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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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moralische Verpflichtung hat man schon. Von der entbinde ich dich hiermit!«
    »Vielen Dank!«
    »Also, nichts für ungut?«
    »Von mir aus!«
    »Das ist ja echt ’ne Frechheit von dem Typ«, findet Nils, als ich ihm später im Bett davon erzähle.
    »Na ja, ich kann das schon irgendwie verstehen. Stell dir das mal vor, sieben Euro die Stunde. Das ist doch Ausbeutung auf der ganzen Linie. Da muss man sich halt was einfallen lassen.«
    »Lügen? Eine Krankheit vortäuschen, unter der viele Menschen zu leiden haben? Und falsches Mitleid erregen, um unschuldige Menschen zu schröpfen, die sich ihr Geld schließlich auch mit ehrlicher Arbeit verdient haben?«
    »Also, wenn du es so formulierst …« Ich gerate ein wenig ins Schwanken. Im Laufe des Rest-Abends mit Kim hat sich meine Empörung ziemlich schnell verflüchtigt und bei dem Gedanken an die schauspielerische Glanzleistung, die Willi da jeden Freitag abgeliefert hat, musste ich echt lachen. Eine originelle Idee, sein Trinkgeld zu erhöhen, war das auf jeden Fall. Außerdem wollte ich mich gar nicht weiter über Willi aufregen. Wer weiß, vielleicht ist er tatsächlich Lydias Mister Right? Auch wenn Kim nicht müde wurde, mir zu versichern, dass das ganz und gar unmöglich sei. Und Nils stößt jetzt ins gleiche Horn.
    »Ich hoffe, sie ist nicht gleich mit ihm mitgegangen?«
    »Doch, ist sie«, sage ich kleinlaut.
    »Mit einem wildfremden Kerl? Das ist doch nicht dein Ernst. Wieso hast du sie denn nicht davon abgehalten?«
    »Weil ich nicht ihre Erziehungsberechtigte bin!« So langsam fängt er an, mich zu nerven. »Lydia ist eine erwachsene Frau und kann tun und lassen, was sie will. Und außerdem war es nun einmal Liebe auf den ersten Blick!«
    »Und deshalb geht sie gleich mit ihm ins Bett? Das ist wohl so ziemlich das Falscheste, was man als Frau in so einer Situation tun kann.«
    »Tatsächlich?« Er überhört meinen spitzen Unterton.
    »Natürlich. Männer sind Jäger. Sie verlieren sofort das Interesse, sobald sie die Frau flachgelegt haben.«
    »Ach ja?« Kampfeslustig setze ich mich im Bett auf und funkele ihn an. Er lacht und zieht mich zu sich herunter.
    »Huh, kannst du böse gucken. Damit meinte ich doch: Wenn man gleich am ersten Abend miteinander schläft.«
    »Ich verstehe nicht, wo da der Unterschied ist«, antworte ich, immer noch leicht säuerlich. Er zuckt mit den Schultern.
    »Ist einfach so. Aber du warst ja ein kluges Mädchen und hast dich an die Regeln gehalten.«
    »Was denn für Regeln?«
    »Na, dass man den Mann mindestens fünf Verabredungen lang hinhalten sollte.« Hinhalten?
    »Ich habe dich nicht …«
    »Ist doch alles gut. Reg dich nicht auf.« Er beginnt, mich zu küssen und an meiner Schlafanzughose zu zerren. »Das war auf jeden Fall lange genug, um mein Interesse an dir auf Dauer anzufachen.«
    Ich schiebe ihn von mir und richte mich halb auf. »Du bist echt komisch heute«, sage ich.
    »Ach, ich bin komisch?«
    »Ja, total.«
    »Du erzählst mir gerade von deiner merkwürdigen Freundin, die heute Abend einen zehn Jahre jüngeren, betrügerischen Pizzaboten vernascht hat, aber ich bin komisch?«
    »Sie ist nicht merkwürdig«, verteidige ich Lydia, »sondern einfach nur … spontan.«
    »Ja, so kann man das auch nennen.«
    »Es geht dich doch überhaupt nichts an, mit wem meine Freundin schläft und mit wem nicht.«
    »Bitte. Wenn du meine Meinung nicht hören willst, warum erzählst du mir dann überhaupt davon?« Er dreht sich von mir weg und zieht die Decke bis zum Kinn hoch. »Gute Nacht.« Ratlos sehe ich auf seinen Rücken.
    »Jetzt lass uns doch deswegen nicht streiten«, überwinde ich mich zu sagen, obwohl ich beleidigte Männer nicht leiden kann. Aber noch weniger kann ich es leiden, unversöhnt nebeneinander zu liegen und nicht einschlafen zu können. Zum Glück scheint es Nils ebenso zu gehen, denn er dreht sich wieder zu mir um. Ich lege ihm versöhnlich eine Hand auf den Arm. »Sollen wir uns einfach darauf einigen, dass wir da unterschiedlicher Meinung sind? Schließlich hat das Ganze ja überhaupt nichts mit uns zu tun.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Wieso das denn?«
    »Es geht hier doch eigentlich gar nicht um Lydia. Sondern um dich und diesen – Fred.«
    »Was?«
    »Natürlich. Weil mit dem genau das passiert ist. Du hast mit ihm geschlafen, und dann hat er das Interesse verloren. Und es ärgert dich, dass ich gesagt habe, die Frau ist selbst schuld, wenn das passiert.« Vor lauter Empörung bleibt mir

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