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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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der nur einen Meter von mir entfernt auf der Couch sitzt und die FAZ liest, nicht mithören kann. Auch wenn ich mich an Lydias Freizügigkeit in Bezug auf ihre sexuellen Abenteuer inzwischen gewöhnt habe und sie sogar ganz amüsant finde, habe ich doch den Verdacht, dass sie ihre Beliebtheit damit bei Nils nicht unbedingt steigern würde. »Besonders ausdauernd war er nicht, so ist das wohl mit Mitte Zwanzig. Aber dafür stand er nach ’ner Viertelstunde schon wieder. Und das immerhin vier Mal.«
    »Soso.« Irgendwie klingt das nicht, als würde Lydia gerade von der Liebe ihres Lebens sprechen. Und richtig!
    »Das Aufwachen war dann allerdings irgendwie ernüchternd.«
    »Und wieso das?«
    »Weiß auch nicht. Die Luft war raus. Vielleicht war gestern Vollmond oder so, auf jeden Fall war von der Anziehungskraft heute Morgen einfach nichts mehr übrig.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Es war ja schön.«
    »Na dann.«
    »Er war schon ein bisschen enttäuscht, glaube ich. Wir haben noch einen Kaffee zusammen getrunken, und er wollte unbedingt meine Telefonnummer haben. Den Zah n hab ich ihm aber ganz schnell gezogen.« Irgendwie tut mir der arme Willi fast ein bisschen leid. »Ich hab ihm gesagt, manchmal ist eine schöne Nacht einfach nur eine schöne Nacht. Ich glaub, er hat es dann auch eingesehen. Nur dass er seinen Asthma-Trick aufgedeckt hat, das ärgert ihn jetzt wahrscheinlich. Aber vielleicht gibst du ihm ja trotzdem weiterhin Trinkgeld?«
    »Das kannst du ja übernehmen«, schlage ich vor, und sie seufzt übertrieben.
    »Von mir aus. Aber an die Tür musst du in Zukunft wieder gehen. Könnte sonst irgendwie unangenehm werden, meinst du nicht auch?«
    »Tja, wahrscheinlich schon.«
    »Und? Wann läuten die Hochzeitsglocken«, fragt Nils mit einem, wie ich finde, süffisanten Grinsen, nachdem ich aufgelegt habe.
    »Gar nicht.«
    »Ach? Lass mich raten: Die Nacht durchgevögelt, aber keine Telefonnummer dagelassen?«
    »Du hast es erraten.«
    »Tja.«
    »Tja.«
    »Das hab ich dir ja gleich gesagt.« Er steckt die Nase in die Zeitung. Ich beschließe, ihn in dem Glauben zu lassen, dass er die Welt verstanden hat, und greife erneut zu der Tube Mobilat. Schließlich möchte ich nicht schon wieder einen Streit provozieren. Und auf Versöhnungssex habe ich ehrlich gesagt in absehbarer Zeit auch keine Lust.

Kapitel 17
    Am nächsten Wochenende stehe ich unschlüssig vor meinem Kleiderschrank und kann mich nicht entscheiden, was ich anziehen soll. Immerhin treffe ich heute zum ersten Mal Nils’ gesamten Freundeskreis, und da möchte ich schon einen guten Eindruck machen. Der vierzigste Geburtstag von Thomas, einem von Nils’ ältesten Freunden, findet im Segelclub Alster statt, der, wie der Name schon sagt, direkt an der Alster liegt. Offensichtlich lässt er sich diese Party einiges kosten, aber als Oberarzt einer psychiatrischen Klinik kann er sich das wohl auch leisten. Nach langem Hin und Her entscheide ich mich für eine dunkelblaue Marlene-Hose, ein enges, weißes Top, dazu ein weiß-blau gepunktetes Halstuch und blaue Adidas-Turnschuhe. Zufrieden drehe ich mich vor dem Spiegel hin und her. In diesem Dress könnte ich glatt an Bord gehen, das ideale Outfit also für ein Fest im Segelclub. Um halb fünf klingelt Nils an der Tür, um mich abzuholen. Ich krame noch schnell meinen dunkelblauen Kaschmirpullover mit dem V-Ausschnitt hervor, falls es am Abend kühler werden sollte, und mache mich dann beschwingt und auch ein bisschen nervös auf den Weg nach unten. Ich öffne die Wagentür und setze mich um ein Haar auf das in glänzendes blaues Papier eingeschlagene Geschenk. Im letzten Moment zieht Nils es unter mir weg.
    »Ups«, ich plumpse auf den Beifahrersitz. »Das war knapp. Was ist es denn Schönes?« Ich nehme ihm das Päckchen wieder ab, damit er die Hände zum Lenken frei hat.
    »Ein Schwarz-Weiß-Bildband über Segelyachten.«
    »Wie passend«, lobe ich. »Das wird ihm bestimmt gefallen.«
    »Hm.«
    »Was ist? Willst du nicht losfahren?«
    »Ähm, doch schon, aber …«
    »Ja?« Hinter uns hupt jemand ungeduldig, und Nils versucht ihm durch wildes Winken begreiflich zu machen, dass er an uns vorbeifahren soll.
    »Der kommt da nicht durch. Warum fährst du nicht einfach?«
    »Tja, also …« Er druckst herum und ringt ganz offensichtlich nach Worten.
    »Alles in Ordnung?«, erkundige ich mich besorgt.
    »Ja, schon.« Das Hupkonzert wird lauter.
    »Na los, raus damit.«
    »Ähm, dein

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