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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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Der Herr ist schon da. Wenn Sie mir bitte folgen würden?« Mit einem angedeuteten Diener wendet er sich um und watschelt voran. Die Hände um mein klitzekleines schwarzes Täschchen gekrallt, stakse ich hinter ihm her und bin froh, dass ich mein Outfit betreffend nicht auf Lydias Rat gehört habe. Die fand nämlich, dass Jeans und ein schönes Top genau das Richtige für ein erstes Date wären. »Du sollst dich doch wohlfühlen, das ist das Wichtigste.« Eben. Und in Jeans wäre ich jetzt komplett underdressed, was mein Wohlbefinden bestimmt nicht steigern würde. Zum Glück habe ich mich für eine weiße, ärmellose Bluse, meinen schwarz-weiß gepunkteten Petticoat und hochhackige Riemchensandalen entschieden. Sonst bin ich mit modischen Experimenten vorsichtiger, aber dieser Rock hat es mir angetan. Er raschelt bei jeder Bewegung und schwingt so schön um meine Beine herum, während ich das Restaurant bis ganz nach hinten durchquere. An einem Ecktisch direkt am Fenster und mit einem phänomenalen Ausblick auf den Hamburger Hafen sitzt ein dunkelhaariger Mann mit dem Rücken zu uns. Das muss er sein. Heino. Mein Herz beginnt vor Aufregung schneller zu schlagen.
    »So, da wären wir.« Wir treten an den Tisch. »Ihre Begleitung ist eingetroffen.« Wie von der Tarantel gestochen springt Heino auf und strahlt mich an. Und ich muss mich schwer zusammennehmen, damit mir nicht sämtliche Gesichtszüge entgleisen.
    Nachdem Heino mir sehr galant den Stuhl zurechtgerückt hat, sitzen wir einander gegenüber.
    »Du bist noch viel hübscher als auf deinem Foto«, sagt er anerkennend. »Eine echte Schönheit.«
    »Dankeschön!« Ich lächele bemüht.
    »Und dein Kleidungsstil. Einfach toll«, schwärmt er. »Es gibt so wenige Frauen, die sich heutzutage noch wie eine Frau anziehen. Immer diese Arbeiterhosen …«
    »Jeans?«, frage ich.
    »Jeans, genau, Blue Jeans.« Er nickt. »Kleider schmeicheln den weiblichen Formen doch viel mehr.«
    »Hm«, mache ich unbestimmt und starre ihm weiter ins Gesicht. Das kann doch nicht sein. Es kann einfach nicht wahr sein.
    »Darf es schon etwas zu trinken sein?« Unbemerkt ist ein weiterer Kellner an unseren Tisch getreten.
    »Wein?«, erkundigt sich Heino bei mir.
    »Unbedingt«, nicke ich. »Rot bitte!«
    »Dann nehmen wir eine Flasche Chianti und dazu Mineralwasser, bitte!«
    »Kommt sofort, der Herr!«
    »Hier! Möchtest du in die Karte schauen? Oder soll ich für dich auswählen? Das wäre dann gleich mal eine erste Prüfung!«
    »Prüfung?«, frage ich irritiert, denn ich bin immer noch abgelenkt von seinem – Erscheinungsbild.
    »Na, ob wir zusammenpassen. Und ob ich deinen Geschmack treffe. Also, was meinst du?« Er wedelt mit der Speisekarte und ich zucke mit den Schultern.
    »Ja, okay, warum nicht? Von mir aus!« Er vertieft sich in die Speisekarte und eröffnet mir damit den Blick auf seinen von vielen grauen Strähnen durchzogenen Haarschopf. Ich blinzele. Eigentlich hat er sogar mehr graue als braune Haare, wenn ich es recht betrachte. Das war auf seinem Foto noch nicht so, da bin ich mir ganz sicher. Er sieht zu mir auf. Ja, die Augen sind genau so wie auf dem Bild, aber nicht die Tränensäcke darunter. Überhaupt sieht sein Gesicht aus, als wäre es insgesamt ein bisschen nach unten gerutscht. Seine Wangen hängen wie bei dieser Hunderasse, deren Name mir gerade nicht einfällt. Der Kellner bringt unsere Getränke, und nachdem Heino den Wein fachmännisch geprüft hat, stoßen wir an. Die Gläser klirren aneinander.
    »Auf einen unvergesslichen Abend!« Das wird er, so viel ist sicher!
    »Du, Heino«, sage ich vorsichtig und komme mir merkwürdig vor, diesen Mann zu duzen. Ein weiteres Indiz dafür, dass hier etwas nicht stimmt.
    »Richtig, du hattest nach meinem Spitznamen gefragt«, unterbricht er mich, »aber ich habe leider keinen. Meine Mutter hat mich Heinerli genannt, aber das möchte ich mir doch gerne verbitten.« Er lacht fröhlich, und irgendwie tut er mir leid. Denn er ist eigentlich ein ganz sympathischer Kerl. Höflich und humorvoll. Und leider ein unverfrorener Lügner.
    »Ich könnte dich Hieronymus nennen«, schlage ich vor und bin ungemein stolz auf meine Allgemeinbildung. »Hieronymus Karl Friedrich.«
    »Hm?« Ratlos guckt er mich an. Alter schützt eben vor Torheit nicht.
    »Wie Baron Münchhausen«, helfe ich ihm auf die Sprünge.
    »Das verstehe ich nicht. Ich wäre dann aber so weit mit der Auswahl. Soll ich …?«
    »Heino«, unterbreche ich ihn,

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