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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Stimme sagte: »Ich war schon ein paar Wochen an der Geschichte dran gewesen. Da bekam ich einen Hinweis, dass Teague oben in Kanada unter neuem Namen wieder ins Geschäft kommen wollte. Ich ging der Story nach.«
    »Sie konnten die Sache nicht auf sich beruhen lassen, oder?«, sagte Cantrell.
    »Ich hab Sie nicht gebeten, wieder als Jagdführer zu arbeiten«, sagte Kurant, jetzt mit unverhohlenem Hass. »Sie erledigen Ihren Job, ich den meinen.«
    »Kommen Sie endlich auf den Punkt«, ging Arnie dazwischen.
    »Dass Sie den Namen Cantrell angenommen hatten, war noch einfach herauszufinden, aber von da an musste ich ganz schön graben, bis ich wusste, dass Sie dieses Revier gepachtet hatten. Ich hab mir also die Geschichte des Metcalfe-Reviers näher angesehen und dachte mir, ein Besuch hier könnte sich lohnen. Also hab ich mir hier eine Hütte gebucht.«
    Kurant rutschte unbehaglich hin und her und rieb sich die geschwollene Lippe. »Ich könnte ein wenig Eis gebrauchen.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Phil. »Wenn Sie nicht auf der Stelle weiterreden, hol ich das Messer wieder raus.«
    »Ist ja gut, ist ja gut, Sie brauchen nicht andauernd zu beweisen, was für ein Kerl Sie sind«, fuhr Kurant ihn an. »Ich hab Ryan über das Anthropologische Institut an der Michigan State aufgespürt; man sagte mir, er habe nach dem Prozess gekündigt und lebe jetzt wieder in Nordmexiko, bei den Huichol-Indianern. Konnte es sich wohl leisten, mit der Entschädigung, die ihm die Versicherung gezahlt hatte. Da unten scheint das Leben ja auch nicht sonderlich viel zu kosten. Ich spreche ziemlich gut spanisch, also reiste ich im Juni dorthin, um herauszufinden, was aus Ryan geworden war. Hab ungefähr eine Woche gebraucht, bis ich das Dorf in der Sierra fand, in dem er die ersten Jahre nach dem Mord an Lizzy verbracht hatte.«
    »Es war ein Unfall!«, warf Sheila ein.
    »Ich nenne es Mord«, widersprach Kurant.
    »Was haben die Menschen dort über Ryan gesagt?«, fragte ich, weil ich daran denken musste, wie sehr es ihn mitgenommen hatte, als er erzählte, dass er aus der Gemeinschaft verstoßen worden war.
    »Es war eigenartig«, sagte Kurant. »Die Huichol waren zunächst alle sehr gastfreundlich, baten mich in ihre Häuser, gaben mir zu essen, doch sobald ich Ryan erwähnte, wurden sie ernst und baten mich höflich zu gehen. Endlich brachte ich eine alte Frau dazu, mir den Grund dafür zu sagen. Ich hatte Ryans Dissertation über die Huichol gelesen und verstand ansatzweise, wovon sie redete, aber bei weitem nicht alles. Im Grunde glauben sie an Hirschwild, Getreide und Peyote. Sie haben viele Rituale«, erzählte Kurant weiter. »Eine ihrer Gottheiten ist der Hirsch, und mit Hilfe von Peyote halten sie Zwiesprache mit ihren Göttern und verschaffen sich Visionen. Das Ganze ist, wie gesagt, ziemlich kompliziert, und ich behaupte nicht, dass ich alles verstanden habe. Doch soweit ich es begriffen habe, war Ryan dabei, ein
Mara’akame
zu werden, wie sie es nennen.«
    »Ist das nicht so ’ne Art Hexendoktor?«, fragte Lenore.
    »Nein, kein Hexendoktor, ein Schamane«, erwiderte Kurant herablassend. »Ein Schamane ist ein geistiger Führer. Und es ist nicht leicht, einer zu werden. Die Ausbildung dauert Jahre, sagte mir die alte Frau, und die meisten, die es versuchten, könnten die Anforderungen nicht erfüllen.«
    »War es das? Hat Ryan die Anforderungen nicht erfüllt?«, fragte Griff.
    Kurant nickte. »Die alte Frau sagte, sein Herz sei ›nicht mehr rein‹ gewesen. Der Schamane, der ihn unterrichtet hatte, wollte den Unterricht nicht mehr fortsetzen, nachdem Ryan mit Daturapflanzen herumexperimentiert hatte. Das ist ihre Bezeichnung für den gemeinen Stechapfel, eine sehr mächtige psychotrope Droge mit bösen Nebenwirkungen. Ryan war mächtig sauer und ist in ein höher gelegenes Dorf in der Sierra gezogen, in dem angeblich ›Zauberer‹ lebten.«
    »Jetzt mal halblang«, sagte Arnie spöttisch.
    »Ich wiederhole nur, was die alte Frau mir erzählt hat«, entgegnete Kurant trotzig. »Für die Huichol ist es kein Witz. Für sie sind Zauberer gescheiterte Schamanen, Leute, die sich eine gewisse Macht erworben haben, aber nicht die nötige Stärke und das nötige Wissen besitzen, um diese Macht im Guten zu gebrauchen. So ein Zauberer ist wie ein Junge, der von seinem Vater als ersten Wagen eine Corvette geschenkt bekommt. Da ist der Unfall schon vorprogrammiert.«
    Diese letzte Bemerkung versetzte mir einen Stich. Ich hatte

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