Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
Vom Netzwerk:
nachdenklich über ihren Kugelbauch. »Obwohl ich in absehbarer Zeit wahrscheinlich überhaupt kein Buch mehr zur Hand nehmen werde. Aber bis zur Geburt will ich zumindest noch ›Die Buddenbrooks‹ schaffen.«
    »Die hab ich auch gelesen«, freue ich mich. »Und, wie gefällt es dir?«
    »Es ist ein wenig schwergängig.« Sie lächelt verlegen.
    »Aber ein großartiges Stück Weltliteratur«, mischt sich Silvia ein. »Ich habe es verschlungen. Wirklich, Linda, ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass du es noch immer nicht fertig gelesen hast. Davon hast du doch schon vor vier Wochen erzählt.«
    »Wahrscheinlich hat sie einfach noch ein bisschen was anderes zu tun.« Angriffslustig funkele ich sie an. »Immerhin bekommt sie bald ein Baby.«
    »Es ist trotzdem wichtig, den Intellekt zu nähren«, belehrt mich Silvia. Ich verdrehe offensiv die Augen und stürze meinen Champagner hinunter.
    »Das sagt Thomas auch. Und ich habe mich auch schon ganz gut eingelesen«, verteidigt sich Linda schüchtern.
    »Ich sag dir was«, meine Zunge fühlt sich mittlerweile ähnlich schwer an wie meine Füße, aber das ist mir egal, »ich fand dieses Stück Weltliteratur stinklangweilig.« Mehrere der Anwesenden ziehen ob dieses Frevels hörbar die Luft ein. »Was denn? Ich lese doch, weil es mir Spaß macht. Weil ich mich entspannen und abschalten will. Nicht, weil es sich auf einer Party gut anhört oder weil das irgendjemand von mir erwartet. Und wenn dir Thomas Mann oder Tolstoi so viel Spaß machen, dass du es abends nicht erwarten kannst, dich mit ihren Büchern im Bett zu verkriechen, dann ist das toll«, wende ich mich an Silvia.
    »Ich lese nicht im Bett.«
    »Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen.«
    Sie sieht mich an, als hätte sie ein besonders ekelerregendes Insekt vor sich. »Du hast wahrscheinlich auch Harry Potter gelesen, was?«
    »Allerdings. Und zwar alle Bände. Drei Mal!«
    »Wieso das denn? Hast du sie beim ersten Mal nicht verstanden?«
    Darauf fällt mir leider keine passende Antwort ein. So eine doofe Kuh. Brüsk wende ich ihr den Rücken zu und gerate dabei ein wenig aus dem Gleichgewicht. Huch. Haben wir abgelegt?
    »Alles, was ich sagen will«, ich klammere mich an Lindas Unterarm, »ist, dass jeder lesen darf, was er will. Und du solltest die Zeit ohne Kind erst recht dazu nutzen, nur Dinge zu tun, die dir Spaß machen. Glaub es mir. Ich habe eine Freundin, die ein Baby hat! Sie hat seit einem Jahr nicht mehr geschlafen. Echt nicht!«
    »Hier bist du. Ich hab dich schon gesucht!« Ah, da ist Nils ja wieder. Ich hatte ihn wirklich vermisst. Und in der Hand hält er zwei Gläser. Eins davon ist sicher für mich.
    »Dankeschön«, sage ich und nehme es ihm ab. »Wir reden gerade über Bücher.«
    »Und nebenbei betrinken wir uns ganz schön«, kommt es spitz von Silvia, und ich werfe ihr einen bösen Blick zu. Die olle Petze. Das Schlimmste daran ist, dass ich spätestens jetzt merke, dass sie recht hat. Ich bin wirklich ganz schön betrunken. Wie konnte das denn passieren? Es waren doch bloß ein paar Gläschen Champagner! Nun ja, und die Bowle, die zur Hälfte aus Wodka bestand. Der Boden unter mir beginnt zu schwanken, und ich stürze mich in Nils Arme.
    »Is doch ga nich wahr.«
    »Franzi? Was ist mit dir?«
    »Nix.«
    »Sie ist besoffen, das sagte ich doch.«
    »Binnich nich.« Oh, Scheiße, bin ich wohl. »Was nich is, kann noch werden«, sage ich, um Nils von dieser Anschuldigung abzulenken, und zwinkere ihm bedeutungsvoll zu. »Hab ich verstanden. Findich gut.«
    »Was? Wovon redest du?«
    »Na, vom Patentantesein«, erkläre ich ihm, aber er sieht immer noch nicht besonders erleuchtet aus.
    »Vielleicht ist es die Sonne«, sagt Linda. »Am besten bringen wir sie in den Schatten.«
    »Okay.« Nils nickt besorgt, und gemeinsam führen die beiden mich zum Rand der Terrasse unter einen der gelb-weißen Sonnenschirme. »Ist es hier besser?« Ich nicke tapfer und versuche, die kritischen Blicke und das Gemurmel zu ignorieren. »Ich hole dir was zu essen.« Damit macht er sich auf den Weg, während Linda mir beruhigend über den Rücken streichelt.
    »Is nich die Sonne«, gestehe ich ihr, »hab zu viel Alkohol erwischt.«
    »Du warst aufgeregt.« Sie nickt verständnisvoll. »Es ist nicht so einfach, vor ihnen zu bestehen. Das war für mich auch schwer. Ich bin ja viel jünger als die anderen Frauen im Freundeskreis. Erst neunundzwanzig. Und auch erst kurz dabei.«
    »Ealich?« Verwundert sehe ich

Weitere Kostenlose Bücher