Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
setzen.«
»Kommst du nicht mit raus?«
»Ich kann nicht. Hast du meine Füße nicht gesehen? Lass uns doch wenigstens im Sitzen essen. Vielleicht schwellen sie dann wieder ein bisschen ab.«
»Aber ich wollte dich so gerne allen vorstellen.«
»Und ich will sie auch wirklich alle kennenlernen. Aber in zehn Minuten sind sie auch noch da.« Bittend sehe ich ihn an.
»Da hast du recht.« Er lässt sich neben mir nieder. »Und, wie findest du Thomas und Linda?«
Ich verkneife mir jeglichen kritischen Kommentar. »Sie scheinen sehr nett zu sein.«
»Ich werde übrigens der Patenonkel von Lilly.«
»Von wem?«
»Na, von ihrer Tochter.«
»Ach was? Obwohl sie nur ein Mädchen ist?« Mist, jetzt ist es mir doch rausgerutscht.
»Was soll das denn heißen?«
»Nichts. War ein Witz. Gratuliere!«
»Tja, das macht dich dann ja quasi zur Patentante, nicht wahr?«
»Nein, ich glaube, dazu müssten wir verheiratet sein.«
»Du weißt ja schon wieder, was ich gerade gedacht habe.« Er zwinkert mir zu. »Was nicht ist, kann ja noch werden.« Perplex sehe ich ihn an. Er grinst und gibt mir einen Kuss. Einen ziemlich nassen Kuss. Erst jetzt merke ich, dass ihm der Schweiß in Strömen das Gesicht herunterläuft.
»Du schwitzt ja total. Willst du nicht mal dein Sakko ausziehen?«
»Nicht vor dem Gastgeber.«
»Das ist doch nicht dein Ernst.«
»Doch.«
»Dann geh raus und sag es ihm. Er wird sich freuen, bestimmt. Dem läuft die Suppe nämlich auch schon runter.«
»Aber es bleibt seine Entscheidung.«
»Du meine Güte.« Ich muss mir große Mühe geben, nicht ungeduldig zu werden. »Würdest du jetzt bitte dein Jackett ausziehen?«
»Na gut.« Widerwillig schält er sich aus der Jacke und entblößt ein ziemlich zerknittertes, schweißdurchtränktes Hemd. Doch dann seufzt er erleichtert auf. »Viel besser.«
»Sag ich doch.« Ermutigt streife ich mit einiger Mühe meine Schuhe von den Füßen und widme mich dann den verschiedenen Häppchen und Salaten auf meinem Teller. Mit meinen Gedanken bin ich woanders. Hat er das eben wirklich gesagt? Was nicht ist, kann ja noch werden. War das nur so dahingesagt? Oder möglicherweise eine Art Vortasten? Jetzt ärgere ich mich ein bisschen darüber, dass mich seine schweißnasse Oberlippe derart aus dem Konzept bringen konnte. Denn schließlich wäre das die Gelegenheit für mich gewesen, mal unauffällig meine Meinung zu dem Thema an den Mann zu bringen. Ja, ich möchte gerne heiraten. Nicht so bald, aber auch nicht in allzu ferner Zukunft. Und dann hätte ich gerne drei Kinder. Alles Mädchen! Ha! Das ist natürlich nur ein Witz. Wenn ich mir Kims Tagesablauf so ansehe, könnte ich mir durchaus vorstellen, nur eins zu haben. Und das Geschlecht ist mir dabei vollkommen wurscht. Ich schenke Nils ein strahlendes Lächeln, aber natürlich bezieht er das nicht mehr auf seine Bemerkung von eben.
»Bist du fertig? Sollen wir dann wieder rausgehen?«
»Okay.« Ich beuge mich zu meinen Füßen hinunter und muss feststellen, dass die Schwellung jetzt, da ich sie aus ihrem engen Gefängnis befreit habe, sogar noch ein bisschen zugelegt hat. Ich habe die dicken Patschefüßchen eines Säuglings. Nur im XXL-Format. »Also, die gehen da heute garantiert nicht mehr rein«, stelle ich achselzuckend fest. Zum Glück ist meine Hose lang und weit, sodass sie im Stehen die Klumpen am Ende meiner Beine ganz gut verdeckt. Die Schuhe in der einen und ein neues Glas Champagner in der anderen Hand watschele ich neben Nils über die Terrasse, um all seine Freunde kennenzulernen. Ich schüttele Dutzende von Händen, höre und vergesse ebenso viele Namen und erzähle immer wieder die nicht unbedingt spannender werdende Geschichte von mir und meinen geschwollenen Füßen. Weit weniger ermüdend finde ich die immer wiederkehrende Versicherung, dass sich alle sehr für Nils freuen, mich gefunden zu haben. Mein Glas ist schon wieder leer, und ich entschuldige mich kurz, um mir ein neues Getränk zu holen.
»Könnte ich vielleicht eine Cola bekommen?«, erkundige ich mich bei der Kellnerin, die mir auffordernd ihr Tablett unter die Nase hält.
»Cola? Tut mir leid, so was haben wir nicht. Aber wie wäre es mit einem Glas Champagner?«
»Danke, ich hatte schon drei.« Eigentlich waren es vier, aber wer zählt schon? »Ich bräuchte jetzt mal was Anti-Alkoholisches.«
»Hm. Ich glaube, wir haben Mineralwasser. Und in der Kinder-Bowle ist natürlich auch kein Alkohol drin.«
»Es gibt
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