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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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»glaubst du allen Ernstes, dass ich es nicht weiß?«
    »Dass du was nicht weißt?« Unschuldig sieht er mich aus seinen braunen Augen an. Ein Unterlid hängt schon ein bisschen herunter. Beagle, fällt mir in dem Moment ein, er sieht aus wie ein Beagle. Oder auch wie ein ehemals sehr attraktiver Kerl, an dem der Zahn der Zeit genagt hat.
    »Dass du sehr viel älter bist als fünfundvierzig Jahre«, konfrontiere ich ihn mit der grausamen Wahrheit. Schockiert lässt er die Speisekarte sinken, fasst sich aber schnell wieder.
    »So ein Unsinn.«
    »Unsinn? Du willst mir allen Ernstes weismachen, dass du erst fünfundvierzig bist?«
    »Natürlich.«
    »Dann zeig mir deinen Ausweis«, fordere ich ihn auf.
    »Den habe ich nicht dabei.«
    »Natürlich nicht.«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass es ganz schön unhöflich ist, jemanden nach seinem Alter zu fragen? Das mache ich bei dir doch schließlich auch nicht.«
    »Das musst du auch nicht. Mein Alter steht nämlich in meinem Profil bei DreamTeam. Und in meinem Fall ist es sogar die Wahrheit.«
    »Ach komm, du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du nicht auch ein bisschen geschummelt hast. Du bist doch nie im Leben erst vierunddreißig.« Er zwinkert mir vertraulich zu. Alle Achtung, Angriff ist tatsächlich die beste Verteidigung. Mir hat es jedenfalls kurzzeitig die Sprache verschlagen. »Jeder schwindelt doch ein bisschen mit seinem Alter, das ist ganz normal und auch überhaupt nicht verwerflich«, fährt er fort.
    »Ich bin aber vierunddreißig«, sage ich sehr bestimmt.
    »Da siehst du es, wie wenig das wahre Alter über uns aussagt. Es kommt doch darauf an, wie jung man sich fühlt. Und natürlich, wie jung man aussieht. Mich hat noch nie jemand älter als höchstens Mitte vierzig geschätzt!« Irrtum! Ich zum Beispiel habe ihn beim ersten Augenkontakt auf Anfang sechzig geschätzt. Aber damit kann ich mich im Moment nicht aufhalten, viel zu sehr bin ich mit der Beleidigung beschäftigt, die er mir da eben geschickt verpackt an den Kopf geworfen hat.
    »Willst du mir sagen, ich sehe nicht aus wie vierunddreißig?«
    »Na ja.«
    »Älter?«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich dich wunderschön finde.« Er streckt die Hand aus, um meine beruhigend zu tätscheln. Dabei fallen mir die blauen Adern und braunen Flecken auf seinem Handrücken auf. Mitte vierzig, dass ich nicht lache. »Manche Leute sehen eben reifer aus und andere jünger, so ist das im Leben. Und uns beiden als Paar würde das doch sehr entgegenkommen.« Ungläubig starre ich ihn an. Der glaubt immer noch allen Ernstes, dass aus uns etwas werden könnte? Obwohl ich beleidigt bin, kann ich ein Kichern nur schwer unterdrücken.
    »Von wann ist denn dein Profilbild?«, erkundige ich mich in bemüht neutralem Tonfall. Ich frage mich, ob ich zum Zeitpunkt der Aufnahme wohl schon volljährig war.
    »So alt ist das noch gar nicht«, behauptet er, »ich habe einfach irgendein Bild rausgekramt, da steckte gar keine Absicht dahinter. Ich habe mich in den letzten zwanzig Jahren sowieso kaum verändert.« Oho, so langsam kommen wir des Rätsels Lösung näher. »Bis auf die paar grauen Haare sehe ich doch noch genauso aus.« Irrtum, mein lieber Heino. Auf dem Foto siehst du aus wie ein griechischer Gott. Heute hast du sehr viel mehr Ähnlichkeit mit einem englischen Jagdhund. Und obwohl ich das nicht laut ausspreche, stellt mein Gegenüber plötzlich einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau. »Es ist wirklich sehr unhöflich von dir, so auf meinem Alter herumzureiten«, beschwert er sich. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. »Du solltest vielleicht wissen, dass dein eigenes Alter für mich auch nur ganz knapp unterhalb der Schmerzgrenze liegt.«
    »Wie bitte?«
    »Wie du ja meinem Profil entnehmen konntest, suche ich eine Frau, um mit ihr Kinder zu bekommen. Trotzdem möchte ich eine Partnerschaft in aller Ruhe aufbauen. Ich finde es wichtig, dass man einander erst einmal gut kennenlernt, bevor man zusammen die Verantwortung für eine Familie übernimmt.«
    »Ja, und?«
    »Frauen in deinem Alter sind da sehr ungeduldig. Die biologische Uhr tickt, und deshalb muss immer alles ganz schnell gehen. Die wollen sofort heiraten und mich zum Vater ihrer Kinder machen. Deshalb schaue ich mich normalerweise lieber im Endzwanziger-Bereich um. Die sind entspannter.«
    »Und trotzdem hast du dich mit mir getroffen? Wie komme ich denn bloß zu dieser Ehre?«
    »Nun, glaub mir, ich habe

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