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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weich. Sie mag es gar nicht, wenn ich darauf rumtretele.«
    »Weshalb du das auch nicht machst.«
    »Nicht, wenn sie es sieht.«
    »Klug!«
    Wir besahen uns den Rest der Ge sellschaft. Zwei Damen und ein Herr saßen bei Madame am Tisch, alle weit weniger auffällig gekleidet als sie. Mir fiel auf, dass sie heute gar kein Ge fieder oder Ge rüsche auf dem Kopf trug, wes halb ihre Haa re noch viel mehr wie stumpfe, gel be Wolle wirkten. Das ist bei unsereins eigentlich immer ein Zeichen dafür, dass etwas mit dem Wohlbefinden nicht stimmt. Gesundes Fell glänzt wie eben dieser Satin. Außerdem, wenn man es recht betrachtete, hatte das ihre auch eine ungewöhnliche Farbe. Menschenhaare sind nicht unähnlich den unseren. Braune
und schwarze sind am meisten vertreten, rote fal len auf, sandfarbene, so wie die meinen, schimmern bei ihnen manchmal silbrig oder golden. Junge Menschen haben selten graue oder weiße Haare, aber im Alter tauchen sie häufig auf. Wir hingegen haben diese Färbung oft schon von Geburt an, und außerdem sind manche von uns auch hübsch ge mustert – mit Tigerstreifen oder Flecken. Aber grundsätzlich gibt es kei ne Unterschiede. Also himmelblau oder grasgrün ist weder Mensch noch Katz behaart. Gelb auch nicht.
    Lili würde Antwort wissen.
    »Och ja«, sagte sie. »Von Natur aus hat sie mausbraune Haare. Das sieht man, wenn sie einige Zeit gewachsen sind. Aber dann lässt sie sich immer irgendwelches stinkendes Zeug reinschmieren, und danach ist es wieder gelb. Sieht strohig aus, nicht?«
    »Ungesund.«
    »Ja, eigentlich schon. Aber sie ist ziemlich gesund. Ich meine, sie hat ei nen guten Appetit und eine or dentliche Verdauung.«
    Wir besahen uns auch die anderen Herrschaften, und dann lenkte uns ein Hühnerbein gründlich davon ab. Dieses Hühnerbein war nämlich von einem Teller gerutscht und vor unserem Versteck auf den Boden ge fallen. Lilis Kralle war fix, und schon lag es zwischen uns. Es war gebraten, lecker gewürzt und die Haut schön fett. Wirklich ein ausgesuchtes Vergnügen, dieser Abend.
    Nach einem Verdauungsdösen bemerkten wir gerade noch rechtzeitig, wie jemand die Decke von dem Tisch zog, unter dem wir saßen. Es gelang uns, hinter einem Podest mit einem Farn Stellung zu beziehen. Man hatte
die Tische abgeräumt, die Menschen wanderten im Raum umher, während die Stewards die Stühle anders zurechtrückten.
    »Oh, ich glaube, die machen Musik«, war Lilis fachkundiger Hinweis. »Das da vorne ist eine Bühne, und darauf steht ein Flügel. Schön. Ich mag das.«
    Aber bevor es dazu kam, hatte Adèle ihren großen Auftritt. Denn ein Herr in einem schwarzen Anzug, der gar keine Ähnlichkeit mit Pippins abgewetztem Gewand hatte, sondern glatt und faltenlos an der breitschultrigen Figur saß, betrat den Raum.
    Ihn sehen und sich auf ihn stürzen war eins für Adèle!
    »Enrico, mon cher Enrico, mio carissimo Enrico!«
    Der Mann zuckte zusammen.
    »Enrico, ich habe ja so gehofft, dich zu treffen. Gebetet habe ich, Enrico, dass ich dich noch einmal sehen dürfe. Ich muss mit dir sprechen, göttlicher Enrico. Hör mich an, bitte!«
    Es war ziemlich laut, was sie da krakeelte, und die Leute im Saal schauten einigermaßen kariert.
    »Enrico Granvoce, der Tenor, hinter dem sie die ganze Zeit herreist«, klärte mich Lili auf.
    »Er scheint ihr Parfüm nicht zu mögen.«
    »Ich glaube, er mag noch mehr nicht an ihr.«
    So sah es aus. Er machte einige abwehrende Gesten, aber Adèle reagierte nicht darauf. Ja, sie warf sich ihm sogar schluchzend vor die Füße und fleh te um ein Wort, eine Geste, nur einen Blick.
    Vergebens. En rico wandte sich an die Stewards, winkte zwei zu sich und redete gesten reich auf sie ein. Ei ner verschwand
und kam kurz darauf mit dem Ersten Offizier zurück. Adèle hatte inzwischen ihre Krallen in die Hosenbeine des Opernsängers geschlagen, was ich ziemlich unwürdig fand. Das machte man nur, wenn man eine Beute gefangen hatte. Oder war Enrico ihre Beute?
    Ron Cado beugte sich zu ihr und redete auf sie ein, versuchte, sie auf zuheben. Vergebens, Adèle hatte sich verbissen. Schulterzuckend erhob er sich schließ lich und wies mit einer lässigen Bewegung die Stewards an, die Aufgebrachte zu entfernen. Die meisten Anwesenden wandten sich ab, als die beiden kräftigen jungen Männer Adèle bei den Armen nahmen und aufrichteten. Sie hing zwischen ihnen wie ein Sack Muscheln und tropfte ebenso, was ihrem Gesicht nicht zum Vorteil gereichte. Ein paar Leute schauten

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