Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Freds Blick auszuweichen, der auch schon mal freundlicher war als in diesem Moment.
»Wer ist Friederike?«
»Eine Arbeitskollegin von mir«, lüge ich. »Sie hat gestern zufällig gerade angerufen, als ich im Taxi saß.«
»Soso.«
»Ehrlich!« Fred gibt ein schnaubendes Geräusch von sich. Ich halte ihm den Mund zu und werfe ihm einen flehenden Blick zu. Kopfschüttelnd erhebt er sich und verlässt das Zimmer.
»Weißt du, was ich denke?«, die Stimme meiner Mutter klirrt vor Kälte, »ich denke, dass du diese Friederike erfunden hast. Ich glaube viel mehr, du bist bei diesem Typ von Emmas Hochzeit, bei diesem Fritz.«
»Bin ich nicht. Außerdem heißt er Fred.«
»Es ist mir egal, wie er heißt, junge Dame.« Ich hasse es, wenn sie mich so nennt. »Ganz und gar nicht egal ist mir aber, dass du sehenden Auges deine Beziehung zu Nils aufs Spiel setzt.« Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt, weil sie damit natürlich den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ganz eindeutig habe ich gestern Nacht meine Beziehung aufs Spiel gesetzt. Mehrfach.
»Nils war total gemein zu mir«, verteidige ich mich. »Er hat mich nicht vor seinen Freunden in Schutz genommen. Und mich dann einfach alleine ins Taxi gesetzt, obwohl mir furchtbar schlecht war.«
»Weil du besoffen warst«, sagt meine Mutter gnadenlos. »Vielleicht wusste Nils einfach nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Aber dafür hast du ihn ja jetzt büßen lassen. Der arme Mann hat die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
»Es tut mir leid«, flüstere ich und habe plötzlich einen Kloß im Hals. Weil Nils mich verlassen wird. Natürlich wird er das.
»Sag das nicht mir, sag es ihm. Du rufst jetzt auf der Stelle bei Nils an. Er ist ganz krank vor Sorge. Erzähl ihm, dass du bei dieser Friederike übernachtet hast.«
»Aber das habe ich gar nicht«, schluchze ich, »du hast recht. Ich bin bei Fred.«
»Es interessiert mich nicht«, unterbricht sie mich schneidend, »und wenn du klug bist, behältst du das für dich.« Ohne ein weiteres Wort legt sie auf. Wie betäubt lausche ich dem Besetztzeichen, das in meinen Ohren wiederhallt, dann gebe ich mir einen Ruck und wähle Nils’ Nummer.
»Franzi!«
»Ja, hallo, ich bin es!«
»Gott sei Dank. Geht es dir gut? Wo bist du? Soll ich dich abholen? Es tut mir so leid, was gestern passiert ist!«
»Es geht mir gut. Ich bin bei … einer Arbeitskollegin. Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe.«
»Aber wieso …? Ich verstehe das nicht.«
»Es tut mir ehrlich leid. Ich komme gleich nach Hause. Bist du … bist du dann da?«
»Natürlich. Wo soll ich denn sonst sein? Kann ich dich nicht irgendwo abholen? Du hast doch nicht einmal Schuhe.«
Da hat er recht. Und Geld fürs Taxi habe ich auch nicht. »Okay, ja. Sie wohnt am Elbberg. Das ist unten am Hafen. Nummer 23.« Ich werde einfach ein paar Häuser die Straße runtergehen und da auf ihn warten. Freds genaue Adresse anzugeben bringe ich nicht über mich. Zu gefährlich. Erschreckt stelle ich fest, was für eine gerissene Lügnerin ich bin.
»Ich bin in zwanzig Minuten da. Wie heißt sie mit Nachnamen?«
»Was? Wieso?«
»Damit ich weiß, wo ich klingeln muss, natürlich.«
»Ach so. Tu das nicht. Sie schläft noch. Ich komm runter.«
»Okay. Bis gleich!«
»Ja.«
Wie von der Tarantel gestochen springe ich aus dem Bett und stürze nackt, wie ich bin, in den Flur, wo ich mit Fred zusammenpralle, der an die Wand gelehnt dasteht und offensichtlich jedes Wort mitgehört hat.
»Hast du etwa gelauscht?«
»So viel zum Thema Wahrheitsliebe«, sagt er süffisant, ohne auf meinen Vorwurf einzugehen. »Hier reinzuplatzen und mit meiner Wahrheit um dich zu werfen, war ja einfach. Aber wenn es um dich geht, bist du einfach nur verlogen.«
»Was hätte ich denn bitteschön sagen sollen?«
»Die Wahrheit.«
»Ich muss duschen.«
»Genau. Gute Idee.« Er folgt mir ins Badezimmer.
»Würdest du mich bitte allein lassen?«
»Nein.«
»Bitte. Dann nicht.« Ich drehe das heiße Wasser auf und steige in die Dusche.
»Nur weil du dir mein Sperma vom Körper wäschst, bleibt es trotzdem eine Tatsache, dass wir miteinander geschlafen haben.«
»Du bist wirklich abscheulich.« Ich seife mich schnell ab und schnappe mir ein Handtuch von der Heizung.
»Du läufst jetzt also zu deinem Nils zurück und tust so, als wäre nichts passiert? Und auf dieser Basis willst du dann eure Beziehung weiterführen?«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Du
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