Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
unfehlbarer Verantwortung und Bescheidenheit, während jene Professoren, die sich außerstande sehen, die gegenwärtige Regierung von ganzem Herzen zu unterstützen, den Einfluß, über den sie zu ihrer Enttäuschung gar nicht verfügen, böswillig, schwatzhaft und heimtückisch nutzen. Sie stellen eine Bedrohung der Demokratie und unserer Lebensweise dar; sie müssengebrandmarkt werden für ihren Frevel, Tendenz und Tenor des letzten Jahrzehnts nicht zu mögen.
Aber die Regierung der letzten zehn Jahre war doch beliebt, könnte man mir jetzt entgegenhalten. Daraus geht doch eindeutig hervor, daß jene, die nicht hinter ihr stehen, den Willen des Volkes mißachten, daß sie undemokratisch und elitär handeln. Wenn eine Labour-Regierung an die Macht kommt, sollen konservative Professoren, Dramatiker und Kommentatoren dann etwa die Klappe halten? Natürlich nicht, in einer großzügigen, pluralistischen Gesellschaft ist es zu ertragen, daß jeder, der eine Meinung hat, diese auch zum Ausdruck bringen kann, ob er nun an einem Tisch »schwatzt« oder in einer Zeitung schreibt. Völlig untragbar ist jedoch die Verweigerung solch freien Meinungsaustauschs. Jeder von uns, der leidenschaftlich von etwas überzeugt ist, verliert gelegentlich seine Ausgewogenheit und neigt dazu, seine politischen Gegner für Feinde der Gesellschaft zu halten. Als eine von Mr Clarks schwatzhaften Nullitäten liebe ich mein Land sehr, aber ich bitte mir das Recht auf meine eigene Vision eines besseren Britanniens aus, eines, in dem beispielsweise kein Bürger je von einem Politiker als Nullität beschrieben wird. Ich akzeptiere nur zu gern, daß die Professoren, Schauspieler, Kommentatoren und Dramatiker auf der konservativen Seite des Grabens ehrenwerte und anständige Absichten haben, umgekehrt wird Mr Clark mir doch sicherlich aufs liebenswürdigste dasselbe versichern können.
Daß ausgerechnet ein Politiker eine so zusammengewürfelte Gruppe der Befriedigung ihres Egoismus auf Kosten anderer zeiht, ist besonders befremdlich. Hoffen wir, daß der neue Premierminister, dessen Verstand Mr Clark als »kühl und rational« preist, eine etwas reifere Vorstellung davon hat, was es heißt, in einer Demokratie zu leben.
Im Himmel der Spielshows
Heute ist der letzte Tag der Dreharbeiten für
Jeeves and Wooster II
, mit denen ich und gut siebzig andere sich in den letzten dreizehn Wochen beschäftigt haben. Die glückliche Routine, mit der man allmorgendlich um sechs aus dem Schlummer gerissen und abends mehr oder weniger rechtzeitig zum Insbettgehen wieder zu Hause abgesetzt wird, endet heute. Ich beschwere mich nicht über die Arbeitszeiten; Schauspieler machen immer gern ein großes Trara darum, ihre Tätigkeit »Arbeit« zu nennen, aber sie ist, dem Himmel sei Dank, nichts als Spiel. Wir sind Spieler, und als Mann, der Spiele über alles liebt, schäme ich mich nicht die Spur, mein Tun ludisch zu nennen, wenn nicht verludert.
Ich habe das große Glück gehabt, im Laufe dieser Wochen eine ganze Menge jenes merkwürdigen Phänomens namens Vor- und Nachmittagsfernsehen zu erwischen. Während Drehorte ausgeleuchtet und Möbel und Requisiten herbeigeschafft werden, sehen die Techniker es am liebsten, wenn die Schauspieler mit ihren Zigaretten, ihren grauenhaften Eßgewohnheiten und ihren lästigen Stimmen und Gesprächsthemen ihnen aus dem Weg gehen und in ihren Garderoben bleiben, und wer wollte es ihnen verdenken? In meiner Garderobe steht ein Fernseher. Das bedeutet, daß ich meinen Riesenappetit auf triviale und idiotische Fernsehspielshows befriedigen konnte, die sich in einem Ausmaß vermehrt haben, wie es dieses Land noch nicht gesehen hat. Die Leser des ›Daily Telegraph‹ haben als bedeutende und resolute Geschäftsmänner und -frauen, wie ich weiß, wenig Zeit für solche Kinkerlitzchen. Ich bezweifle, daß auch nur einer unter tausend von Ihnen sich je einen Stuhl zu
Four Square
herangezogen hat. Wahrscheinlich kennen Sie nicht einmal den Ursprung dieserunschätzbaren Sendung. Das ist schade. Ich bin nicht sicher, ob man dieses Land und seine Bürger (Schrägstrich Subjekte) jemals verstehen wird, solange man nicht weiß, daß hier nicht nur genug Menschen leben, um sich diese außergewöhnlichen Sendungen anzuschauen, sondern an ihnen sogar (und das ist das eigentlich Bemerkenswerte) als Studiozuschauer und Wettbewerber
teilnehmen
. Daß der Nachschub an ungeheuerlichen Ex-Discjockeys unerschöpflich ist, die bereit sind, diese
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