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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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liebe dich auch, aber … Nils, ich habe schreckliche Kopfschmerzen!« Er hält mitten in der Bewegung inne und schaut auf mich runter. Ich weiß, das ist eine ganz dumme Ausrede, aber auf die Schnelle fiel mir nichts Besseres ein. Er sieht jetzt ganz unglücklich aus. »Heute Abend geht’s mir bestimmt wieder gut«, tröste ich ihn hilflos. Er rollt sich von mir runter.
    »Du bist noch sauer«, stellt er fest. Perplex sehe ich ihn an. »Das kann ich auch verstehen. Aber ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Es tut mir wirklich, wirklich leid.« Wenn er sich noch einmal bei mir entschuldigt, dann schreie ich.
    »Ich bin ehrlich nicht sauer auf dich«, beteuere ich.
    »Nein?« Er rückt wieder ein Stück näher.
    »Nein. Aber es geht mir nicht so gut.«
    »Du musst gar nichts machen«, verspricht er, »lieg einfach nur da und genieß es.« Ich spüre, wie ein hysterischer Lachkrampf in mir hochsteigt, und beiße mir auf die Unterlippe.
    »Können wir nicht … ein bisschen später? Bitte, lass mich nur ein paar Stunden ausruhen.«
    »Aber wir müssen uns doch versöhnen.«
    »Ich dachte, das hätten wir getan.«
    »Ja, aber wir müssen es besiegeln.« Er küsst mich zärtlich auf den Mund, und eine Sekunde lang ziehe ich ernsthaft in Erwägung, ihm den Gefallen zu tun. Aber dann muss ich plötzlich an Julia Roberts denken und wie sie in »Die Hochzeit meines besten Freundes« sagt: »Ich bin der letzte Abschaum. Nein, eigentlich noch viel niedriger. Ich bin der Schleim, der auf dem letzten Abschaum schwimmt.« Genauso fühle ich mich gerade. Aber es gibt noch eine Steigerung. Und ich möchte mich nicht fühlen wie der Eiter, der den Schleim infiziert, der auf dem letzten Abschaum schwimmt. Deshalb schiebe ich Nils sanft von mir weg.
    Im Laufe der nächsten Woche kommt alles wieder einigermaßen ins Lot. Ich zucke nicht mehr jedes Mal zusammen, sobald Nils das Wort an mich richtet, mein Bedürfnis, ihm meinen Fehltritt zu gestehen, wird von Tag zu Tag weniger, und schließlich kann ich mir sogar im Spiegel wieder in die Augen schauen. Dazu spielt mir das Schicksal in die Karten und beschert Nils in seinem Job eine derart anstrengende Woche, dass er jeden Abend erst gegen elf Uhr nach Hause kommt und dann todmüde ins Bett sinkt.
    Am Freitagabend sind Lydia und ich nur zu zweit. Kim hat kurzfristig abgesagt, weil der kleine Elias Magen-Darm-Grippe hat.
    »Uh, ein Kleinkind mit Kotzerei und Dünnpfiff. Ich habe Kim selten so um ihr Mutterglück beneidet wie heute«, kommentiert Lydia unbekümmert, während sie die Geldscheine für Willi bereitlegt, die ich ihm dann übergeben soll. »Ist was? Du wirkst irgendwie so angespannt.« Ich fühle mich, als würde sich die ganze Geschichte in meinem Bauch zu einer Art Knoten zusammenballen. Lydia ist doch meine Freundin. Meine beste Freundin. Sie wird mich nicht verurteilen, das weiß ich. Aber wäre es wirklich fair Nils gegenüber? Bin ich ihm gegenüber nicht unloyal genug gewesen? Immerhin wissen schon zwei Leute, dass ich ihn betrogen habe. Drei, mich eingeschlossen. Es wäre nicht fair, ihn hier ahnungslos reinspazieren und Lydia zur Begrüßung auf die Wange küssen zu lassen, wenn sie Bescheid weiß. Oder?
    »Ich muss dir was sagen.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    In diesem Moment dreht sich der Schlüssel im Schloss und eine Minute später steht Nils im Wohnzimmer. Das erste Mal in dieser Woche, dass er vor zehn nach Hause kommt. Das war ja dann wohl ein eindeutiges Zeichen, dass ich die Klappe halten und die Sache mit mir alleine ausmachen soll. Er beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen Begrüßungskuss.
    »Nimm dir nichts vor am Wochenende. Ich habe eine Überraschung!«
    »Was für eine Überraschung denn?«
    »Wart’s ab. Das wird super. Nur so viel: Wir fahren weg. Über Nacht. Also pack schon mal dein Köfferchen!«
    Ich mache einen neuen Anfang, beschließe ich, während ich Unterwäsche, Shorts, zwei T-Shirts und mein kleines Schwarzes in den Koffer packe. Von meiner ständigen Selbstkasteiung hat schließlich niemand irgendwas. Es war ein Ausrutscher. Ein dummer Fehler. Aber ich kann ihn nicht rückgängig machen. Sosehr ich mir das auch wünschen würde. Ich kann nur nach vorne sehen. Ich lasse die Schnallen zuschnappen und trage den Koffer in den Flur, wo Nils schon auf mich wartet.
    »Fertig? Hast du auch deinen Badeanzug eingepackt?«
    »Hab ich.«
    »Und was Schickes für den Abend?«
    »Jawohl.«
    »Bequeme Schuhe?«
    Ich spüre, wie ich rot

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