Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Zeichen zum Anstoßen.
»Langer Rede kurzer Sinn«, scheint Thomas zum Ende kommen zu wollen, »ein Mann sollte mit vierzig drei Dinge getan haben: ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt und einen Sohn gezeugt. Aber ich kann sagen, dass ich richtig froh bin, dass Linda nächsten Monat unsere Tochter zur Welt bringen wird. Denn zum einen zeugen echte Männer immer zuerst Mädchen – entschuldigt bitte, Peter, Kurt und Michael, wenn ich euch damit zu nahe treten sollte«, unbestimmte Reaktionen aus der Menge der Zuhörer, »und zweitens bleibt so wenigstens noch ein e Aufgabe für die zweite Lebenshälfte übrig.« Die Gäste lachen und klatschen, während Thomas seine Frau an sich zieht und ihr einen Kuss auf die Wange gibt. »Und ich kann euch versprechen, dass wir das sehr bald in Angriff nehmen werden.« Ich werfe Nils einen empörten Seitenblick zu, aber der schaut arglos nach vorne. Liegt es an mir? Bin ich überempfindlich oder war das gerade in höchstem Maße frauenverachtend, was der Typ da zum Besten gegeben hat? Offensichtlich stehe ich mit meiner Meinung alleine da, denn um mich rum sehe ich nur amüsierte Gesichter, als hätte Thomas einen köstlichen Witz erzählt. »In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Abend!« Er hebt sein Champagnerglas.
»Auf dich!«
»Auf Thomas!«
»Alles Gute«, erschallt es vielstimmig aus der Menge und dann setzen alle ihre Gläser an und trinken. Ich auch. Und zwar auf ex. Eiskalt und fein prickelnd rinnt mir der Champagner die Kehle hinunter.
»Komm«, sagt Nils und greift nach meiner Hand, »ich stelle dich vor.«
»Okay.« Ich lasse mich mitziehen und schnappe mir auf dem Weg gleich noch ein weiteres Glas. Kurz darauf stehe ich vor Thomas, der, von seiner Kiste herabgestiegen, tatsächlich geradezu winzig ist.
»Das ist sie also.« Er streckt mir die Hand hin und lächelt mich offen von unten herauf an.
»Das bin ich«, nicke ich.
»Wir freuen uns so sehr, dich endlich kennenzulernen! Nicht wahr, Linda?«
»Ja.« Auch sie reicht mir die Hand. »Es ist schön, dass Nils wieder jemanden gefunden hat. Das ist eine tolle Hose, die du da trägst!«
»Dankeschön!« Ich kann mir einen leicht triumphierenden Blick in Nils’ Richtung nicht verkneifen. »Und herzlichen Glückwunsch! Also, in zweierlei Hinsicht!« Ich deute auf ihren runden Bauch.
»Danke. Wir freuen uns sehr.«
»Und ein Mädchen, wie schön«, betone ich, obwohl ich fürchte, dass Thomas meine Anspielung auf seine frauenfeindliche Rede von eben entgeht. »Ich möchte unbedingt mal eine Tochter haben. Ich hoffe, wir sind uns da einig?« Fragend sehe ich Nils an, der den Arm um meine Taille legt.
»Das wäre traumhaft.« Ich lächele zufrieden.
»Ach, ihr zwei seid ja süß«, findet Linda. Wir stehen noch ein paar Minuten beisammen und machen Small-Talk, dann melden sich langsam meine Fußballen zu Wort.
»Könnten wir uns vielleicht was zu essen holen?«, frage ich Nils, »und ich würde mich auch gerne mal kurz hinsetzen. Meine Füße tun ziemlich weh«, sage ich entschuldigend zu Linda und Thomas.
Prompt schauen alle drei hinunter auf meine Füße. »Ach du Schreck, wie sehen die denn aus?«
Ich riskiere ebenfalls einen Blick und bin erschrocken. Durch die brennende Hitze und das Herumstehen sind sie rot und angeschwollen und quellen unattraktiv aus meinen Schuhen heraus.
»Es ist die Wärme«, entschuldige ich mich. »Geht gleich wieder.«
»Tja, wir haben leider nur Stehtische.« Bedauernd hebt Thomas die Schultern. »Das ist platzsparender, und wir mussten schließlich eine Menge Leute unterbringen.«
»Oh, na ja, kein Problem. Es wird schon gehen.« Ich versuche Haltung zu bewahren, obwohl mir bei der Vorstellung, den gesamten Abend stehen zu müssen, ganz anders wird.
»Das Buffet ist drinnen aufgebaut.«
»Dann holen wir uns mal was zu essen«, beschließt Nils. »Bis später dann!«
Die Einrichtung des Clubhauses ist, um es mal freundlich auszudrücken, rustikal. Tatsächlich sieht es aus, als stammten die Möbel aus den achtziger Jahren, ein wuchtiger Tresen, dunkle Eichentische und mit grünem Samt gepolsterte Stühle. Aber immerhin: Stühle. Was will ich mehr? Am reichhaltigen Buffet häufe ich mir den Teller voll und lasse mich dann aufatmend an einem der Tische nieder. Nils guckt von oben auf mich herab.
»Du Arme. Wie geht’s den Füßen?«
»Sie tun weh.«
»Kann ich irgendwas für dich tun?«
Ich lächele ihn dankbar an. »Du kannst dich zu mir
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