Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Mann vor mir und sagt frei heraus, dass er mich mag. Einfach so. Und das nach einem Abendessen und einem klitzekleinen Kuss. Mit Fred musste ich ganze zwei Nächte durchvögeln, bevor er ein solches Bekenntnis über die Lippen gebracht hat. Ob es wirklich ernst gemeint war, weiß ich bis heute nicht. Ich wünschte, ich würde nicht über Fred nachdenken. Was hat der Mistkerl in meinen Gedanken zu suchen, während ich hier mit einem anderen Mann im Hauseingang stehe? Einem sehr attraktiven Mann, der nicht nur gute Manieren, sondern offensichtlich auch kein Nähe-Distanz-Problem zu haben scheint. Also versuche ich, meine Aufmerksamkeit wieder ganz auf Nils zu richten.
»Ich hole dich um sieben ab, okay? Wir könnten ins Kino gehen, wenn du Lust hast?«
»Gerne.«
»Danke für den schönen Abend.« Und dann zieht er meine Hand an seinen Mund und küsst sie.
»Ein Handkuss? Das ist nicht dein Ernst?« Nach diesem denkwürdigen Abend blieb mir nichts anderes übrig, als Lydia auf ihrem Handy anzurufen. Anscheinend ist sie gerade mal wieder unterwegs, auf jeden Fall dringt laute Partymusik an mein Ohr, sodass ich sie kaum verstehen kann.
»Und es wirkte überhaupt nicht aufgesetzt«, schreie ich ins Telefon, »sondern einfach nur total süß. Überhaupt ist der ganze Mann süß.«
»Süß? Na, das klingt ja aufregend.«
»Ich meine das positiv! Es fühlt sich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Wo bist du überhaupt?«
»Im Haus 73«, gibt sie mir Auskunft und meint damit einen Laden in der Hamburger Schanze.
»Was? Da war ich das letzte Mal mit zwanzig.«
»Das hättest du mir auch mal eher sagen können«, beschwert sie sich. »Ich komme mir vor wie eine Oma. Das wird wohl heute nichts mit dem Traummann. Außerdem hab ich morgen Frühschicht. Ich geh nach Hause.«
»Mach das«, stimme ich ihr zu.
»Aber freut mich für dich, dass es gut gelaufen ist!«
»Ja«, sage ich und schaue noch einmal auf meinen Handrücken. Dahin, wo Nils mich geküsst hat. »Ja, mich auch.«
Drei Verabredungen mit Nils später steht es fest: Ich bin verliebt! Bis über beide Ohren verknallt! Und heute, am Samstag, das spüre ich, ist die Nacht der Nächte! Auch wenn Nils mich bisher immer brav an der Haustüre abgeliefert und sich mit einem jedes Mal länger werdenden Gutenachtkuss verabschiedet hat. Meiner Meinung nach haben wir jetzt genug gewartet. Könnten mal langsam zur Sache kommen. Eine Frau hat schließlich so ihre Bedürfnisse, und ein Mann, wie ich mir habe sagen lassen, auch. Deshalb schlinge ich Nils an diesem Abend beide Arme um den Hals und flüstere ihm zu: »Möchtest du noch mit hochkommen?«
»Ich dachte schon, du fragst nie.« Er grinst mich spitzbübisch an. »Kennst du eigentlich die Legende von den blauen Eiern?«
»Sehr witzig.« Ich boxe ihm spielerisch auf den Arm. Nils nimmt meine Hand, und gemeinsam steigen wir die Treppen zu meiner Wohnung hinauf. Das Herz klopft mir bis zum Hals. Aber das ist wahrscheinlich ganz normal, versuche ich mich zu beruhigen. Nach dieser perfekten Woche mit Nils liegt natürlich auch ein wahnsinniger Druck auf uns. Von den 93 Prozentpunkten mal ganz zu schweigen, die uns geradezu vorschreiben, jetzt den Sex unseres Lebens miteinander zu haben. Obwohl ich den ja eigentlich mit Fred hatte. Bis dahin, korrigiere ich mich schnell in Gedanken. Fred war der beste Sex, den ich bis zu diesem Zeitpunkt hatte. Das heißt nun überhaupt nicht, dass es da nicht noch Spielraum nach oben gibt. Außerdem ist jeder Mensch schließlich anders. Und vielleicht sollte man da gar nicht so viel vergleichen. Ich werfe Nils einen schnellen Seitenblick zu. Was, wenn er im Moment auch gerade an irgendeine ehemalige Bettgefährtin denkt? Und sich fragt, ob ich wohl genauso gut sein werde? Das wäre mir schließlich auch nicht recht. Aber es sieht nicht so aus, als würde Nils sich gerade derlei Gedanken machen.
»Hübsche Wohnung«, sagt er, während er sich flüchtig umsieht. Dann kommt er auf mich zu und umfasst meine Taille. »Hübsche Frau!« Er zieht mich an sich. »Und was für eine Nase!« Damit küsst er mich auf die Nasenspitze. »Ich glaube, ich will Töchter mit solchen Nasen.« Ich schmelze dahin. Dann fällt mir etwas ein.
»Apropos, hast du Kondome dabei?«
»Du bist eine echte Romantikerin, was?«, fragt er schmunzelnd.
»Nein. Ich meine, doch. Ich … Das ist doch wichtig«, verteidige ich mich.
»Sehr wichtig«, bestätigt er. »Ja, ich habe welche
Weitere Kostenlose Bücher