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Papa ante Palma

Papa ante Palma

Titel: Papa ante Palma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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in den Patio.
    »Äh … macht es dir was aus, was Nettes anzuziehen, wenn ich schon mal groß auftische?«, murmele ich leicht enttäuscht und wende den Fisch auf dem Grill.
    Lucia blickt mich entsetzt an. » Cariño , ich war elf Stunden unterwegs und habe mich den ganzen Abend darauf gefreut, endlich aus den Klamotten zu kommen. Das verstehst du doch?«
    »Natürlich verstehe ich das. Aber es geht hier nicht um Verständnis, sondern darum, ab und zu an das Gefühl heranzukommen, wie es einmal war, ohne Kids. Mit all den Details, für die man sich damals die Zeit nehmen konnte. Ich denke, wir sollten das nicht verlernen.«
    »Beim nächsten Mal, versprochen. Interessant, seit wir auf Mallorca wohnen, essen wir viel mehr Fisch als in Deutschland.« Sie klaut sich eine Olive aus dem Salat.
    Ein klassisches lucianisches Ablenkungsmanöver. Ich habe das immer schon an ihr geliebt. Ihr ätherisches, flüchtiges Wesen. Diese spanische Unverbindlichkeit. Stets duckt sie sich unter meinen Anforderungen weg, lässt meine Verhöre stumm versiegen, steigt in Diskussionen einfach nach Belieben aus. Dadurch ist sie für mich bis heute ein Mysterium geblieben.
    »Für irgendwas muss der völlig überdimensionierte Sportgrill, den wir in Palma gekauft haben, ja gut sein. Außerdem ist es im April an manchen Tagen schon so herrlich mild draußen, dass wir das schöne Wetter nach dem grausamen Winter unbedingt ausnutzen müssen. Und gegrillt kriege ich selbst das glibberigste Meeresungeheuer runter. Ich würde sogar Prudencia gegrillt verputzen.«
    »Ach, übrigens. Prude kommt morgen und … äh … bleibt vierzehn Tage.«
    »Prude kommt? Gleich für zwei Wochen! Wieso erzählst du mir das nicht vorher?«
    »Sorry, im Büro ist momentan die Hölle los. Ich dachte, ich hätte es dir gesagt, aber offenbar ist es mir durchgerutscht.«
    »Na wunderbar! Der schwarze Zauberer, die Mutter aller Schwiegermütter, die kastilische Harpyie – das hat mir gerade noch gefehlt. Bitte vergiss nicht, Mallorca ist eine Insel ! Möglichkeiten zur spontanen Flucht gibt es nicht. Wie konnte dir das nur durchrutschen? Blauzahn, Schwarzbeere, Ausguck und Ei-Pott. Ständig synchronisierst du irgendwelche Geräte und Programme miteinander, aber ich erfahre über eine Salatschüssel hinweg, dass ich in weniger als vierundzwanzig Stunden vermutlich tot bin. Und dann auch noch gleich zwei Wochen, warum nicht gleich zwei Jahre?«
    »Von hier fliegt sie weiter nach León in ihre alte Ferienwohnung«, sagt Lucia und schaut lieber in den Salat als zu mir. »Ist ja gut, so schlimm wird es schon nicht werden.«
    »Du weißt, dass wir morgen Abend unseren ersten Auftritt im Dorftheater haben. Egal, dann kann sie wenigstens auf die Kids aufpassen und du schaust dir das Konzert seelenruhig an.«
    »Ich fürchte, meine Mutter wird sich kaum davon abbringen lassen, ihren Schwiegersohn live auf der Bühne zu sehen.«
    »Na klar, Prude und der jaulende Baumwollblues. Besser könnte es nicht zusammenpassen.«
    »Lass uns jetzt einfach das Essen genießen«, sagt Lucia.
    »Ja, du hast recht.« Ich seufze und serviere die köstlichen Fische, die ein paar Tage zuvor noch um unsere Insel geschwommen sind.
    Wieder raus zum Flughafen.
    Lucia arbeitet, was bedeutet, dass ich Prude abholen muss. Mit dieser Frau allein im Auto zu sein ist wirklich gefährlich. Ihr stummes Klagelied an die Welt, die sich angeblich mit jeder Faser gegen sie richtet, ist ein echter Hammersong. Wenn man nicht aufpasst, pfeift man es gleich mit. Weil es so schön einfach ist. Was bleibt, ist schlechte Laune.
    Für heute habe ich mir vorgenommen, auf Prude zuzustürmen, sobald sie aus der Schiebetür tritt. Ich will sie herzen, umarmen und ihr so von Anfang an den Wind aus den Segeln nehmen.
    Am Flughafen stelle ich den Wagen wie immer im Parkhaus ab. Wie ein Gepäckstück lasse ich mich von den Transportbändern zur Ankunftshalle befördern und warte mit einer Tüte Drops und einer Zeitung in gebührendem Abstand zur Tür. » Hannover landed« , blinkt es auf der Anzeigetafel, und ich mache mich langsam bereit für die herzlichste Begrüßung aller Zeiten. Erst kommen einige typische Touristen mit Golf- oder Tennistaschen heraus. Dann Prude.
    Ihr Gesichtsausdruck ist kurz vor der Steinwerdung. Sie trägt eine gelbe Bluse, einen Rock aus schwerem grünem Stoff und Stützstrümpfe. Sie geht langsam, denn sie zieht zwei riesige Koffer hinter sich her. Ich falte die Zeitung zusammen und mache den

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