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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Cals Dad wusste nicht, dass er die Kombination jetzt schon fast seit drei Jahren kannte. Er hatte ungefähr genauso lange gebraucht, um sie herauszufinden. Jedes Mal, wenn seine Eltern aus dem Haus gegangen waren, hatte Cal verschiedene Kombinationen durchprobiert– Geburtstage, Telefonnummern, mathematische Gleichungen, die er in der Schule gelernt hatte. Nichts funktionierte, aber er gab nicht auf. Dabei hatte er gar nicht gewusst, was sich in dem Safe überhaupt befand. Wenn er seinen Dad fragte– wenn er denn mal hier war, was nicht allzu oft vorkam–, wollte der es ihm nicht verraten. Im Lauf der Zeit war es seine ganz persönliche Geheimmission geworden. Er war ein Spion, und von der Lösung dieses Rätsels hing das Schicksal der Welt ab. Er wurde regelrecht besessen davon.
    Mit vierzehn Jahren fand er die Kombination endlich heraus. Seine Eltern waren beim Abendessen in guter Stimmung gewesen, so fröhlich wie lange nicht. Sie hatten Cal erzählt, wie sie sich auf einer Party im West End kennengelernt hatten.
    Du warst so hübsch, hatte sein Dad gesagt und seiner Mum einen Blick zugeworfen, den Cal erst später richtig deuten konnte. Du warst meine perfekte kleine 90-60-90.
    Mit diesen Zahlen hatte er nichts anfangen können. Am nächsten Tag nach der Schule war es ihm zumindest einen Versuch wert. Als sich der Safe mit einem Klicken öffnete und die dicke Tür aufschwang, hatte er gar nicht mehr aufhören können zu kichern.
    Genau wie jetzt– die Erinnerung ließ einen irrwitzigen Lachanfall in ihm aufsteigen. Er schluckte ihn herunter und sah sich noch einmal um, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Safe widmete, in dem noch dieselben Dinge lagen, die er vor drei Jahren dort entdeckt hatte. Auf der rechten Seite türmten sich mehrere Geldbündel auf– Zehner, Zwanziger und Fünfziger in hübschen kleinen Stapeln. Der Betrag war nie derselbe. Einmal hatte er nachgezählt und war auf über hundert Riesen gekommen– mehr als genug, damit sich Cal hin und wieder ein paar hundert Pfund nehmen konnte, ohne dass es groß auffiel. Daneben war ein kleiner, flacher schwarzer Kasten, in dem seine Mutter ihre wertvollsten Juwelen aufbewahrte. Auf dem Kasten lag eine tragbare Festplatte, auf der wohl nur Familienfotos und solche Sachen gespeichert waren. Er hatte nie nachgesehen.
    Sonst war nur noch ein weiterer Gegenstand im Safe, und auf den hatte es Cal abgesehen. Er war schwer, fast unnatürlich schwer, schwerer als es in den Filmen immer aussah. Der polierte Holzgriff schmiegte sich perfekt in seine schweißnasse Hand, der matte Silberlauf war viel länger als der der Luftpistole, die Cal in seiner Nachttischschublade aufbewahrte. Er öffnete die Trommel– sechs leere Löcher gähnten ihn an– und schloss sie mit einer energischen Bewegung des Handgelenks. Er spannte den Hahn, wobei die Sehnen in seiner Hand vor Anstrengung protestierten, dann drückte er ab. Klick.
    Seit drei Jahren spielte er mit dieser Waffe, hatte sie tausendmal gespannt und abgefeuert. Einmal hatte er sie sogar mit Patronen geladen, aus der Schachtel mit der Aufschrift .38 hinten im Safe. Da hatte er sich nicht getraut, den Hahn zu spannen, damit er nicht aus Versehen in die Wand oder sein Bein schoss. Cal konnte sich seinen Dad, der langsam eine Glatze bekam, eine Brille trug und generell sehr sanftmütig und leise war, nur schwer mit dem Revolver in der Hand vorstellen. Seine Mum sagte immer, er wäre » Geschäftsmann«. Dieses Geschäft erforderte zumindest eine monatliche Reise nach Spanien und brachte es mit sich, dass sich abends öfter mal zwielichtige Gestalten in ihrem Haus herumtrieben. Tief in seinem Herzen kannte Cal natürlich die Wahrheit, obwohl er es sich nie eingestanden hätte. Sein Dad gehörte zu den Bösen.
    Cal steckte noch zwei Geldscheinbündel– ein paar Tausend, schätzte er– sowie die Schachtel mit den Patronen ein. Dann stieß er die Safetür mit dem Ellbogen zu und drehte am Schloss, bis es wieder einrastete. Einen Augenblick lang überkamen ihn Zweifel: Wenn man ihn auf der Straße mit einer Waffe, einer echten Waffe, erwischte, würde er nicht einfach nur mit einer Verwarnung davonkommen. Nein, man würde ihn für eine lange, sehr lange Zeit einbuchten.
    Wenn er sie aber hierließ…
    Er sah die Meute vor sich, die krallenartigen Finger, die Knöchel, die sich in seine Haut bohrten, dicke Hände um seinen Hals. Wenn er den Revolver nicht mitnahm, würde er es früher oder später bereuen.
    » Kommt doch,

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