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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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anlaufe. »Ja.«
    »Dann mal los.« Er reibt sich vergnügt die Hände.
    »Du machst mich wirklich neugierig.«
    »Es wird toll. Du wirst schon sehen.«
    Wir sind etwa eine Stunde mit dem Auto gefahren, als Nils den Blinker setzt und auf eine Autobahnraststätte fährt.
    »So«, er wendet sich mir zu und hat plötzlich eins meiner Halstücher in der Hand, »wir sind gleich da. Und um die Überraschung nicht zu verderben, werde ich dir jetzt die Augen verbinden.«
    »Okay«, sage ich zögernd.
    Zwei Minuten später sind wir wieder auf der Autobahn. Um mich herum nichts als Dunkelheit und all die Geräusche, die man erst dann wahrnimmt, wenn man seines Sehsinns beraubt wurde. Das Rauschen des Fahrtwinds, das Surren des Motors und das gleichmäßige Puckern des Asphalts.
    »Ist es noch weit?«
    »Nein, nicht mehr weit.« Bilde ich mir das ein, oder hat Nils’ Stimme plötzlich einen komischen Unterton?
    »Nun mach es doch nicht so spannend.«
    »Wir sind gleich da.« Okay. Das klang jetzt eindeutig unheimlich. Fast wie eine Drohung. Plötzlich wird mir schlecht. Er weiß es. Wahrscheinlich hat er mich doch aus Freds Haus kommen sehen. Und Nachforschungen angestellt. Und jetzt fährt er mit mir irgendwohin. Niemand weiß, wo wir sind. Vor Montag wird mich keiner vermissen. Was hat er vor? »So«, ertönt es langgezogen neben mir und ich spüre, wie er den Wagen um eine Kurve lenkt. Es geht leicht bergauf. »Jetzt sind wir gleich da. Nur noch einen Moment.«
    Ich halte es nicht mehr aus und reiße mir die Augenbinde runter. Statt über einen einsamen Waldweg fahren wir eine lange, mit sattgrünen Bäumen gesäumte Allee entlang.
    »Noch nicht! Och Mensch, du verdirbst ja die Überraschung.«
    »Tut mir leid«, sage ich kleinlaut, als der Wagen vor dem wunderschönen weißen Schlosshotel zum Stehen kommt. »Ich hatte einen klaustrophobischen Anfall.«
    »Und? Was sagst du?«
    »Es ist traumhaft.« Staunend betrachte ich den imposanten Torbogen, die verspielten Türmchen und prächtigen Putten, die auf uns herunterblicken.
    »Es gibt einen riesigen Wellnessbereich, und ich habe uns das komplette Programm gebucht. Maniküre, Pediküre, Partnermassage. Wir lassen es uns richtig gut gehen. Hm?« Er legt mir eine Hand aufs Knie und strahlt mich an. Vor lauter Rührung kommen mir fast die Tränen.
    »Womit habe ich das denn verdient?«
    »Weil du die beste Freundin bist, die sich ein Mann nur wünschen kann.« Hätte ich bloß nicht gefragt.
    Wir beziehen das schönste Hotelzimmer, das ich je gesehen habe. Es ist ganz oben in einem der Türme gelegen, mit elegantem weißem Mobiliar und einem riesigen Himmelbett ausgestattet. Aus dem Fenster hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Schlosspark mit seinen blühenden Rosensträuchern und hellen, geharkten Kieswegen. In den flauschigen Hotelbademänteln und Badeschlappen fahren wir mit dem Aufzug ins Untergeschoß, wo eine riesige Saunalandschaft auf uns wartet. Und zwei Masseurinnen mit breiten Schultern und für Frauen wirklich unerwartet großen, kräftigen Händen.
    Wohlig seufzend schließe ich die Augen, während aromatisiertes, warmes Öl auf meinen Rücken zu tropfen beginnt. Die großen Hände verteilen es sanft auf meinem Rücken, der Duft von Orangen und Limetten steigt mir in die Nase.
    »Ihre Muskeln sind ja wirklich hart wie Stein«, sagt meine Massagetherapeutin Sonja in diesem Moment und drückt auf meinen Trapezius.
    »Aua!«
    »Sie haben eindeutig zu viel Stress. Aber keine Sorge, in einer Stunde fühlen Sie sich wie neu geboren.« Damit beginnt sie sanft, meine verhärtete Rückenmuskulatur zu streichen und zu kneten.
    »Tut gut, was?«, fragt Nils von nebenan und ich seufze bejahend.
    »Na also, es wird doch. Das kriegen wir hin.« Sie greift jetzt fester zu, und auf einmal beginne ich zu schluchzen. Huch. Was ist nun los?
    »Was machen Sie mit ihr? Tun Sie ihr weh?«
    »Nein, nein«, beteuere ich, während mir die Tränen unaufhaltsam über die Wangen strömen.
    »Warum weinst du denn?«
    »Das ist ganz normal!« Sonja lässt sich nicht beirren und bearbeitet zielstrebig die nächste verspannte Muskelgruppe. Ich schluchze erneut.
    »Was heißt denn hier normal?«, regt Nils sich auf. »Sehen Sie mich etwa heulen?«
    »Wir halten viele Emotionen in unseren Muskeln fest. Und wenn wir uns entspannen, lösen sich diese Gefühle. Viele Leute weinen. Andere lachen. Machen Sie sich keine Sorgen!« Gott sei Dank. Kurz kam ich mir vor wie ein Fall für die

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