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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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irgendwie erschöpft.«
    »Vielen Dank auch«, schnappe ich und lasse mich in das Sofa zurückfallen.
    »Das war doch nicht böse gemeint.«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Franzi, jetzt sei aber mal nicht albern«, kommt ausgerechnet Anni meiner Schwester zu Hilfe, »sie hat doch völlig recht. Du siehst erschöpft aus.«
    »Aber muss sie mir das auf die Nase binden?«, frage ich empört. »Kann sie das nicht einfach unter den Tisch fallen lassen und freundlich lügen? In dieser Familie wird doch sonst immer alles unter den Teppich gekehrt, wieso muss denn nun ausgerechnet über mein Erscheinungsbild die Wahrheit gesagt werden?«
    »Du meine Güte«, sagt Emma, verdreht die Augen und lässt sich in dem am weitesten von mir entfernten Sessel nieder. Julius setzt sich neben sie und legt ihr eine Hand aufs Knie.
    »Wo ist denn Fabian?«, erkundigt er sich. Anni richtet sich alarmiert auf und öffnet schon den Mund, um das Thema zu wechseln, aber ich winke ab. Irgendwie muss es die Familie sowieso erfahren, und es gibt keinen besseren Weg, meine Mutter über die Trennung zu informieren, ohne selbst mit ihr reden zu müssen. Außerdem geht die Gefahr, dass ich vor meiner Schwester in Tränen ausbreche, gegen null.
    »Ich habe mich von Fabian getrennt«, erkläre ich mit fester Stimme.
    »Oh«, sagt Emma.
    »Heißt das, du kommst alleine auf unsere Hochzeit?«, fragt Julius. Vor meinen Augen explodieren rote Punkte.
    »Nein, das heißt es nicht. Bis dahin sind es noch fast zehn Wochen. Dann werde ich natürlich längst wieder einen Freund haben.«
    »Tatsächlich?« So wie Julius mich ansieht, hält er das für äußerst unwahrscheinlich. Mit Erstaunen merke ich, dass es jemanden im Raum gibt, den ich locker doppelt so ätzend finde wie meine Schwester.
    »Ja. Tatsächlich. Lasst euch bloß nicht einfallen, mich ohne Begleitung einzuladen.«
    »Okay. Aber sag bitte rechtzeitig Bescheid, falls du doch alleine kommst.«
    »Sag mal, willst du den allen Ernstes heiraten?«, wende ich mich an meine Schwester.
    »Neidisch?«, fragt sie zurück.
    »Auf dich? Pah!« Wütend funkeln wir uns an, während meine Großmutter mit bekümmertem Gesichtsausdruck von einer zur anderen schaut.
    »Kinder, Kinder, bitte! So kommen wir doch auf keinen grünen Nenner.«
    Auch in der folgenden Woche habe ich im Job alle Hände voll zu tun, und das ist mir ganz recht. Je weniger Zeit ich alleine in der Wohnung verbringe, desto besser. Fabian hat seine Möbel und Klamotten inzwischen abgeholt und eingelagert. Nicht ohne sich noch mehrfach per SMS über die Wohnungsnot in Hamburg zu beklagen. Er fürchtet wohl, seinen Lebensabend auf der Couch von Andreas fristen zu müssen. Als ob das meine Schuld wäre. Die Lücken im Bücherschrank, der fehlende Esstisch, keine Stereoanlage, all das erinnert mich ständig an ihn und macht das Abschiednehmen nicht leichter. Obwohl ich versuche, mich so gut wie möglich abzulenken, ertappe ich mich manchmal dabei, mich nach Fabian zu sehnen. Wenn ich den Schlüssel im Schloss herumdrehe, erwarte ich beinahe, dass er um die Ecke biegt und mich zur Begrüßung in den Arm nimmt. Stattdessen empfängt mich eine kalte, leere Wohnung. Als es am Freitagabend an der Tür klingelt, macht mein Herz einen Satz. Fabian, schießt es mir durch den Kopf. Dann schüttele ich selbigen über mich, während ich den Hörer der Sprechanlage abnehme. Was sind das bloß für merkwürdige Reflexe, die sich nach einer Trennung einstellen? Ich habe ganz eindeutig einen Anflug von Hoffnung gespürt, obwohl Fabian so ziemlich der letzte Mensch ist, den ich im Moment sehen möchte. Verrückt ist das.
    »Hallo?«
    »Wir sind’s!«
    »Lydia?«
    »Und Kim. Wer sonst?«
    »Ach ja, stimmt.« In diesem Moment wird mir bewusst, dass die Welt sich weiterdreht. Dass heute Freitag und damit Serienabend ist.
    »Hallo Süße«, Lydia umschlingt mich mit ihren Armen und zieht mich an sich, »wie geht es dir denn?« Dann hält sie mich ein Stück von sich weg und zieht besorgt die Augenbrauen nach oben. »Du bist ja nur noch Haut und Knochen.«
    »Echt?« Erfreut mustere ich mich im Flurspiegel. Meine noch vor einer Woche eher knapp sitzende Jeans schlabbert an mir herunter. »Wow!«, sage ich ehrlich begeistert. »Ich bin ja total dünn. Was guckt ihr denn so? Findet ihr nicht, dass ich super aussehe?«
    »Ehrlich gesagt siehst du ziemlich fertig aus«, sagt Kim.
    »Ich bin ja auch fertig. Ich arbeite wahnsinnig viel und außerdem habe ich Liebeskummer.

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