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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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nämlich vierzig und feiert ganz groß. Das wird aufregend!«
    »Wollt ihr eigentlich bald Kinder haben?«, fragt Kim ziemlich unvermittelt.
    »Moment mal«, bremse ich sie, »wir kennen uns doch erst seit ein paar Wochen. Ich glaube, damit lassen wir uns noch ein bisschen Zeit!«
    »Aber damit könntest du den Sack wunderbar zumachen!«
    »Oder in einem Jahr alleinerziehend sein«, unke ich.
    »Du bist aber auch so was von negativ. Na gut, dann eben nicht. Mist!«
    »Entschuldige, ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Ach, es ist nur so, dass Viktor unbedingt bald ein zweites Kind möchte. Ich bin ja noch nicht ganz überzeugt von der Idee. Mit Elias hab ich echt genug um die Ohren. Aber ich dachte, es wäre doch ausgesprochen praktisch, wenn eine meiner Freundinnen gleichzeitig schwanger wäre. Dann ist es nicht so langweilig.«
    »Tut mir leid, dass ich dir da nicht zu Diensten sein kann«, sage ich ironisch.
    »Dass ihr aber auch so wahnsinnig spät dran sein müsst mit allem«, mosert sie vor sich hin, »und mit Lydia kann ich ja bei dem Thema sowieso nicht rechnen. Sag mal, wo ist die überhaupt?« Stimmt. Solange kann es eigentlich nicht dauern, drei Pizzen zu bezahlen. Und auch wenn Willi wegen seines Asthmas die Treppen dreimal so langsam nimmt wie jeder andere Pizzabote, sollte selbst er mittlerweile oben angekommen sein.
    Im Flur bietet sich uns ein überraschender Anblick. Entweder hat sich Willis Asthma so verschlimmert, dass er nach vier Stockwerken spontane Mund-zu-Mund-Beatmung brauchte – oder er steht gerade wild knutschend mit meiner besten Freundin im Türrahmen. Die beiden sind so sehr mit einander beschäftigt, dass sie unsere Anwesenheit gar nicht bemerken. Eine Weile beobachten wir sprachlos das Schauspiel, bis Kim sich mit einem lauten Räuspern bemerkbar macht. Die beiden fahren auseinander, doch nach der ersten Schrecksekunde meint Lydia gelassen: »Wisst ihr eigentlich, dass wir uns hier seit zwei Jahren jeden Freitagabend treffen und ich nicht ein einziges Mal an die Tür gegangen bin, um die Pizza in Empfang zu nehmen? Franzi, du bist wirklich eine sehr aufmerksame Gastgeberin.«
    »Danke«, sage ich geplättet.
    »Ich hab euch doch immer gesagt, er kommt, wenn man aufhört zu suchen. Und wenn man es am wenigsten erwartet!«, sagt Lydia und lächelt Willi an, der ebenso verstrahlt zurücklächelt.
    »Moment mal! Wer kommt?« Kim kann manchmal ganz schön begriffsstutzig sein.
    »Na, der Richtige«, wispere ich ihr hinter vorgehaltener Hand zu, um das junge Glück nicht zu stören.
    »Was, der? Der Pizzabote?«, fragt Kim weit weniger rücksichtsvoll.
    »Ja«, sagt Lydia mit Nachdruck, »der Pizzabote.«
    »Wie alt bist du? Zwölf?«, wendet sich Kim an Willi.
    »Ich bin fünfundzwanzig!«
    »Und weißt du auch, wie alt sie ist?«
    »Kim«, sage ich warnend.
    »Das ist mir vollkommen egal«, antwortet Willi treuherzig, während Lydia sich die auf der Kommode abgestellten Pizzakartons schnappt und sie mir in die Hand drückt.
    »Hier! Guten Appetit!«, wünscht sie dabei.
    »Danke. Viel Spaß noch! Komm, Kim!« Ich merke durchaus, wenn ich störe.
    »Aber, aber …«
    »Komm jetzt!«
    »Halt, einen Moment noch«, hält Willi uns zurück.
    »Ja?« Erwartungsvoll sehe ich ihn an.
    »Weil wir uns ja jetzt in Zukunft wohl öfter sehen werden, gebe ich es lieber gleich zu …«
    »Ja?«
    »Ich habe gar kein Asthma.«
    »Was?« Er setzt ein zerknirschtes Grinsen auf, das Lydia zu einem entzückten Seufzer veranlasst. Bei mir fruchtet es allerdings nicht: »Also das ist echt … ein starkes Stück!«
    »Tut mir leid.«
    »Weißt du, wie viel Trinkgeld ich dir gegeben habe, nur weil ich dachte, du setzt jedes Mal dein Leben aufs Spiel, um uns mit Pizza zu versorgen?«
    »Genau weiß ich es nicht, aber du warst immer sehr großzügig, das stimmt!«
    »Ein Vollidiot war ich!«
    »Ich muss doch studieren. Und ich verdiene bloß sieben Euro die Stunde«, verteidigt er sich.
    »Hast du das gehört, Lydia?«, wirft Kim dazwischen.
    »Sei doch nicht so materialistisch!«, antwortet diese voller Entrüstung. »Außerdem hast du es doch gehört: Er studiert. Was studierst du denn?«
    »Philosophie!«, antwortet Willi.
    »Das klingt interessant!« Sie strahlt ihn an.
    »O Gott«, stöhnt Kim.
    »Könnten wir beim Thema bleiben?«, gehe ich dazwischen.
    »Was hältst du davon: Du musst mir nie wieder Trinkgeld geben!«, schlägt Willi mir vor.
    »Muss ich auch so nicht. Muss keiner.«
    »Doch, eine gewisse

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