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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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ein wenig gezögert.« Nee, ist klar! Deshalb hat es auch dreißig Sekunden gedauert, bis seine Mail zurückkam. »Aber wie schon gesagt, ich finde dich sehr attraktiv. Außerdem ist eine Kompatibilitätsquote von 82 Prozent nicht so häufig. Ich dachte, das gleicht deine sinkende Fruchtbarkeit ein bisschen aus.« Sinkende Fruchtbarkeit? Ich verschlucke mich an dem Schluck Rotwein, den ich gerade genommen habe, und ringe keuchend nach Luft. Das ist doch wohl die Höhe! Heino klopft mir mit seinen Altherren-Händen auf den Rücken. »Geht’s wieder?«
    »Ja, schon gut.«
    »Nachdem wir das geklärt haben, sollen wir dann mal bestellen? So ein reinigendes Gewitter ist doch gar nicht so verkehrt. Aber jetzt werden wir zwei Hübschen bestimmt noch einen schönen Abend haben!« Er lächelt mich, wie ich fürchte, verführerisch an. »Herr Ober?« Ich hasse es, wenn jemand den Kellner mit »Herr Ober« anspricht.
    »Moment noch!« Ich winke ihn wieder weg. »Heino, jetzt hör mir mal zu.«
    »Was ist denn noch?« Gütig lächelnd sieht er mich an und ich frage mich, wie aus meinem ersten Internet-Date, in das ich zugegebenermaßen einige Hoffnung gesetzt hatte, das hier werden konnte. Was habe ich bloß falsch gemacht?
    »Heino, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Auch wenn ich für deinen Geschmack schon ein bisschen alt bin, bin ich sicher nicht darauf aus, dich zum Vater meiner Kinder zu machen.«
    »Nicht so bald, meinst du.«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Oh.«
    Ich nicke bekräftigend. »Und weißt du auch, warum?«
    »Nein.« Er sieht ein bisschen verletzt aus, aber da muss er jetzt durch.
    »Weil du mein Vater sein könntest. Darum.«
    »Also, da übertreibst du jetzt aber wirklich maßlos!«
    »Ich denke nicht.«
    »Ich sehe schon, du bist gekränkt, weil ich gesagt habe, dass du älter aussiehst, als du bist. Frauen!« Verärgert nimmt er einen Schluck Wein. »Immer muss man ihnen das Blaue vom Himmel herunter lügen. Und sie selbst denken, sie könnten einen nach Herzenslust beleidigen. Als hätten wir Männer keine Gefühle.«
    »Ich beleidige dich nicht«, sage ich mit erhobener Stimme, »ich sage nur die Wahrheit. Du hast mit deinem Foto nicht mehr Ähnlichkeit als mit Antonio Banderas.«
    »Man hat mir schon oft gesagt, dass ich und Antonio …« Gott, lass Hirn vom Himmel regnen!
    »Dein Foto ist mindestens zwanzig Jahre alt. Ein Date mit meiner Mutter wäre angemessener, als dich mit mir zu treffen.«
    »Ich soll mit einer alten Frau ausgehen?«
    »Meine Mutter ist neunundfünfzig. Und du?«
    Heino springt auf und stürzt, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, in einem für sein Alter beachtlichen Tempo davon. Ziemlich verdattert sitze ich da und sehe ihm hinterher. Dann fällt mein Blick auf die noch zu zwei Dritteln volle Weinflasche auf dem Tisch und ich ziehe ahnungsvoll die Speisekarte zu mir heran. Aber was kann so ein Fläschchen schon kosten, versuche ich mich selbst zu beruhigen, während ich darin blättere. Dreißig, vielleicht fünfunddreißig Euro? Plus das Wasser, da werde ich mit meinen vierzig Euro doch wohl knapp hinkommen. Aber leider kostet der Wein ganze neunundfünfzig Euro. Fassungslos starre ich auf die Zahl. Das muss man sich mal vorstellen. Für ein bisschen Flüssigkeit. So ein Mist. Was mache ich denn jetzt? Eine Frechheit von Heino, erst so einen teuren Wein zu bestellen und mich dann mit der Rechnung sitzenzulassen. Im Geiste gehe ich meine Optionen durch. Vielleicht sollte ich aufstehen und ebenfalls gehen. Einfach die Zeche prellen. Aber noch bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, weiß ich, dass ich dafür nicht die Nerven habe. Und vielleicht irre ich mich, aber es kommt mir so vor, als hätte unser Kellner mich seit Heinos Abgang irgendwie im Auge. Ich sehe mich schon auf meinen hochhackigen Schuhen die Treppe runterkugeln, während eine Meute von Pinguinen hinter mir her ist. »Haltet sie auf! Sie darf nicht entkommen!« Diese Option scheidet aus.
    »Möchten Sie bestellen?«, erkundigt sich der Kellner und sieht ein wenig konsterniert auf den leeren Stuhl mir gegenüber. »Kommt der Herr gleich zurück?«
    »Würde ich nicht drauf wetten. Sagen Sie, er hat nicht zufällig beim Rausgehen noch schnell den Wein bezahlt?« Oh, was kann der Pinguin böse gucken.
    »Nein.«
    »Wäre ja auch zu schön gewesen«, seufze ich. »Könnten Sie mir eventuell nur die beiden Gläser berechnen und die Flasche wieder mitnehmen?« Er sieht mich an wie etwas, das die

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