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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kralle draufpieken, sonst spielt sie nicht mehr mit.«
    »Gut, ich bin vorsichtig. Los, Maus, beweg dich!«
    Mit der Samtpfote schubste sie das Tierchen an, und es setzte sich mit ei nem leisen Quietscher in Bewegung. Bei diesem heiteren Haschenspielen gerieten wir weiter und weiter in den Bauch des Schiffes, und plötzlich schrillte bei mir ein Alarm, fast so laut wie eine Schiffssirene.
    Es roch nach Tier!
    Es roch ziem lich durchdringend nach Tier – und zwar nach einem großen.
    Um es zu präzisieren – es roch nach großer Katze.
    Nach einer verdammt großen Riesenkatze!
    Auch Lili hatte es bemerkt und schnüffelte hektisch.
    Die Maus hatte ihren Glückstag erwischt.
    »Wo sind wir hier?«

    Ich überlegte. Diese Stelle kannte ich noch nicht. Wir waren aber oberhalb der Kohlenbunker und weit genug von den Maschinen entfernt. Es wummerte und bebte nicht so stark, es war kühler hier, und das Schlagen der Wellen an der Schiffswand deutlich hörbar. Ziemlich weit vorne, Richtung Bug mussten wir ge landet sein, den uns umgebenden Ge rüchen zu folge im Be reich der zahllosen Laderäume. Es zog Frisch luft durch den Gang, also befanden wir uns auch oberhalb der Wasserlinie.
    »Ich weiß es nicht ge nau, Lili, aber hier ist die Fracht untergebracht.«
    »Und eine Katze.«
    »Und eine Katze.«
    »Aber es gibt keine Markierungen.«
    »Nein, das ist mir auch aufgefallen. Aber ir gendwo ist eine. Vielleicht in einem großen Korb oder so.«
    »Wir sollten besser verschwinden, meinst du nicht auch?«
    »Bleibt«, grollte eine heisere, tiefe Stimme.
    Ich fuhr beinahe rückwärts aus meinem Fell heraus.
    Lili zuckte ebenfalls zusammen.
    »Bleibt, Kleinkatzen. Ich tue euch nichts.«
    Uff – Angst ist immer so groß, wie man sie macht.
    Meine war nur noch riesig.
    Ganz langsam drehte ich mich um. Die Verschläge rechts und links vom Gang wa ren mit Gittern versehen, dahinter stapelten sich Fässer und Ballen. In einem nicht. In dem lag auf einer dicken Lage Stroh die mächtigste Katze, die ich je gesehen hatte. Ein Lichtstrahl aus dem Fenster umhüllte sie, und ihre langen Glieder wirkten wie aus Gold gegossen. Eine Kat ze – sicher, aber eine
ferne Verwandte. Ihre bernsteinfarbenen Augen blickten müde, ihr Fell wirkte glanzlos. Doch ihre Tatzen – heilige Bastet, die würden mich mit einem Schlag zum Filzpantoffel machen.
    »Majestät«, stammelte Lili, weit weltgewandter als ich. Wes halb ich ihr glatt glaubte. Auch ich drückte mich mit dem Bauch zu Boden und murmelte: »Majestät!«
    »Schon gut. Ihr dürft näher treten.«
    Dürfen schon, aber ob ich auch wollte?
    »Schisserkater«, zischte Lili.
    Sie trippelte näher zu der alten Löwin und quetschte sich durch die Gitterstäbe. Vor ihr blieb sie sitzen, neigte den Kopf und sagte: »Ich bin Lili, Majestät. Und der Kater dort wird Pantoufle gerufen.«
    »Wundert mich nicht«, brummte die Alte und richtete ihren Blick auf mich. »Komm rein, Pantoffelheld.«
    Musste man mir das so deutlich sagen?
    Ich drückte mich ebenfalls durch die Stäbe und setzte mich vor Majestät. Sie begutachtete uns einen Moment schweigend und stellte sich dann ebenfalls vor.
    »Maha Rishmi nennt man mich. Den ›machtvollen Lichtstrahl‹. Seid ihr Schiffskatzen oder Reisende?«
    »Reisende, Majestät. Ich begleite Madame Adèle Robichon. Und Pan…«
    »Ich reise in Gesellschaft von Janed Kernevé, Majestät.«
    »Ah, hast du dei nen Mut zusammengekratzt, kleiner Pantoffel?« Maha Rishmi brummte, und es klang wie ein rostiges Nebelhorn. »Früher, ja, da hättet ihr mich fürchten müssen, doch nun bin ich müde geworden.

    Müde und träge. Die Tage vertropfen wie Wasser aus einem undichten Eimer, und mein Appetit ist geschwunden.« Sie zwin kerte Lili zu. »Nicht, dass ich je eine Verwandte verspeist hätte.«
    »So seid Ihr auch auf Reisen, Majestät?«
    »Ja, Lili, auf ei ner lan gen Reise. Im mer war ich auf Reisen, doch ich fühle, dass diese meine letzte ist.«
    »Begleitet Euch ein Mensch, Majestät?«, traute auch ich mich zu fragen.
    »Ja, das tut er. Pippin betreut mich seit Langem.«
    »Der Zirkusclown?«, ent fuhr es mir, und Lili sah mich überrascht an. Auch Maha Rishmi zwinkerte.
    »Du kennst ihn?«
    »Er hat sich mit meiner Janed angefreundet, Majestät. Er ist ein freundlicher Mann. Er hat uns viel vom Zirkus erzählt und von den Städten, die Ihr besucht habt.«
    »Ja, er ist ein herzensguter Mann. Alles, was mir noch bleibt. Ich kenne ihn seit meiner Geburt vor

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