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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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meine Achtung erlangt hatte, dann zu dem Teller mit Milch.

    Wie üblich entging mir während des Schlabberns ein Teil der Unterhaltung. Überhaupt, das war an diesem Vormittag gar nicht so leicht, der Milch hab haft zu werden. Immer wenn ich gerade einen schönen Zungenschlapp nehmen wollte, floss sie von mir weg. Schlappte ich dann hinterher, bekam ich die Ladung auf die Nase. Aber nach ein paar Fehlschlägen hatte ich den Trick heraus. Man bekam langsam Seebeine auf diesem Dampfer.
    Das Schwanken des Schiffs war auch Thema der Unterhaltung, wie ich dann, gesättigt und geputzt, mitbekam.
    »Wir nähern uns einem der gefährlicheren Abschnitte der Reise. Jetzt heißt es wachsam sein und nach Eisbergen Ausschau halten«, erklärte Yann gerade.
    »Eisberge? Hier?«
    »Oh ja, Ma demoiselle. Oben im Norden, bei Grönland, da gibt es riesige Gletscher. Und von denen brechen ständig Stücke ab. Die größten unter ihnen können bis zu einer Million Tonnen wiegen, hat man ausgerechnet.«
    »Ist das viel?«
    »Ein kleines Gebirge, würde ich sagen. Und sechs Siebtel davon bleiben unsichtbar unter Wasser. Deshalb sind sie so gefährlich für die Schiffe.«
    »Aber sie müssten doch tauen. Hier ist es lange nicht so kalt wie im Norden.«
    »Das braucht seine Zeit. Weil … zuerst treiben sie in einer kalten Meeresströmung nach Süden, bis nach Neufundland. Erst da vermischt sich das kalte Wasser mit dem warmen Golfstrom. Von Februar bis Juni ist
selbst bis zum vierzigsten Breitengrad mit Eisbergen zu rechnen.«
    »Wo ist dieser Breitengrad?«
    »Na, Brest liegt ungefähr auf dem achtundvierzigsten.«
    »Bei uns gibt es aber keine Eisberge.«
    Yann lachte.
    »Nein, und so weit kom men sie auch nicht so oft. Aber unsere Route führt uns entlang des dreiundvierzigsten, und hier kann sich um diesen Zeit schon mal einer hinverirren.«
    »Und was macht man dann?«
    »Wache schieben. Aufpassen. Langsam fahren.«
    »Das Blöde ist, Janed, dass sich in dieser Ecke auch oft ganz plötzlich Nebel bildet«, fügte Brieg hinzu. »Und deshalb war der Erste so sauer.«
    »Ja, hier müssen wir Verzögerungen einplanen. Ich versteh’s ja nicht ganz, wa rum sie diesmal so hetzen müssen. Aber der Alte will unbedingt am Dreizehnten in New York einlaufen«, meinte Yann.
    »Wegen des Opernsängers. Hat der Erste neulich gesagt.«
    »Beim durstigen Klabautermann, was für ein Affentheater wegen so ei nes Knödelbarden. Kann diese Passagiere nicht leiden, die sich so wichtig nehmen.«
    »Er ist ein berühmter Mann.« Malo zuckte mit den Schultern. »Er wird seine Gründe haben. Und Einfluss auf den Kapitän, denke ich mal.«
    »Was hilft’s ihm, wenn wir in Packeis geraten oder einen Eisberg rammen. Dann kann er mit Mann und Maus den Fischen vorsingen.«

    Von hier wandte sich die Unterhaltung dem Thema Schiffbruch zu, und ich spürte die eisig kalte Angst vor dem eisig kalten Wasser in mir aufsteigen. Soll te ich noch einmal über Bord gehen, und das im Nebel und zwischen Eisbrocken, die offensichtlich größer als das ganze Schiff waren, war mir der Tod gewiss.
    Hoffentlich sprang Janed mir dann nicht hinterher.
    Vorsichtshalber hüpfte ich schon mal auf ih ren Schoß.
    Ihr Kraulen beruhigte mich wieder ein bisschen, aber die Angst blieb.
    Bin halt ein Schisserkater.
    Bald hatten sie die großen Katastrophen dann abgehandelt und widmeten sich den kleineren. Janed wurde wieder traurig, als sie von der Sturm nacht berichtete, bei der ihr Vater und ihr Bruder umgekommen waren. Auch die Ma te lots hatten schon ei nige ge fahrvolle Fahrten gemacht, als sie noch vor der bretonischen Küste gefischt hatten.
    »Diese Felsen sind genauso gefährlich wie die Eisberge. Und die Côte sauvage hat schon mehr als genug Opfer gefordert«, meinte Telo.
    Janed nickte und meinte: »Und nicht nur See leute kommen dort zu Schaden. Als ich zwölf war, habe ich mitbekommen, wie eine Frau von den Klippen stürzte. Komisch, ich habe diesen Unfall lange vergessen. Aber an dem Tag, als ich nach Auray aufgebrochen bin, habe ich an der Stelle noch einmal haltgemacht. Es ist ein wunderschöner Platz dort. Das Wasser hat aus den Felsen ein Tor gewaschen. Und genau in dieser kleinen Bucht habe ich ja auch mein Töffelchen wiedergefunden.«

    Ich setzte mich auf, damit man mich betrachten konnte. Die drei Kartenspieler hatten nämlich ihre Tätigkeit eingestellt und eben falls den Geschichten zugehört.
    »Ja, in diesem Jahr passierte ein weiterer Unfall«, meinte Brieg

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