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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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wurde in dem Saal wie bei einem Jengaspiel Stück für Stück auseinandergenommen und stürzte schließlich vollends ein.
    Sie und Tom hatten ein Bett geteilt, nur Stunden, nachdem er Frauen zerschnitten und ihre sterbenden Körper vergewaltigt hatte. Und sie hatte nichts davon mitbekommen. Nicht einmal geahnt.
    Michelle klappte das Buch zu. Jetzt erst spürte sie die Kälte, die nach und nach in ihren Körper gekrochen war. Noch immer sickerte Wasser um sie herum in die Wiese, und einen beträchtlichen Teil davon hatte ihre Kleidung eingesaugt.
    Sie ließ alles so liegen, wie es war, packte nur das Notizbuch ein und machte sich auf den Heimweg. Sie konnte nicht das ganze Buch lesen auf der Suche nach einem winzigen Hinweis.
    Sie beschloss, mit dieser Frau Dr. Kramme zu sprechen.

[home]
    Kapitel 17
    A cht Beine hielt Lillian in der Hand, von denen eines noch zuckte. Vor ihr auf der Fensterbank lag etwas, das einem Kiesel glich, aber der Rest eines Weberknechts war.
    Das Denken fiel ihr inzwischen ein wenig leichter. Nach und nach verzog sich der Nebel aus ihrem Kopf, gab den Blick frei auf die düsteren Gedanken, die sie zu überschwemmen drohten, und auf Gefühle, so intensiv wie ein Sprung aus großer Höhe.
    Ihr Herz raste, obwohl sie ruhig dastand. Ihre Handflächen kribbelten. Irgendetwas passierte hier, aber noch konnte sie nicht sagen, was es war. Nur bei einem war sie sich sicher: Es hatte etwas mit ihr zu tun.
    Und mit Tommi. Er brauchte sie, das hatte sie bei seinem Besuch deutlich gespürt. Das und seine Zuneigung zu ihr. Eine Zuneigung, die anders war als die zu einer Stieftochter. Nicht liebevoll. Eher wie die Liebe eines Kindes seinem Spielzeug gegenüber. Lillians Nackenhaare stellten sich auf bei dem Gedanken.
    Sie schaute auf die feinen Beinchen, die wie ausgerupfte Haare auf der Fensterbank lagen, neben dem Kiesel, der keinerlei Leben zeigte.
    Der Tag war weit vorangeschritten.
    Bis vor einer halben Stunde hatte sie tief geschlafen. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass Tommi ihr eine Tasse Tee ans Bett gestellt hatte.
    Ansonsten war alles wie vorher. Lediglich das Zimmer kam ihr vertrauter vor. Und die Sachen, die sie trug, fühlten sich nicht mehr so fremd an.
    Eine Zeitlang hatte sie fliehen wollen, die Tür eintreten oder das Fensterglas, aber dann kam es ihr verrückt vor. Sie hatte keine Angst. Hier war sie zu Hause. Hier, wo er war. Sie hasste ihn, doch brachte sie es nicht über sich, ihn einfach zu verlassen. Es gab einen Grund, warum sie hier war, und den wollte sie herausfinden. Er war ihr Stiefvater. Sogar mehr als das. Sie kannte ihn ihr ganzes Leben lang, und auch wenn sie wusste, dass sie ihn hasste, so schaffte sie es nicht, die Liebe, die sie einmal empfunden hatte, so einfach auszuknipsen.
    Sie erinnerte sich einfach nicht an den Grund, warum sie ihn so hasste. Da waren nur Gefühle. Alles andere lag im Nebel verborgen.
    Entzückt betrachtete sie den Körper des Weberknechts. Wie lange würde das Tier wohl ohne Beine überleben? Sie hätte ihm nicht alle herausreißen sollen.
    Lillian kam sich vor wie diese pulsierende Kugel, unfähig, an ihrer Lage etwas zu ändern. Sie war so klein, und alles um sie herum schien so übermächtig.
    Mit der flachen Hand schlug sie auf die Fensterbank und fühlte die Feuchtigkeit, die sich explosionsartig ausbreitete.
    Ihre Mutter war noch immer nicht aufgetaucht, obwohl Tommi es ihr versprochen hatte.
    Versprochen! Man versprach doch nicht einfach etwas, um sich dann nicht daran zu halten.
    Mit ein paar unsicheren Schritten setzte sie sich aufs Bett. Die Kopfschmerzen hämmerten wieder hinter ihrer Stirn, und die Tabletten, die neben der Tasse Tee standen, waren so unglaublich verlockend. Lillian massierte die Schläfen, doch das schien nur das Gegenteil zu bewirken. Mit jeder Minute wurde der Schmerz bohrender, legte sich wie ein Nagelbrett um ihr Gehirn. Kein klarer Gedanke war imstande, es zu durchdringen.
    Ein kühler Hauch strich über ihren Körper, und sie musste sich unwillkürlich schütteln. Als stünde sie in einem elektrischen Feld, wie bei dem Versuch im Physikunterricht, stellten sich ihr alle Haare auf.
    »Lillian, Kleines, du bist wach. Ein ausgezeichneter Zeitpunkt.« Ohne, dass sie sein Hereinkommen bemerkt hatte, stand Tommi vor ihr. Die blonden Haare gescheitelt, mit knolliger Nase in einem Gesicht, das sein Übergewicht widerspiegelte.
    Sie wollte aufstehen, aber ein Stechen in ihrem Hinterkopf ließ sie stöhnend

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