Panik: Thriller (German Edition)
schloss. Sie war nur halb erleichtert, weil sie die Suche nach ihr aufgegeben hatten, wusste sie doch, dass sie jetzt ihre Eltern holen und mitnehmen würden, ohne dass sie sich von ihnen verabschieden konnte. Sie setzte sich wieder unter das Fenster, legte den Kopf in die Hände und fing an zu weinen.
Brick
Fursville, 16 : 30 Uhr
Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts.
Brick hätte den Laptop mit Freuden in den Ozean geschleudert. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Er saß jetzt seit vier Stunden im Foyer und hatte die letzte Dreiviertelstunde damit verbracht, die Yahoo-Seite ständig neu zu laden. Bis auf die Werbebanner blieb sie völlig unverändert– seine verzweifelte Frage und die Antwort dieses Vollidioten. Wenn er PWN _U13 in die Finger kriegte, würde er ihn zu Lisa in den Keller werfen und zusehen, wie sie ihm den Kopf abriss. Dann würden sie schon sehen, wer hier Psychoprobleme hatte.
Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts.
» Nun mach schon, du Schrotthaufen«, schrie Brick, packte den Laptop und schüttelte ihn. Der Akku war nur noch zu einem Viertel voll. Wenn er leer war… daran wollte er gar nicht erst denken. Er sollte Energie sparen, aber je länger er hier saß, desto nervöser und wütender wurde er. Er fluchte und war kurz davor, sich die Haare zu raufen. » Mach schon!«
Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts.
Diesmal hämmerte er mit der Faust auf die Tastatur. kjhhjuk erschien in dem Textfeld für die Frage. Er löschte die Zeichen und schrieb stattdessen » Wie würde es dir gefallen, wenn ich dich auf den Boden schmeiße und auf deinem bescheuerten Elektronenhirn rumtrample?« Er drückte auf Enter und war nicht allzu sehr überrascht, dass Yahoo keine passende Antwort für ihn parat hatte. Er klickte sich wieder auf seine Frageseite. Nichts. Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts.
Es war noch nicht mal fünf, und doch schien es im Foyer dunkler und kälter zu werden. Die Vorstellung, dass sich die Nacht erneut wie eine Decke über ihm und Lisa ausbreiten würde, erschreckte ihn. Was, wenn sie im Dunkeln entkam, durch die Gänge irrte, plötzlich neben ihm stand…
Er zitterte und verdrängte die Vorstellung. Irgendetwas musste vorher passieren. Er musste etwas tun.
Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts.
Seine Wut war wie ein Lebewesen, das seine Tentakel durch Bricks Kehle in sein Gehirn schob und ihn zum Wahnsinn trieb. Den Jähzorn hatte er von seinem Alten geerbt. Die Stimmung seines Dads konnte so schnell kippen, wie man einen Lichtschalter umlegt. In einem Moment war er glücklich und lachte und blödelte herum, im nächsten – tatsächlich im nächsten Augenblick – konnte sich sein Blick verfinstern, das Lächeln aus seinem Gesicht verschwinden, und dann holte er aus. Patsch! Reiß dich zusammen, Brick. Sei nicht so kindisch, Brick. Verpiss dich und kümmer dich um deinen Kram.
Zugegeben, so schlimm war es bei Brick nicht. Ab und zu hatte er Lisa angeschrien, wenn sie ihm auf die Nerven gegangen war, und ein paarmal wäre ihm fast die Hand ausgerutscht. Fast. Am Schlimmsten war es gewesen, als sie einmal bei ihr Cider getrunken hatten. Ihre Eltern waren unterwegs, und er hatte das Glas in ihrem Zimmer gegen die Wand geschmissen. Jetzt wusste er nicht einmal mehr, weshalb er eigentlich so wütend gewesen war. Irgendwas mit ihrem Ex. Er hatte rot gesehen, die ganze Welt war ein einziger blendender Blitz. In diesen paar Sekunden war er zu allem fähig gewesen. Glücklicherweise hatte er ihr nichts angetan. Er glaubte nicht, dass er in der Lage wäre, ihr wehzutun – außer in Notwehr. So einer war er nicht.
Das galt jedoch nicht für den Laptop. Wenn er wieder diesen Zorn spürte, würde es ihm an den Kragen gehen.
Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Nichts. Aktualisieren. Ni…
Mittlerweile machte er es so automatisch, dass er erst nach ein paar Sekunden kapierte, dass sich etwas verändert hatte. Unter der ersten war noch eine zweite Antwort, und sie setzte so viel Adrenalin in seinem Körper frei, dass er sie zunächst kaum lesen konnte. Er holte tief und zitternd Luft und schloss ein paar Sekunden lang die Augen. Als er sie wieder öffnete, war er etwas ruhiger. Die Antwort stammte von jemandem namens CalMessiRonaldo.
was geht, mann? dein ernst? ist mir auch grad passiert, war in der schule, alle gehen ohne grund auf mich los, jagen mich
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