Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Oder stellen Sie sich vier Panzerbrigaden in der Hitze des Gefechts in der irakischen Wüste vor, eine syrische, eine britische, eine französische und eine von den Yanks. Alle über Funk verbunden. Verdammter Turm von Babel, vastehn Se? Neenee, hat überhaupt keinen Sinn.«
    Ich ging weiter.
    »Stellen wir doch mal eins klar«, sagte ein Arzt aus Long Melford. »Soldaten bestehen aus Fleisch, Knochen undGewebe, das, wie Wilfred Owen sagte, ›so teuer erkauft‹ wurde. Siebzehn bis dreißig Jahre hat es gedauert, bis sie zu dem herangewachsen waren, was sie sind. In Sekundenschnelle verwandeln sie sich in ein Gehedder aus Blut und Matsch, das sich nie wieder zusammenflicken läßt.«
    »Hoppla!« sagte ich. »Das klingt mir aber ganz schön nach Drückeberger. Sie wollen unserem Gegner doch wohl keine moralische Unterstützung geben?«
    »Nein«, sagte er. »Ich repariere Fleisch. Aber da können Sie sicher sein. Um Gottes willen sicher sein.«
    Eine energische Dame, die auf dem Wochenmarkt in Hexham ihre Erbsenvorräte aufstockte, hatte auch eine eigene Meinung.
    »Ich habe es absolut satt, diese Miesepeter und Friedenspfeifen zu hören, die behaupten, das Ganze dreht sich bloß ums Öl. Diese Leute haben anscheinend noch nie was von dem Wort Prinzip gehört. Auch wenn Kuwait das schäbigste, ärmste kleine Land der ganzen Welt wäre, wären wir zu seiner Hilfe herbeigeeilt. Prinzipien und Werte, das kann ich gar nicht oft genug sagen.«
    »Und was ist mit den Geiseln?«
    »Na, dieser Abgeordnete hatte doch recht, oder? Die Verwandten jammern und klagen doch bloß. Eine Schande ist das.«
    »Vielleicht würden Sie und dieser Abgeordnete Ihre Familien gern gegen die da draußen austauschen? Auf die Weise könnte unsere Entschlossenheit dem Unterdrücker gegenüber gestärkt werden.«
    »Spielen Sie bloß nicht den Schlaumeier. Es ist leicht, hier kluge Sprüche abzugeben, aber es ist viel schwerer, auf Werten und Prinzipien zu beharren, auf Prinzipien und Werten.«
    »Stimmt genau.«

Die politische Partie spielen
     
    Ich weiß nicht, ob der Premierminister (ich nehme an, daß M. H. Thatcher, wenn Sie das hier lesen, dieses große Amt noch innehat – dieser Artikel braucht circa drei Minuten zum Faxen, und drei Minuten sind, wie niemand einmal witzig bemerkt hat, in der Politik eine lange Zeit), wie gesagt, ich weiß nicht, ob der beim Faxen dieses Artikels amtierende Premierminister echtes Interesse am Cricket hat. Sie, glaube ich, hat es nicht. Ihre kürzliche Bemerkung an Neil Kinnocks Adresse, er »bowle vom Nursery End aus«, deutet an, daß ihre Bekanntschaft mit dem Spiel bestenfalls flüchtig sein kann. Für einen Cricketignoranten funktioniert ihre implizite Kritik, Mr Kinnocks Spielweise sei kindisch, wenigstens als Wortspiel; für einen Cricketspieler hingegen ist eine solche Aussage ein großes Kompliment. Wenn man zu hören bekommt, man werfe vom Nursery End aus, dann bedeutet das, man spielt erstklassiges Cricket, steht im Zentrum des Spiels und an dem Ende vom Wicket, von dem aus so viele der größten Werfer der Geschichte geworfen haben, um sich den berühmten Hügel zunutze zu machen. Linkshänder bevorzugen natürlich das Pavilion End, vor allem Hedley Verity 1934, aber
Links radikale
können sich ein Ende aussuchen.
    Das alles ist noch ziemlich irrelevant; das beachtliche Gestöber an Cricketmetaphern jedoch ist psychologisch hochinteressant. Ausgerechnet Cricket als Bezugsrahmen zu wählen, verrät die hochentwickelte britische Solidarität, die sämtliche bei diesem Führungsgerangel beteiligten Personen vermitteln wollen. Besser kann man Europa gar nicht demonstrieren, wie privat die ganze Angelegenheit ist, als indem man sich auf eine Bildebene zurückzieht, die (zumindest in Europa) nur Engländer verstehen. Die kontinentale Presse ist offensichtlich fasziniert vom Gerumpelinnerhalb der Conservative Party, aber letztendlich ist dieser Kampf, so hohe Wellen er auch schlagen mag, doch eine Privatangelegenheit, und auf einer unbewußten Ebene haben sämtliche Beteiligten beschlossen, den weit verständlicheren Fußballanalogien aus dem Wege zu gehen, die Europa Zugang zu den subtilen Untertönen der Debatte (soweit es die gibt) erlaubt hätten. So hingegen versteht man dort nicht einmal die
Unter titel
der Debatte.
    Zweifellos wird der Waliser Neil Kinnock, wenn seine Zeit dann bald gekommen sein wird [1] , die Sprache des Rugby in die premierministeriale Rhetorik einführen, die mit Ausnahme

Weitere Kostenlose Bücher