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Panter, Tiger und andere

Panter, Tiger und andere

Titel: Panter, Tiger und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Tucholsky
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nicht. Er spielt: einmaliges Individuum.
    Die Klugen (die Anwesenden natürlich eingeschlossen) geben das alles für den Beruf und für das Gemeinschaftsleben zu. »Aber«, sagt jeder von ihnen, »aber … man hat doch da so seine kleinen Eigenheiten …« Und hier wird die Sache restlos komisch.
    Denn grade bei den »kleinen Eigenheiten« ist die Übereinstimmung so groß, dass man glauben sollte, die Menschen würden in Serien hergestellt.
    Die Tage der Niedergeschlagenheit, wo alles aus ist: Beruf grau, Liebe danebengegangen, Geld flöten, Bücher langweilig, das ganze Leben verfehlt – der andere auch! Der merkwürdige Waldspaziergang damals, wo von den Fichten lauter Gestorbene heruntergrüßten und so schauerlich nickten, und wo du schneller gingst, weil du Furcht hattest, dich drüber ärgertest, Mut markiertest, und nun noch mehr Furcht hattest – der andere auch! Der wie ein Nieskitzel plötzlich auftretende Reiz, bei ganz ernsten Situationen lachen zu müssen, die Angst davor, das Bemühen, dieses blödsinnige Lachen grade noch herunterzuschlucken – der andere auch! Immer: der andere auch.
    Du hast da morgens, wenn du dich anziehst, eine Reihe kleiner, fast sakraler Handlungen… der andere auch. Du hast manchmal, bevor du in ein fremdes Haus gehst, die »Portalangst«… der andere auch. Du bist mutig, sagen wir, beim Zahnarzt und feige vor dem Examen oder umgekehrt… der andere auch. Du machst so eine komische Bewegung mit den Kinnbacken, wenn du ein Buch aufschneidest… Immer, immer: der andere auch.
    Ja, zum Donnerwetter, sollen wir denn nun gar nichts mehr haben, das uns ganz allein gehört? Doch, das gibt es vielleicht… aber es finden sich stets, wenn man näher zusieht, Hunderte, die machen es dann doch genau so, und Tausende, die machen es beinah so, und Zehntausende, die machen es ähnlich…der andere auch.
    Es tut gut, das zu wissen.
    Denn nichts ist gefährlicher, als den Partner zu niedrig einzuschätzen – auf diese Weise sollen schon Kriege verloren gegangen sein. Glaub du ja nicht, du seist der einzig Schlaue weit und breit; du allein verständest den Reiz der Einsamkeit auszukosten; habest allein den Wunsch, mit einer Frau auf einer einsamen Insel (für vier Wochen) zu wohnen…glaub das nicht. Und doch glauben wir es im stillen alle.
    Wir besetzen das Theater des Lebens so:
    Hauptrolle: ICH. Dann eine ganze Weile gar nichts. Dann eine unübersehbare Statisterie: die ändern. Nicht, dass wir sie nun alle für dämlich hielten…aber eben doch nur: für die »andern«…und es gehört schon eine ganze Menge Lebensklugheit, nein, Weisheit dazu, einzusehen, dass es mit den andern im Grunde genau, aber ganz genau so bestellt ist, wie mit uns. Denn jeder von ihnen hat schon verzweifelt vor einem Haus auf eine Frau gewartet und dabei an dem Haus hochgesehen wie an einem bösen Urwelttier … jeder von ihnen hatte seinen kleinen Stolz, als er sich freigeschwommen hatte; jeder von ihnen hat vier kleine dumme Gegenstände in den Schubladen, die behangen sind mit Erinnerungen…jeder hat das. Nicht nur du allein. Nicht nur ich allein.
    Jeder hat, um es mit einem Wort zu sagen, die unaufgeräumte kleine Schublade, auf die jeder so stolz ist, als habe er sie ganz allein.
Sind Sie eine Persönlichkeit?
    Der andere auch! Der andere auch!! Der andere auch!!!
    Nachdenkliches Chanson
    Nach einigen Schwedenpünschen
beginnen Sie zu wünschen:
Sie drehen ganz im stillen
die bunten Zuckerpillen:
    »Ein Wochenendhäuschen…und dann einen Beruf, der einem Spaß macht… nein, überhaupt keinen Beruf… eine anständige Rente… weißt du, so eine, die nicht zu sehr beschwert…also sagen wir: 500 Mark im Monat, na, ich wär’ schon mit 800 zufrieden – also die Rente… dann würd’ ich studieren… und angeln… und radiobasteln… irgendwo im Grünen, im Stillen…eine nette Frau…Kinder…und nichts von der Welt hören und sehen – aber das, sind so meine Privatwünsche… das kann man keinem Menschen sagen – das versteht ja keiner…«
    Ach!
Damit stehn Sie aber nicht vereinzelt da!
So was denkt man von Florenz bis Altona!
Was Sie da so treiben, das hat lange im Gebrauch
der andere auch!
der andere auch!
der andere auch!
     
Man schluckt voll Wut mitunter,
weil man muß, so manches runter.
In der Nacht, beim Mondenscheine,
nimmt man Rache – ganz alleine:
     
    »Ich bin zu gut für diese Welt… diese Kerls können mir alle nicht das Wasser reichen…die fühlen eben, dass ich mehr bin, als

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