Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Nils mich so runterputzt und dann einfach wegschickt, ist nicht sehr nett von ihm. Und was soll das eigentlich heißen, er erwartet eine Entschuldigung? Schließlich könnte ich ja auch krank sein! Ein Magen-Darm-Virus! Und selbst wenn nicht. Das kann doch mal passieren! Wie kann er mich nur so behandeln? Entschlossen beuge ich mich nach vorne und klopfe dem Fahrer auf die Schulter. Der dreht sich erschrocken zu mir um.
»Ist Ihnen wieder schlecht? Soll ich anhalten?«
»Nein danke, nicht nötig«, sage ich so würdevoll wie möglich. »Es gibt nur eine kleine Planänderung. Wir fahren zum Elbberg. Nummer 13.«
Als mich das Taxi vor Freds Haus absetzt und davonbraust, frage ich mich, ob das wirklich so eine clevere Idee von mir war. Ich habe nämlich überhaupt kein Geld mehr bei mir. Und nicht einmal Schuhe an, um im Notfall die Strecke nach Hause zu Fuß gehen zu können. Aber machen wir uns doch nichts vor. Das sind mindestens fünf Kilometer und damit keine Distanz, die ich in meinem jetzigen Zustand gehen möchte. Ob mit Schuhen oder ohne. Fred muss zu Hause sein. Er muss einfach! Ich suche nach seinem Namensschildchen, sende ein kurzes Stoßgebet zum Himmel und drücke lange und anhaltend den Klingelknopf. Nichts rührt sich. Das darf doch nicht wahr sein. Ich klingle noch mal. Und dann noch mal. Endlich knackt es in der Sprechanlage.
»Wer ist da?«
»Franzi.«
»Franzi?«
»Gibt es hier ein Echo? Lass mich rein.«
»Aber was …?«
»Lass mich rein. Ich habe keine Schuhe an!« Das muss ihn ja wohl überzeugen. Und richtig. Es knackt erneut und dann ertönt das Summen des Türöffners. Ich werfe mich gegen die Tür und mache mich an den Aufstieg. Im dritten Stock lehnt Fred grinsend und mit verschränkten Armen im Türrahmen und sieht mich erwartungsvoll an.
»Nanu, was verschafft mir die Ehre?«
Ich nehme die letzten paar Stufen und ringe erst mal keuchend nach Luft. Schließlich bin ich gerade nicht in der besten körperlichen Verfassung.
»Ahoi«, sagt Fred und mustert mich von oben bis unten, »willst du an Bord gehen?«
»Ich war auf einem Geburtstag in einem Segelverein«, erkläre ich würdevoll.
»Barfuß?«
»Das ist eine lange Geschichte. Kann ich reinkommen?«
»Ähm, nun ja. Es passt grade nicht so gut.«
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, und er macht eine Bewegung zur Seite, als wollte er mir den Weg versperren.
»Was soll das denn? Lass mich rein.«
»Puh, wie riechst du denn?«
»Vielen Dank auch«, sage ich beleidigt.
»Und was ist das da?« Ich fahre mir mit den Fingern durchs Haar und dann spüre ich es. Klebrig und eklig. Pfui Teufel, ich habe Erbrochenes im Haar. Ich möchte am liebsten im Erdboden versinken. Da das nicht passiert, drängle ich mich kurz entschlossen an Fred vorbei. »Das ist gar nichts. Nur ein bisschen … Nudelsalat. Vom Buffet!«
»So was haben die da aufs Buffet gestellt?«, fragt er und folgt mir in die Wohnung. »Sieht ja aus wie schon mal gegessen.«
»Kann ich mal kurz dein Waschbecken benutzen? Danke!« Ohne seine Antwort abzuwarten, laufe ich zielstrebig durch den Flur in Richtung Bad, als mir plötzlich eine hochgewachsene Frau mit wilden, schwarzen Locken gegenübersteht.
»Hallo«, sagt sie.
»Hallo«, sage ich auch.
»Ähm, wie gesagt, ich hab Besuch.« Fred stellt sich zwischen uns.
»Das hast du nicht gesagt«, bemerke ich.
»Aber gemeint. Also, das ist Franzi. Franzi, das ist Babsi.«
»Hallo.« Wir schütteln uns die Hand, und mir fällt leider zu spät ein, dass ich mit ebendieser Hand gerade die Kotze aus meinem Haar gestrichen habe. Das tut mir jetzt leid. Ist aber nicht mehr zu ändern. Dennoch entziehe ich sie ihr schnell wieder. »’tschuldigung, ich muss echt mal kurz ins Bad.« Damit verschwinde ich durch die Tür, drehe den Wasserhahn auf und spüle meine Haare aus. Dann greife ich kurz entschlossen nach Freds Zahnbürste. Ich weiß, die sollte man eigentlich mit niemandem teilen, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dabei Keime übertragen werden, die wir in unseren diversen Sexnächten nicht sowieso schon ausgetauscht hätten. Und es ist mir gerade einfach ein dringendes Bedürfnis, mir die Zähne zu putzen.
Während ich gleichzeitig meine Bluse nach weiteren verräterischen Flecken absuche, höre ich Babsi fragen: »Sag mal, ist das deine Freundin? Hast du etwa eine Freundin?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Lügst du gerade?«
»Aber nein! Süße, was denkst du denn von mir?«
Ich öffne die
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