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Panter, Tiger und andere

Panter, Tiger und andere

Titel: Panter, Tiger und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Tucholsky
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war doch eine verdammt lustige Affäre gewesen, solange es eben gedauert hatte!‹ Und was würde die Operation wohl kosten? ›Das hätte ich mit Doktor Dilling genau ausmachen müssen aber nein, hols der Teufel, es ist mir ganz egal, es kostet eben, was es kostet!‹« Und dann bleibt er bei Muttern.
    Dies ist Babbitt, das Buch vom modernen Amerika. Ich habe eine Amerikanerin gefragt, eine Dame, bei der die ausgezeichnete Alice Salomon drüben zu Gast gewesen ist, was sie von Lewis hielte. Sie sagte: »Ich habe ›Main Street‹« – das ist ein zweites, in Amerika nicht minder bekanntes Werk von Lewis – »gar nicht zu Ende lesen können: so hat es mich geärgert, und so wahr ist es!« Und das ist auch eine Empfehlung.
    Dieser Amerikaner scheint mir weit, weit über Sternheim und Leonhard Frank zu stehn, die den Bürger bekämpfen, beschimpfen, verlachen, kalt schildern – und die ihn nicht ordentlich kennen. Meinethalben: seine Seele oder seine Seelenlosigkeit. Nie und nimmer seinen Apparat, seine Welt, seine Kulissen. Hier sind keine religiösen Ausbrüche, hier sind keine Bürgerschemen, hier ist kein Schutzmann und kein Kanzlist, die sich so benehmen, wie sich Schutzleute und Kanzlisten seit Menschengedenken nicht aufgeführt haben: hier ist einfach ein Lebewesen, das nicht anders sein kann. Nicht sehr dumm, nicht einmal übermäßig beschränkt, vielleicht etwas weniger vollgepfropft mit wissenschaftlichen und gebildeten Redensarten als andre Leute – aber eben ein Zivilisierter.
    Das Buch, in einer nichtssagenden grauen Antiqua gedruckt, ist ganz gut übersetzt. Gescheitert ist die Übersetzerin nur am Slang. Es gibt keinen reichsdeutschen Slang; wenn die Leute sich hier in der Sprache gehenlassen, dann fallen sie unbedingt in irgendeine lokale Dialektfärbung. Unglückseligerweise hat die Übersetzerin hierfür das Wienerische gewählt, das für ein amerikanisches Buch besonders ungeeignet ist. »Da schaun’s her« und »so ein Strizzi!« im Pullman-Wagen ausgerufen: das will mir nicht recht einleuchten. Der Rest ist aber treffend herausgekommen.
    Dieser Publikation fehlt nur eins. Auf der letzten Anzeigenseite müßte die Ankündigung eines gleichen deutschen Werkes stehen. Die Deutschen werden über den Amerikaner lachen. Aber nimmermehr begreift Herr Wendriner, dass auch er ein Babbitt ist; dass auch seine Vorstellungen, Gedanken, geläufigen Begriffe so lächerlich wirken können, wenn man sie still und freundlich aufreiht, ohne etwas dazu zu sagen; dass es gerade die Dinge sind, die ihm selbstverständlich erscheinen, über die er gar nicht mehr diskutiert, und die in ihrer Würde so unbegreiflich albern sind; dass seine Dresdner Bank, sein Opernball, seine Literatur, seine Symphoniekonzerte, seine elektrische Wohnungseinrichtung und seine Geschäfte genau, genau, genau dasselbe Maß an Widersinn und Sinnlosigkeit ergeben, wie es bei Babbitt der Fall ist. Bei Babbitt, dessen Autor uns eine Gestalt gegeben hat, eine für Millionen, um ihn herum ein hinreißendes Buch und – so ganz nebenbei –: Amerika.
    1925

Das Buchhändler-Börsenblatt
    Am 6. August habe ich im Neuen Deutschen Verlag in Berlin ein Bilderbuch erscheinen lassen: »Deutschland, Deutschland über alles!« John Heartfield hat die Photos montiert. Von dem Buch ist hier – getreu einer alten, guten Tradition S. J.s. – nicht gesprochen worden; wir haben nur eine Probe veröffentlicht. Wenn ich auf das Werk zurückkomme, so geschieht es für uns alle.
    Der Neue Deutsche Verlag hat dem ›Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel‹, jenem täglich erscheinenden Organ, das den Sortimentern als Unterlage für ihre Bestellungen dient, ein Inserat übersandt, in dem mitgeteilt wird, dass das 15. bis 25. Tausend des Buches zur Auslieferung gelangt ist.
    Die Redaktion des Börsenblatts hat dem Neuen Deutschen Verlag daraufhin folgendes Schreiben übersandt:
    Sehr geehrte Firma!
    Gegen den weiteren Abdruck der Anzeige betr. Ihr Verlagswerk Tucholskys, »Deutschland, Deutschland über alles« liegt ein Einspruch vor. Unsere vermittelnden Schritte waren ohne Erfolg, so dass sich jetzt die maßgeblichen Stellen des Börsenvereins mit der Angelegenheit beschäftigen werden. Da es nicht abzusehen ist, wann eine Entscheidung getroffen wird, gestatten wir uns, Ihnen das Manuskript zurückzugeben, für den Fall, dass Sie die beiden andern Bücher zunächst gesondert anzeigen wollen.
    Hochachtungsvoll ergeben
Schriftleitung des Börsenblatts für

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