Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Gib es zu, wenn ich Banker geschrieben hätte, dann hättest du dich gar nicht erst mit mir getroffen.«
»So oberflächlich bin ich nun auch wieder nicht«, protestiere ich.
»Das freut mich. Aber ich weiß, Banker, das klingt furchtbar langweilig. Und spießig. Aber wir sind besser als unser Ruf. Ehrlich. Und die PR ist sozusagen der bunte Hund unter den Abteilungen.«
»Tatsächlich? Bedeutet das, du trägst keine Krawatte zur Arbeit?«
»Nicht am Casual Friday.« Er grinst. »War meine Idee.«
»Wow. Was für ein Rebell!«
»Das bin ich auch.«
Die Zeit vergeht wie im Fluge, wir bestellen unabhängig voneinander das gleiche Essen, trinken den gleichen Rotwein und sitzen einander drei Stunden bei Kerzenschein gegenüber, ohne dass auch nur eine einzige peinliche Gesprächspause entsteht. Dass wir viele Interessen teilen, versteht sich natürlich irgendwie von selbst, schließlich kommt eine Gesamtquote von 93 Prozent nicht von ungefähr. Tatsächlich ist mir Nils von Anfang an merkwürdig vertraut. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster in die mittlerweile schwarze Nacht. Der Mond steht leuchtend und vollkommen rund am Himmel. Ein Spaziergang im Mondschein wäre jetzt genau das Richtige.
»Ich liebe Vollmond! Wollen wir noch einen Spaziergang machen?«, fragt Nils in diesem Moment, und ich sehe ihn verblüfft an.
»Ich habe gerade genau das Gleiche gedacht!«
»Ehrlich?«
»Ja. Das wird langsam unheimlich.«
»Findest du?« Er grinst. »Ich find’s toll!«
»Kannst du auch erraten, woran ich jetzt gerade denke?«, frage ich aufgeregt. Ein rosa Elefant, ein rosa Elefant, übermittle ich ihm telepathisch und starre dabei konzentriert in seine schönen Augen.
»Hm.« Er legt die Stirn in grüblerische Falten. »Vielleicht, dass du vor unserem Spaziergang noch ein Tiramisu essen möchtest?« Ich schüttele den Kopf.
»Knapp daneben. Aber das ist tatsächlich eine ausgezeichnete Idee.«
»Und?«, fragt er, während wir einträchtig nebeneinander herschlendern. »Hab ich den Test bestanden?«
»Was für einen Test denn?« Ein wenig ertappt sehe ich ihn an.
»Ob man mich mitnehmen kann. Auf die Hochzeit, meine ich.«
»Das war doch kein …«
»So, wie du mir das Essen in den Mund gestarrt hast, ist es wirklich ein Wunder, dass ich mich nicht von oben bis unten bekleckert habe.« Er grinst friedfertig.
»Ehrlich?«, frage ich peinlich berührt, denn ich glaube, ich weiß genau, von welcher Art Blick er spricht. Ich kenne ihn ganz genau. Von meiner Mutter nämlich. Und normalerweise ruht er auf mir. »Tut mir leid«, entschuldige ich mich.
»Ach, schon gut.« Mittlerweile sind wir an meiner Tür angekommen und er sieht sich neugierig im Hauseingang um. »Und hier hat sich also das denkwürdige Erlebnis mit Mister Blueballs abgespielt.« Er grinst und ich laufe rot an. Vielleicht bin ich mit meinen Erzählungen doch ein bisschen zu sehr ins Detail gegangen? »Aber Spaß beiseite. Franzi«, er nimmt meine beiden Hände und sieht mir ernst in die Augen. Was kommt denn jetzt? »Ich habe dir versprochen, mit dir auf die Hochzeit zu gehen, und natürlich werde ich dieses Versprechen halten. Egal, was als Nächstes kommt. Egal, wie du meine nächste Frage beantwortest.« O Gott, was für eine Frage denn? »Können wir uns wiedersehen? Ich meine, vor dem 13. Juli? Vielleicht … schon morgen?«
»Äh, klar. Ich meine, ja, gerne!« Die Bereitschaft, ihn mir notfalls mit körperlicher Gewalt vom Leibe zu halten, verflüchtigt sich nur langsam aus meinem Körper. Ich habe aber auch ein schlechtes Männerbild, mein lieber Schwan! Da steht dieser nette Kerl vor mir, der sich den ganzen Abend nichts als tadellos und gentlemanlike verhalten hat, und trotzdem rechne ich mit irgendwelchen unmoralischen Angeboten.
»Das freut mich.« Er kommt auf mich zu und nimmt mein Gesicht in beide Hände. »Kannst du erraten, was ich gerade denke?«
»Dass du mich gerne küssen würdest?«
»Das ist unfassbar! Es stimmt!« Ich schüttele lachend den Kopf.
»Wirklich unglaublich! Und kannst du auch meine Gedanken lesen?«
Er nickt. »Ja. Du findest das eine tolle Idee.« Er küsst mich sehr zart auf den Mund. Seine Lippen fühlen sich angenehm an und schmecken nach Rotwein. Aber es ist nur ein ganz kurzer Kuss. »Ich mag dich. Sehr.«
»Echt? Ich meine: Äh, ich dich auch.« Er grinst, und dabei fällt mir auf, dass er ein ziemlich süßes Grübchen in der linken Wange hat. Das muss man sich mal vorstellen, hier steht der
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