss von Sticks und Dream River erraten hatte, wie ich mich stromaufwärts gekämpft hatte und dann hinüber zur Insel gewatet war, wie ich die Höhle betreten, das Foto und noch ein zweites Bild auf einem makabren Altar gefunden hatte. Bevor ich weiterreden konnte, fiel Lenore mir ins Wort. »Wer ist das auf dem Foto?«
»Ist doch egal«, schnaubte Phil. »Wer ist der Dreckskerl unter dem Wolfsfell?«
»Das wollte er mir nicht sagen«, erwiderte ich. »Er hat mich nur immer wieder gefragt: ›Weißt du, wer ich bin? Weißt du, wer ich bin?‹ Als ich ihn fragte, ob er James oder Ronny Metcalfe sei, hat er nur gelacht.«
Theresa vergrub das Gesicht an Nelsons Schulter und wimmerte: »Er ist wahnsinnig. Er wird uns alle umbringen. Und wir wissen nicht mal warum.«
Auf der Couch neben ihr saß Sheila und schaukelte sanft vor und zurück. Sie hatte sich ein Taschentuch auf den Mund gedrückt und starrte unentwegt auf das Foto. Cantrell lehnte steif, mit verkniffenen Lippen, am steinernen Kaminsims. Kurant beobachtete beide, vor allem Sheila. Sein rotes Haar leuchtete im Schein der auflodernden Flammen. Unwillkürlich fühlte ich mich wieder in die Höhle versetzt und musste an die rasende Wut des Killers denken. Und plötzlich stand mir überdeutlich vor Augen, warum das alles passiert war, und mir wurde übel.
»Diana?«, sagte Griff und rüttelte mich sanft. »Was ist los? Arnie hat Sie gefragt, was in der Höhle passiert ist, nachdem Sie das Foto gefunden haben.«
Bestürzt stammelte ich: »I-ich weiß jetzt, w-wer der Killer ist und was er hier w-will.«
Phils Kopf schoss nach vorn wie der einer Schnappschildkröte beim Fröschefangen. »Sie wissen, wer …? Aber Sie sagten doch … Scheiße … wer?«
Ich zeigte auf Cantrell. »Fragen Sie Mike.«
Der Pächter stieß sich vom Kaminsims ab, als wolle er sich prügeln. »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
»Sie wissen es«, sagte ich. »Ihre Gesichter müssen Sie doch Nacht für Nacht verfolgen.«
»Weiß überhaupt nicht, wovon Sie da reden, Lady«, sagte er. Sein harter Blick hütete wie eine fest verschlossene Muschel ein grausames Geheimnis.
Ich begegnete seinem kalten Blick und hielt ihm fast eine Minute lang stand, bis Sheila es nicht mehr ertrug und das Taschentuch vom Mund riss. »Hör auf damit, Mike, hör endlich auf! Es ist vorbei. Ich will nicht mehr mit dieser Lüge leben!«
Sie war aufgesprungen, nicht mehr länger die kleine graue Maus. Sie war rot im Gesicht, überreizt und böse.
»Setz dich hin, Sheila«, knurrte Cantrell. »Und halt den Mund, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
»Ich werd den Mund nicht halten, hörst du? Ich kann nicht mehr. Und ich werd dich auch nicht mehr decken!«, schrie sie. Sie wandte sich mir zu. »Das da auf dem Foto ist Lizzy Ryan – ich würde ihr Gesicht immer und überall erkennen. Denn das da draußen ist Devlin Ryan, hab ich Recht?«
»Vorhin in seiner Höhle wusste ich es noch nicht mit Sicherheit. Aber jetzt denk ich, dass es so ist.«
»Dann Gnade uns Gott«, stöhnte Sheila, sank auf den Stuhl zurück und weinte. Ihr Mann machte keinerlei Anstalten, sie zu trösten.
»Devlin? Lizzy? Kann mir einer erklären, was hier los ist?«, rief Earl von seiner Liege aus.
Ich sagte zu Cantrell: »Sind Sie Manns genug, es ihnen zu sagen, oder soll ich es tun?«
Einen Moment lang zögerte er; dann baute Phil sich vor ihm auf, die massiven Pranken zu Fäusten geballt. »Mein Kumpel Butch liegt da draußen auf Eis. Ich hatte ’nen Pfeil im Arm. Wenn Sie nicht bald das Maul
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