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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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es in Erwägung ziehen!«
    »Hm, und sie schmecken so süß.« Er hört gar nicht mehr damit auf, mich zu küssen. Gut, dass der Lippenstift wisch- und kussecht ist, sonst wäre davon schon jetzt nicht mehr viel übrig. Nils liegt halb auf mir, als hinter uns erneut ein wildes Hupkonzert ertönt.
    »Ist ja schon gut.« Er rappelt sich auf und gibt Gas. »Hier wird einem aber auch gar nichts gegönnt.«
    Mit geöffneten Fenstern fahren wir durch das sommerlich e Hamburg, kein Wölkchen trübt den stahlblauen Himmel und die Sonne brennt heiß auf uns herab. Es ist der perfekte Tag für eine Geburtstagsparty. Eine Viertelstunde später biegen wir in die Straße des Segelclubs ein. Massen von Spaziergängern wälzen sich an der Alster entlang, und natürlich ist weit und breit kein Parkplatz zu entdecken. Nach der dritten Runde wird Nils langsam ungeduldig.
    »So ein verdammter Mist«, regt er sich auf, »jetzt ist hier natürlich alles voll.« Ich glaube zu sehen, dass er mir einen vorwurfsvollen Blick zuwirft. Und selbst, wenn ich mir das nur eingebildet haben sollte, fange ich sicherheitshalber mal an, mich zu verteidigen.
    »Es wäre vor einer Viertelstunde auch schon voll gewesen. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ganz Hamburg hat sich offensichtlich dazu entschieden, heute einen Alsterspaziergang zu machen. Schließlich ist Samstag. Es ist nicht meine Schuld, dass wir keinen Parkplatz finden.«
    »Hab ich doch auch gar nicht behauptet. Ich hasse es einfach nur, zu spät zu kommen.« Er sieht so verzweifelt auf die Uhr, dass ich ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm lege.
    »Aber wir kommen gar nicht zu spät. Auf der Einladung stand doch ab fünf.«
    »Ich wäre trotzdem gerne um fünf da gewesen.«
    »Na, dann kommen wir eben um halb sechs. Was werden wir schon groß verpassen? Etwa eine Rede? Davon habe ich auf Emmas Hochzeit wirklich genug für den Rest des Jahres gehört.«
    »Ich denke schon, dass Thomas ein paar Begrüßungsworte sagen will«, nickt er, während er mit düsterer Miene den Straßenrand scannt.
    »Okay.« Offensichtlich wird das eine Party der etwas anderen Art. Ich halte jetzt am besten einfach mal die Klappe und harre in bemüht positiver Grundhaltung der Dinge, die da kommen werden. Eine Viertelstunde später entschließt sich endlich eine Familie mit drei brüllenden Kleinkindern, dass es nun genug ist mit dem Alster-Vergnügen, und räumt ihren Parkplatz. Immer wieder hektisch auf seine Uhr sehend zieht Nils mich hinter sich her in Richtung Segelclub, und ich habe Mühe, auf meinen hohen Hacken mit ihm Schritt zu halten.
    Über einen schmalen Steg gelangen wir auf die mit rustik a len Holzplanken ausgelegte Terrasse, die das schlichte, we iße Clubhaus umgibt und auf der sich etwa siebzig Menschen drängeln. Ausschließlich Paare, wie ich auf den ersten Blick feststelle. Sie alle schauen auf einen Mann, der in ihrem Zentrum auf einer Kiste steht, neben sich eine hübsche, blonde Frau um die dreißig mit nicht zu übersehendem Babybauch. Offensichtlich hält Thomas also tatsächlich gerade eine Art Begrüßungsrede. Neugierig betrachte ich den kleinen Mann im tadellos sitzenden schwarzen Anzug. Schließlich habe ich im echten Leben noch nie einen Psychiater gesehen. Ich weiß allerdings nicht, wa s ich erwartet hatte. Eigentlich sieht er, bis auf seine etwas geringere Körpergröße, ziemlich normal aus. Sein dunkelbraunes Haar ist von vielen grauen Strähnen durchzogen und der Schweiß rinnt ihm die Wangen herunter. Kein Wunder, schließlich haben wir, obwohl es langsam auf den Abend zugeht, noch immer fast dreißig Grad im Schatten und er steht da in Hemd und Sakko. Sogar eine knallrote Krawatte hat er sich umgebunden. Verstohlen sehe ich mich um und bemerke, dass auch alle anderen Männer in voller Festmontur tapfer vor sich hin schwitzen. Die Frauen haben es da leichter, die meisten tragen kurze Cocktailkleider. Dafür kann ich aber die eine oder andere schon unruhig von einem hochhackig beschuhten Fuß auf den anderen treten sehen. Nils fischt zwei Gläser vom Tablett einer vorbeikommenden Kellnerin und reicht mir eines. Er sieht immer noch ein bisschen angespannt aus, wahrscheinlich ist er einfach nervös, weil ich all seine Freunde kennenlernen werde. Ich drücke beruhigend seine Hand und lächele ihn an. Mein Mund ist von der Hitze staubtrocken, aber da alle anderen geduldig ihre Gläser zwischen den Fingern hin und her drehen, beherrsche ich mich und warte auf das

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