Papa To Go
lässt sich nur eine Devise ausgeben: Bitte sauber mit der Leidensgenossin kommunizieren! Als Freund der Harmonie und des emanzipierten Miteinanders, wissend, dass ich mir mit dieser Aussage keine (männlichen) Freunde mache, sage ich dennoch: Ich würde lieber in den sauren Apfel beißen und im sachten Kampf mit dem Schreihals meiner Partnerin beistehen! Ihr gehört zusammen, seid ein Team, da ist es nicht fair, den anderen die ganze Nacht in der Verantwortung zu lassen und sich eine Solo-Mütze voll Schlaf zu gönnen. Und wer kann wirklich in Ruhe schlafen, wenn er merkt, dass nebenan die Hölle los ist? Und kannst nicht auch du versuchen, dein Kind in den Schlaf zu schaukeln?
Wenn du indes im Job zu 150 Prozent gefordert bist, Präsentationen
vor Kunden halten oder Vergleichbares bewerkstelligen musst, dann ist ein Rückzug durchaus gerechtfertigt.
Ratschlag-Gefahr: Die Großeltern
Vorsicht, das Ding ist in bunten, geschenkpapiergleichen Worthülsen verpackt, ein verbales trojanisches Pferd, getarnt als fürsorglicher Ratschlag in bester Familienmanier.
Täter: »Ooch, wie niedlich sie ist und so rund. Aber ein bisschen blass, die Kleine. Wir haben dir ja immer in diesem Alter ein Gläschen Karotte gegeben, aber das macht ihr ja sicherlich auch…???«
Lässt du, unglücklicherweise hier nun das Opfer, den Satz jetzt auslaufen und reagierst von stoisch oder lethargisch bis überhaupt nicht, hängt der dann plötzlich skeptische Täter noch ein forsches, gar prüfendes »… oder?« an.
Verhaltensregeln für dich:
Eine sportlich-dynamische Balance zwischen Zulassen und Zusperren ist hier angebracht. Grundvoraussetzung ist ein klares und aufgeräumtes Verhältnis zu deinen Eltern, will heißen: Die Eltern funktionieren als Freunde, nicht mehr und nie wieder als Erziehungsberechtigte! Du hast losgelassen (und im besten Fall erst recht deine Eltern), und es gibt keine unterschwelligen, lebenslänglichen Dankbarkeitsansprüche, die dein Gewissen verunreinigen. Der Drops ist gelutscht.
Haben deine Eltern ihre neue Rolle verstanden, werden sie später geniale Großeltern sein, die sich nicht aufdrängen und dieser Raffinesse zum Dank öfter von dir in Anspruch genommen werden als im Normalfall. Ist deine Beziehung zu deinen Eltern immer noch sehr von Abhängigkeiten geprägt, kann möglicherweise die Neu-Existenz deines Babys Anlass sein, dich auf
deine »eigene kleine Familie« zu besinnen, die alten, verkrusteten Strukturen aufzubrechen und dieses den Eltern gegenüber zu kommunizieren.
Auf der einen Seite nerven Eltern gehörig mit ihren wirklich von Herzen gut gemeinten, leider des Öfteren ungebetenen Ratschlägen, auf der anderen Seite ist es ein besänftigendes Gefühl der Sicherheit im Sturm der frischen Elternschaft, so erfahrene, wetterfeste Haudegen neben sich auf der Brücke der schlingernden Familienbarke zu wissen. Eine Art Family-ADAC mit der Plus-Mitgliedschaft. Jederzeit einsatzbereit, Abschleppen inklusive.
Mütter zaubern bei Krankheiten gerne mal längst vergessene Klassiker aus Omas Rezeptküche oder aus dem Zylinder und beherrschen ohne Hinweis und Vorab-Briefing ad hoc den sanften Umgang mit dem Winzling. Es ist etwas Besonderes, das zu beobachten, denn es erlaubt die Vorstellung, sich selbst in den Armen dieser Frau zu sehen, und man hat die Chance, einen Einblick in seine persönliche Vergangenheit visualisiert zu bekommen. Du wirst es sehen.
Einige Mütter sind indes auch eine Gefahr für die neugeborene Menschheit, wenn sie mit längst ausgetretenen Old-School-Tipps deine frisch-väterliche Unerfahrenheit zertrampeln, die von »Kind, der Schnuller sorgt für Kieferdeformationen« bis zu »Lasst sie doch schreien, die wird schon irgendwann müde« reichen. Für diese Mütter ist das Großmutter-Dasein eine Art Zeitmaschine, eine Neuauflage ihrer eigenen Regentschaft als »la Mama«, nur dieses Mal kennen sie schon den Ablauf und können zu jedem Schrei, Furz oder Pickel ihr etwas aus der Mode gekommenes Fachwissen ausspielen. Schrecklich. Fachidioten, wie die in der Schule, die beim Melden mit den Fingern schnipsten,
um ihrem Übereifer Ausdruck zu verleihen. Also: Obacht. Alarm. Gleich im Keim ersticken. Keinen Platz zum Atmen geben. Das heißt, du musst deiner Mutter sagen, dass dich die Überdosis an Tipps nervt und du sie schon fragst, wenn du irgendetwas wissen willst. Wichtig, denn das ist respektvoller Umgang miteinander. Und siehe da - dit läuft!
Wieder zurück zur harmlosen
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