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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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im eigenen Saft schmorenden Clique gekränkter Nullitäten, die sich bösartig in einem Strudel um sich selbst drehen, den sie selbst zu verantworten haben. Wenn Ihnen diese Worte bekannt vorkommen, dann haben Sie wahrscheinlich neulich im ›Daily Telegraph‹ den Leitartikel eines Parlamentariers namens Alan Clark gelesen, der angetreten war, die Qualitäten und Charaktereigenschaften John Majors zu preisen. Dabei hob er Mr Majors »Klassenlosigkeit« hervor. Die alten Seilschaften, die Rebhuhnjagdgesellschaften und die Gewerkschaftsbosse »haben keinen Biß mehr«, beteuerte Mr Clark, »eine weit heimtückischere Macht – wenn auch bloß, weil ihre Angehörigen so zielstrebig auf ihr persönliches Wohlergehen hinarbeiten – ist jene im eigenen Saft schmorende Clique gekränkter Nullitäten, die als ›schwatzende Klasse‹ bekannt sind: Professoren, Schauspieler, Fernsehproduzenten, ›Kommentatoren‹, Dramatiker. In Wirklichkeit beschweren sie sich darüber, daß sie sich seit zehn Jahren von der Regierungsarbeit ausgeschlossen fühlen (ausgeschlossen,darf man hinzufügen, von Zugangsvoraussetzungen zu und Konsultation bei der Arbeit hinter den Kulissen).«
    Das ist natürlich noch reines Wahlkampfgerede. Als Mitglied des zweiten aufgeführten Berufsstandes und als jemand, der überdies ein Theaterstück geschrieben hat, betrachte ich es als meine Pflicht, diesen irren Anschuldigungen entgegenzutreten. Versuchen wir doch einmal, diese so bedrohlichen und zugleich so ohnmächtigen Monster beim Namen zu nennen. Zunächst die Professoren: Moment mal … Maurice Cowley ist Professor, Roger Scruton auch, beide gehören zur »Peterhouse Mafia«, der man oftmals die Ausarbeitung eines begrifflichen Rahmens für den modernen Konservativismus zuschreibt. Auch Alan Walters, Mrs Thatchers berühmter Wirtschaftsberater, ist Hochschullehrer. Ebenso die Mitglieder des Adam Smith Institute, der Bow Group und anderer konservativer Institutionen. Wie steht’s mit den Schauspielern? Es gibt so viele. Greifen wir mal nach dem Zufallsprinzip ein paar heraus. Wie wär’s mit Sir Alec Guinness? Vielleicht sollten wir, wie das jetzt modern geworden ist, »eine Generation überspringen« und, sagen wir, einen Blick auf Anthony Hopkins oder Paul Eddington werfen. Ich kenne eine ganze Reihe Fernsehproduzenten, der erste, der mir je einen Job verschaffte, war der respektheischende Dennis Maine Wilson, der
Hancock
und
The Goons
berühmt machte, da hätten wir Biddy Baxter, den Schöpfer von
Blue Peter
, aber auch Roger Ordish, der
Sir James’ll fix it
produziert. Für die Kategorie »Kommentatoren« kämen vermutlich Richie Benaud oder Brian Johnston in Frage, die großen Cricketkommentatoren, aber ich nehme an, Mr Clark dachte eher an die politische Sorte. John Cole von der BBC mit seinem fröhlichen nordirischen Dialekt und der großartigen Gabe, alles aus dem Stegreif erklären zu können, ist sowohl tüchtigals auch liebenswert. Dramatiker vervollständigen die sinistre Elite. Zu nennen wäre Sir Ronald Millar, der charmante Hofdramatiker, in dessen für Mrs Thatcher geschriebenen Reden das berühmt gewordene »Werden Sie sich meinetwegen untreu; die Dame bleibt sich treuer« auftauchte, eine Anspielung auf den Titel eines weiteren verruchten Dramatikers, Christopher Fry.
    Welch eine Bande gekränkter, im eigenen Saft schmorender, heimtückischer, bösartiger, strudelwirbelnder Nullitäten! Und wie sie ihrer ganzen Klasse gleich schwatzen; welch eine Bedrohung der Demokratie sie doch darstellen. Mit welch erbarmungsloser Selbstsucht sie ihr Vorankommen fördern. Welche Berechtigung Mr Clark doch hat, unsere Aufmerksamkeit auf diese finstere Bruderschaft verbitterter und gefährlicher Niemande zu lenken.
    Aber vielleicht habe ich ja auch die falschen Namen ausgewählt, nein, ich werde noch weiter gehen:
Natürlich
habe ich die falschen Namen ausgewählt. Mr Clark, der ein großer und wesentlicher Jemand ist, hatte nicht an
diese
Professoren und
diese
Dramatiker gedacht, er dachte an andere Professoren und Dramatiker, Männer und Frauen, die sich nicht der Conservative Party verschrieben haben. Was ihn betrifft, so hält er jene für gefährlich, die die Frechheit besitzen, seine politischen Anschauungen nicht zu teilen. Er lebt in einer wunderbaren Welt, in der Professoren Artikel für die überregionale Presse schreiben, sich gegenseitig im Interesse
seiner
Partei beraten und unterstützen, ihren Einfluß mildtätig nutzen, mit

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