Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
ausgerechnet dazu einsetzen musstest, um mich um meinen Sex zu bringen.«
»Keine Sorge. Du kriegst deinen Sex!«
Knutschend stolpern wir in Richtung Schlafzimmer, wo ich Fred aufs Bett schubse und mich auf ihn setze.
»Na«, sage ich zwischen zwei Küssen, »bist du jetzt froh, dass ich deine Zahnbürste benutzt habe?«
»Sehr froh.« Seine Hände wandern unter meine Bluse und öffnen den BH. »Eine Frage noch.«
»Ja?«
»Auf die Gefahr hin, mich dieses Mal selbst um meinen Sex zu bringen: Was ist mit deinem Freund? Mit diesem Nils?«
»Nils? Nils erwartet morgen eine Entschuldigung«, sage ich grimmig, »und die soll sich dann wenigstens lohnen.«
Autsch! Ein stechender Schmerz fährt durch meinen Kopf, als ich vorsichtig ein Augenlid anhebe. Es ist hell, unnatürlich hell, in diesem Raum, von dem ich nicht weiß, wie ich hergekommen bin. Nur durch einen schmalen Spalt blinzle ich zu dem bodentiefen Fenster hin, durch das gnadenlos die Sonne hereinscheint. Natürlich. Ich kenne dieses Zimmer. Hier bin ich schon mal aufgewacht. Vorsichtig wende ich den Kopf nach links, aber da, wo ich Fred erwartet hätte, liegt nur ein zerknüllter Haufen aus Bettdecke und Kopfkissen. Eindrücke der letzten Nacht schießen in abgehackten Bildern durch meinen Kopf. Schweißnasse Haut. Wollüstige Schreie. Wilder Sex. O Gott. Was habe ich getan? Ich greife nach dem Kopfkissen und ziehe es mir über das Gesicht. Das darf alles nicht wahr sein. Wie konnte ich nur? Unbarmherzig erscheint jetzt ein anderes Gesicht vor meinem inneren Auge, und zwar das von Nils. Die Schuldgefühle sind so heftig, als würde mir jemand einen Schlag in den Magen versetzen. Ja, ich erinnere mich auch an die Party von Thomas. Und meinen unrühmlichen Auftritt. Habe ich das wirklich getan? Mich mit irgendwelchen Gästen angelegt, mich volllaufen lassen, um dann zu guter Letzt über die Reling zu speien? Kein Wunder, dass Nils wütend auf mich war. Und dann fahre ich auch noch zu Fred und mache alles schlimmer. Ich presse das Kissen noch fester auf mein Gesicht, um nicht laut zu schreien. Ich bin ein solcher Idiot! Verdammt, wie spät ist es eigentlich? Ich tauche wieder auf und sehe mich hektisch um, aber in diesem Schlafzimmer ist weit und breit keine Uhr zu entdecken. Ich lehne mich über den Bettrand und wühle in meinen auf dem Boden zusammengeknüllten Klamotten nach meinem Handy, das ich meines Erachtens gestern ausnahmsweise in der Hosentasche hatte. Ah, da ist es. Ein Stromstoß geht durch meinen Körper, als ich die Uhrzeit sehe. Es ist viertel nach elf. Aber das ist noch gar nichts gegen den Schock, der mich ereilt, als ich nun die Tastensperre löse und sehe, was das Display mir zu sagen hat. Sechsunddreißig Anrufe in Abwesenheit! Mir wird schwarz vor Augen. Wieso hab ich die nicht gehört? In diesem Moment fällt mir ein, dass ich das Telefon vor der Party auf lautlos gestellt habe. Schließlich wollte ich nicht unangenehm auffallen, indem mein Handy mitten in Thomas’ Begrüßungsansprache hineinbimmelt. Jetzt wünschte ich, das wäre die einzige Art gewesen, durch die ich gestern unangenehm aufgefallen wäre. Sechsunddreißig Anrufe. Verdammt! Nils scheint sich große Sorgen zu machen.
»Guten Morgen!« Die Tür geht auf und Fred erscheint. In der Hand hält er eine dieser riesigen Tassen, die knapp einen halben Liter fassen. »Ich dachte mir, du könntest jetzt bestimmt einen Kaffee gebrauchen.« Ich möchte ihn hassen. Ihm die Schuld geben an dem, was passiert ist. Andererseits pocht es hinter meinen Schläfen und ich will den Kaffee unbedingt. Deshalb strecke ich die Hand danach aus.
»Danke.« Er setzt sich zu mir auf die Bettkante, legt den Kopf schräg und grinst mich an.
»Na!«
»Na«, blaffe ich zurück, als mein Handy zu vibrieren beginnt und einen anonymen Anrufer anzeigt. Warnend lege ich den Zeigefinger auf meine Lippen, atme tief durc h und drücke die Annahmetaste. »Hallo?«
»Franzi, wo zum Teufel steckst du?«
»Mama …« Die hatte ich jetzt ehrlich gesagt nicht erwartet.
»Ist dir klar, dass wir alle vor Sorge außer uns sind? Nils ist völlig fertig. Er hat uns mitten in der Nacht angerufen und erzählt, was passiert ist.« Ich schließe gepeinigt die Augen. »Also, ich muss schon sagen, da hast du dich mal wieder selbst übertroffen. Und als ob du nicht schon genug angerichtet hättest, verschwindest du auch noch spurlos.«
»Ich bin nicht spurlos verschwunden. Ich bin … bei Friederike.« Ich versuche,
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