Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Tür, nehme die Zahnbürste aus dem Mund und nuschele undeutlich: »Seine Freundin? Nein, ganz bestimmt nicht.« Fred nickt zustimmend und wirft mir einen dankbaren Blick zu. Ich spucke einen Mundvoll Schaum ins Waschbecken. »So etwas hat Fred nicht, und weißt du auch, warum? Weil er eine schlimme Allergie hat. Eine Beziehungsallergie! Sobald er das Wort hört, bekommt er so ein unerträgliches Jucken in den Beinen und muss dann sofort auf und davon. Deshalb kannst du dir ganz sicher sein, dass weder ich noch eine andere Frau seine Freundin sind.«
»Halt die Klappe, Franzi«, versucht Fred meinen Redestrom zu unterbrechen, aber ich komme jetzt erst so richtig in Fahrt.
»Er hat dir doch wohl gesagt, dass er nur auf einen One-Night-Stand aus ist?«
»Was?«
»Hat er nicht? Das wundert mich aber. Denn normalerweise sagt Fred immer ganz klar, was er will. Der lässt eine Frau nicht im Unklaren über seine Absichten. So ein Typ ist er nicht. Wer mit ihm ins Bett geht, der weiß, dass es nur um Sex geht. Denn Fred hier«, ich stupse ihm die Zahnbürste in die Brust, »der findet, dass man Leuten immer die Wahrheit sagen sollte! Also? Hat er?«
»Wir wollten uns eigentlich nur zusammen eine DVD ansehen.«
»Eine DVD. Soso. Und du, Fred, du wolltest Babsi nicht an die Wäsche? Hm? Na komm, jetzt sei doch mal so ehrlich, wie du immer sagst!« Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn auffordernd an.
Er schaut mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. »Was ist denn mit dir heute los? Wie viel hast du getrunken?«
»Jetzt lenk mal nicht vom Thema ab! Sag es ihr. Ist doch nichts dabei. Da fällt mir ein, Babsi, wenn du einen Freund haben solltest, dann sieht die Sache anders aus. Dann könnte es sein, dass er immer wieder bei dir auftaucht. Vielleicht backt er dir sogar eine Geburtstagstorte. Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Denn dann braucht er ja keine Angst zu haben, dass du ihm zu nahe kommen könntest.«
»Okay, das reicht jetzt.« Wütend starrt Fred mich an.
»Ich bin aber noch nicht fertig.«
»Doch, das bist du.«
»Sag es ihr!«
»Okay, wenn es dich glücklich macht. Ja, Babsi, ich will nur Sex mit dir. Aber das war doch wohl klar, oder? Auch wenn ich das jetzt nicht ganz so deutlich«, dabei wirft er mir einen schrägen Seitenblick zu, »gesagt habe.«
»Wie bitte?«
»Ich will nur …« Weiter kommt er nicht, denn in diesem Moment landet ihre Hand mit einem hörbaren Klatschen auf seiner Wange. Erschrocken halte ich die Luft an. Das hab ich jetzt auch nicht gewollt. Eine Sekunde lang ist es totenstill.
»Dafür bin ich nicht zu haben. Danke fürs Angebot!« Damit rauscht sie an uns vorbei, schnappt sich ihre Jacke vom Garderobenhaken und lässt die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zufallen. Fred steht mit leicht dümmlichem Gesichtsausdruck mitten im Flur und sieht ihr, sich die Wange haltend, hinterher. Dann dreht er sich langsam zu mir um.
»Sag mal, hast du sie noch alle?« Ups, er scheint ein bisschen wütend zu sein. Vorsichtshalber weiche ich einen Schritt zurück und hebe die Zahnbürste.
»Wenn du wirklich so offen wärest, wie du immer tust, dann wäre das nicht passiert.« Angriff ist schließlich imme r noch die beste Verteidigung.
»Du bist doch nicht mehr ganz dicht.« Seine Hand schnellt vor und entreißt mir die Zahnbürste. »Was hast du mit dem Ding vor? Sie mir ins Auge stechen?«
»Zur Not.«
Er betrachtet die Bürste genauer. »Das ist ja meine«, sagt er empört. »Was fällt dir ein, meine Zahnbürste zu benutzen?«
»Hab dich nicht so. Wir hatten schließlich Sex miteinander.«
»Das ist doch was ganz anderes. Du kannst doch nicht meine Zahnbürste benutzen.«
»Ist dir das zu viel Nähe?«, frage ich spitz.
»Wenn du dich vorher übergeben hast: Ja.« Rumms. Das hat gesessen. »Glaubst du, ich weiß nicht, was das da in deinen Haaren wirklich war? Außerdem stinkst du wie eine Schnapsbrennerei.«
Kleinlaut starre ich auf den Boden vor mir. »Ich kauf dir eine neue Zahnbürste.«
»Das will ich auch schwer hoffen.«
»Tut mir leid. Nein, warte. Das stimmt nicht. Es tut mir gar nicht leid.«
»Na, was denn nun?«
»Wieso soll ich mich andauernd entschuldigen? Nur, weil ich einmal die Wahrheit gesagt habe? In vino liegt nun mal die veritas, da ist nix falsch dran.«
»Als jemandem, der Latein im Abitur hatte, rollen sich mir gerade die Fußnägel hoch. Außerdem würde mich interessieren, warum du deine neu gefundene Wahrheitsliebe
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