Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
fast die Luft weg.
»Du hast sie doch nicht mehr alle.«
»Und wenn du mich beschimpfst, dann unterstreicht das nur, dass ich recht habe.« Vor meinen Augen explodieren rote Punkte und in meinem Gehirn setzt irgendetwas aus. Und zwar jener Mechanismus, der mich normalerweise davor bewahrt, Dinge zu sagen, die mir möglicherweise später sehr leid tun könnten.
»Vielleicht bist aber auch du im Unrecht. Vielleicht war ich so gut, dass Fred mich immer und immer wieder haben will. Vielleicht hat er sich in mich verliebt. Denn warum sollte er einer Frau eine Geburtstagstorte backen, an der er nicht das geringste Interesse hat?« Während die Worte aus mir heraussprudeln, ist Nils immer blasser geworden.
»Und? Genießt du es, wie er um dich wirbt? Ich frage mich, warum du dann nicht mit ihm zusammen bist? Wo er dir doch so eine tolle Geburtstagsüberraschung gemacht hat. Und so verliebt in dich ist.« Das aus seinem Mund zu hören, versetzt mir einen Schock. Ich weiß, ich habe das eben selbst gesagt, aber das war ja das ungefilterte G eschwafel eines verwirrten Geistes. Könnte da möglicherweise was dran sein? Ist Fred verliebt in mich? Ich sehe Nils in die Augen, als könnte ich dort die Antwort auf meine Frage finden. Ihr trauriger Ausdruck verwirrt mic h.
»Weil du in mich verliebt bist«, sagt er langsam.
»Was?«
»Das wäre die richtige Antwort gewesen.«
Angestrengt versuche ich, mir einen Reim darauf zu machen. Fred soll in mich verliebt sein, weil ich in Nils … Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Warum du nicht mit Fred zusammen bist«, hilft er mir auf die Sprünge. »Die richtige Antwort wäre gewesen: Weil du in mich verliebt bist.« Scheiße. Stimmt. In was für einem Film bin ich eigentlich gerade?
»Aber das bin ich doch.«
Ich beobachte Nils dabei, wie er aufsteht und nach der Decke greift.
»Was machst du denn da?«
»Wenn du erlaubst, schlafe ich heute Nacht noch auf deinem Sofa. Morgen pack ich dann meine Sachen zusammen und verschwinde.«
»Was?« Entsetzt sehe ich ihm hinterher, wie er aus dem Schlafzimmer trottet, die Decke hinter sich herziehend wie Linus von den Peanuts. Mit einem Satz bin ich ebenfalls aus dem Bett. »Jetzt warte doch mal. Bitte.«
»Worauf denn?«
»Was soll denn das jetzt? Du willst mich verlassen? Wegen so einem Quatsch?«
»Das ist kein Quatsch. Wenn du lieber mit diesem Fred …«
»Aber ich will Fred doch überhaupt nicht«, rufe ich nahe der Verzweiflung. »Ich will dich.«
»Ehrlich?« Fassungslos stelle ich fest, dass in seinen Augen Tränen schimmern.
»Natürlich.« Ich nehme sein Gesicht in beide Hände und frage mich, wie dieser Abend nur so schieflaufen konnte. Eben lagen wir doch noch friedlich nebeneinander im Bett. Und jetzt, keine zwanzig Minuten später, will Nils mich plötzlich verlassen? Und warum? Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären. Weil Lydia mit Willi geknutscht hat? Oder weil Fred mir eine Torte gebacken hat? Oder weshalb eigentlich? Das sind jedenfalls in meinen Augen alles keine Gründe, unsere so vielversprechende Beziehung zu beenden.
»Das ist gut«, murmelt Nils und zieht mich sehr dicht an sich. »Ich will dich auch.«
»Das kann ich spüren«, grinse ich. Während er meinen Hals küsst, muss ich dummerweise schon wieder an Fred denken. Aber dieses Mal kann ich überhaupt nichts dafür. Es ist nur, weil wir hier im Flur stehen und sich Nils gerade an meinem Pyjama zu schaffen macht. Zwangsläufig erinnere ich mich daran, wie hart der Holzfußboden ist. Aber Nils jetzt darauf aufmerksam zu machen, wäre siche r in höchstem Maße unklug, und so lasse ich mich widerwillig von ihm auf den Boden ziehen. Gut, wenn es unbedingt sein muss. Ich will die Stimmung nicht verderben. Außerdem scheint mir Nils heute irgendwie sensibel zu sein, und ich will nicht durch ein falsches Wort einen weiteren Streit heraufbeschwören.
Während ich mir am nächsten Abend meine blauen Knie mit Mobilat einreibe, klingelt mein Handy.
»Und? Wie war’s?«, frage ich neugierig.
»Das kommt drauf an. Meinst du die Nacht oder das Erwachen?«, kommt es von Lydia einigermaßen kryptisch zurück.
»Sowohl als auch?«
»Die Nacht war super! Ein toller Typ. Großer Schwanz, aber nicht so groß, dass er sich drauf verlässt. Er wusste durchaus auch, was man mit Fingern und Zunge so alles anstellen kann.«
»Ähm, aha, das freut mich«, sage ich und presse den Hörer fester an mein Ohr, damit Nils,
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