Panter, Tiger und andere
nicht lächerlich machen – es ist schön, wenn Pferde getränkt werden.
Es ist auch etwas Freude an der menschlichen Überlegenheit dabei: dass es ein Mensch ist, der ihnen zu trinken gibt. Trinken sie zum Beispiel aus einem fließenden Bach, so gönnt man es ihnen, aber das Bild verliert etwas von dem Behagen, mit dem uns das erste erfüllt. Wir sind wohl sehr eitel, als Gattung.
Und dann ist es auch schön, weil Pferde nicht sprechen können. Kommt ein durstiger, durchschwitzter Wandersmann an die Theke des kleinen Gasthauses und sagt: »Ein großes Helles! Donnerwetter, ist das heute eine Hitze…«, dann trinkt er, und es ist kaum ein ästhetischer Genuß, ihm zuzusehn. Wenn nachher seine Augen glänzen und er »Ah –« macht, dann wirkt er auf uns, die wir keinen Durst haben, eine ganze Kleinigkeit albern.
Warum es grade bei den Pferden so ist, das weiß ich nicht. Man fühlt sich gut, wenn man sich vor ihnen gut fühlt. Eine milde Woge von Tierliebe quillt in einem auf. Aber die täuscht.
Denn läuft das Pferdepaar nachher nicht schnell genug, dann sind wir auf den Kutscher böse, weil er ihnen nicht ordentlich einen überzieht »La race maudite, à laquelle nous appartenons…«, sagte jener Fridericus in seiner Muttersprache. Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut.
1929
Warum mein Kontoauszug neulich einen Fehler hatte
Damit einer liebe, ist es nicht nötig, dass viel Zeit verstreiche, dass er Überlegung anstelle und eine Wahl treffe, sondern nur, dass bei jenem ersten und alleinigen Anblick eine gewisse Übereinstimmung gegenseitig zusammentreffe oder das, was wir hier im gemeinen Leben eine Sympathie des Blutes zu nennen pflegen … Demgemäß ist auch der Verlust der Geliebten durch einen Nebenbuhler für den leidenschaftlich Liebenden ein Schmerz, der jeden ändern übersteigt.
Schopenhauer
»… bei der Sortenkasse anfragen, ob er da noch was hat… Nein, da hat er ja nichts… Paske, Parmel, Panter… 2645, dann gehen die 500 ab, aha! da ist ja noch ein Eingang, dann schuldet er uns also gar nichts. Doch: 78 Mark – die stehn noch offen. 78… 78 … 78… Siebzig, siebzig, siebzig…was sich neckt, das liebt sich… Formular! Also:
Ihnen anliegend den Auszug Ihrer werten Rechnung bei uns zu überreichen, abschließend mit einem Saldo von – Es widerspricht ihrer Moral, sagt sie. Na, so ein Zimt! Moral! Moral! Als ob Liebe was mit Moral zu tun hat! Himmelherrgottdonnerwetter - das wär’ mal eine Frau gewesen! Gibt’s das alle Tage? Nein, das gibt’s nicht alle Tage. Eine wirklich vernünftige Person und lustig und frisch wie ein junges Mädchen und in puncto puncti… na, lassen wir das.
Wie die hier alle stehn und rechnen – also von den Kollegen versteht ja das Mädel keiner. Keiner. Saldo von…Gleich das erstemal, wie ich sie gesehen habe… also das war wie ein Blitz. Ich hab’s ihr auch gesagt. Doch, man muß das sagen. Und was sagt sie da? Ihre Moral –! Wirklich, ich habe ein Pech … Kommt schon mal ‘ne leere Droschke, dann sitzt einer drin! Und das wäre ja alles noch zu ertragen, aber das Gemeinste an der Sache ist: sie liebt ja. Sie ist ja gar nicht so. Sie liebt. Aber verdammt noch mal: einen andern.
Und das hat sie mir auch noch erzählt! Mit allem Komfort hat sie mir das erzählt! Nein! Fragen Sie oben in der Registratur! Ich hab’ ihn nicht. Affe! Ja… alles hat sie erzählt, Raffinement? Glaub’ ich nicht. Nö, raffiniert ist die nicht, dazu ist sie wohl zu raffiniert. Aber… sie liebt. Doch – ja. Ich habe ganz frech gefragt: Wo denn? Ich sage: Wo denn? Wenn Mama so aufpaßt? Sie sagt: Gottes Natur ist groß. So, sage ich. Na, kurz und klein: ich habe dann manches aus ihr rausgekriegt. Saldo von… der Teufel soll diesen Panter holen und das ganze Kontokorrent! Ich hab’ es alles rausgekriegt. Und jetzt bin ich seit drei Tagen reine wie besoffen – ich werde das Bild nicht los, ich… werde das nicht mehr los.
Ich seh sie immerzu, mit dem. Ein schöner Kerl wird das sein – wahrscheinlich irgend so ein Sportfatzke. Blond, groß … oder klein, vermiekert… hähä … nein, das liebt sie nicht… das kann nicht sein. Blond, groß … Wo hab’ ich denn meinen Spiegel? Ich seh heute gar nicht gut aus … sonst seh ich ganz gut aus… aber heute … kein Wunder.
Das Mädel geht mir nicht aus dem Kopf. Und immerzu das, immerzu das Bild. Die gehen Hand in Hand zusammen in den Wald … dann schlenkern sie so mit den
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