Papa To Go
muss, es landet bei dir. Und trotzdem plagte mich das schlechte Gewissen, nicht mehr tun zu können als das. Teilweise haben Mütter Probleme beim Stillen, so dass sie Hilfe benötigen, um das Kind ordnungsgemäß anzulegen. Da bist du dabei, logo, aber zumeist guckst du doch nur doof zu. Um aus diesem Prozess also ein Maximum an Teilnahme und Beanspruchung zu generieren, besetze du das Windeltaxi und versuche darüber hinaus, den Dienstleister zu geben, der jederzeit ohne zu murren einsatzbereit ist. Du wirst sehen, das ist unendlich geil, und das Wickeln wird zu einer ungeahnten Passion!
Das Baby-Bepinkeln
Den sehr wertvollen, alten Brauch des »Baby-Bepinkelns« solltest du aufrechterhalten. So viel Zeit muss sein.
Das »Baby-Bepinkeln« bedeutet, dass du mit all deinen Freunden auf die Geburt deines Kindes anstößt. Als Highlight könnte deine Frau samt Baby kurz dazukommen, damit deine Kumpels euren Wonneproppen begutachten können. Eine etwas chauvinistische Veranstaltung, aber was soll’s.
Es gibt auch die ersten Versuche, das »Baby-Bepinkeln« wie einen familiären Kaffeeklatsch für Freunde zu begehen. Das ist
natürlich nur der halbe Spaß, wollen wir uns mal nichts vormachen.
Und auch dem müssen wir ins Auge sehen: Das »Baby-Bepinkeln« endet in einem großen Besäufnis mit Kopfschmerzfolge. Wirklich elementar wichtig ist das Timing. Es gibt Väter, die gehen saufen, obwohl Mama und Baby noch im Krankenhaus liegen. Die feinfühligeren Vertreter warten, bis sich der Alltag zu Hause zumindest schon mal ein bisschen gefunden hat, und gehen dann erst los. Letzteres empfehle ich, ich Warmduscher.
Stilldemenz: Vergiss es… äh, was?
Vergiss es im wahrsten Sinne der Worte: Die tückische Stilldemenz greift mit dem ersten Schluck aus der Brust um sich. Das ist nämlich der Startschuss zu langen Tagen und kurzen Nächten, und das meine ich nicht düster prophezeiend, sondern rosig realistisch. Nicht nur die Mutter wird davon betroffen sein, du auch! Der Grund: Die regelmäßige Unterbrechung der Tiefschlafphasen von außen. Außen bedeutet in diesem Fall: das lebendige Knäuel neben euch im Bett! Das hat auch nachts mächtig großen Appetit, und um höflich darauf hinzuweisen, schlägt es an (alte Hundebesitzerbezeichnung für Köter, die bei Gefahr bellen)! Mittelfristig führt dieses Schlafen in kurzen Dosierungen zu herrlichen Konzentrationsstörungen und abnehmender Gedächtnisleistung. Aber keine Panik, alles im Rahmen! Du vergisst Dinge, die du erledigen wolltest, erkennst deine Freunde und Verwandten nicht mehr, lässt wichtige und regelmäßige Toilettengänge aus, guckst im Fernsehen apathisch das, was dir »HSE24« so bietet, und vergisst gerade ausgegebene Informationen, weil du dich eben auf dein Baby und dessen Bedürfnisse fokussierst. Und weil du einfach
platt bist. Ich habe zudem bei intensiver Babypflege und -betreuung das Gefühl für die Wochentage und Uhrzeit verloren. Ist aber alles eher so ein individuelles Ding.
Allgemein gilt jedoch: Diese Zeit ist ein Befreiungsschlag! Wenn du wie ich zu der Sorte Mensch gehörst, die sich gerne auf Momente oder Situationen vorbereitet, kontrolliert bist und vorausdenkend, dann kann dieses Lebenskonstrukt herrlich durcheinandergewirbelt werden. Plötzlich ist nichts planbar, aber alles möglich! Du lernst eine neue Flexibilität und wirst von heute auf morgen zu einem extrem lässigen Coolheimer, der immer offen ist und den nichts mehr aus der Ruhe bringt. Wenn das kein Gewinn ist. Und es wird noch besser.
Diese Phase des Vaterseins verleiht dir eine natürliche Immunität. Ein ganz neues Spektrum an Ausreden eröffnet dir eine neue Dimension. Verpatzt du was im Job, hast du keine Lust auf das Business-Abendessen oder kotzt dich der Brunch bei Freunden extrem an - du hast ein Baby! Spiel die Trumpfkarte und setze es in den Mittelpunkt deiner feigen Absagen, miesen Ausreden und peinlichen Entschuldigungen. Du leistest zu Hause wahrlich Großes und gibst dem kleinen Wesen unendlich viel. So kann es dir auf diese Weise auch ein bisschen zurückgeben.
Das erste Mal: Mit Baby in der Öffentlichkeit
Da traust du dich endlich mal wieder in die Öffentlichkeit, sogar dorthin, wo sie alle sind, in Bars, Cafes oder Restaurants. Du hast Spaghetti mit Scampi bestellt, der Wohlgeruch des Montepulciano breitet sich wie schleichende Nebelschwaden allmählich aus, und du lehnst dich langsam entspannt zurück. Ach, so könnte es eigentlich immer sein.
Doch
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