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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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sollten wir damit wenigstens warten, bis die größtmöglichen Summen eingegangen und an die Verbände verteilt worden sind, die darum gebeten haben. Und wenn sich dann der Rauch verzogen hat, finden wir alle womöglich, daß die Tage der gigantischen Fernsehspendenaktionen gezählt sind und daß man auf andere Weisen an Hilfe und Spenden gelangen kann, die jene weniger belästigen, die rote Nasen oder komische Hütchen nicht ausstehen können.
    Anders als Weihnachten findet der Red Nose Day nur alle zwei Jahre statt, und auf nur einem von vier per Antenne zu empfangenden Sendern. Viele sonst gesetzte und nüchterne Menschen
genießen
es geradezu, sich alle Jubeljahre mal als Bananen oder Pandas zu verkleiden, es macht ihnen enormen Spaß, auf einem Faß voller Dillgurken zu steppen oder in wichtigen Geschäftssitzungen so oft wie möglich das Wort »feucht« zu benutzen. Das tun sie mit Begeisterung, Elan und oft mit erstaunlicher Phantasie. Ich kann einfach nicht glauben, daß das so furchtbar schädlich sein soll.
    Schluß damit. Beim Blick auf die Uhr sehe ich, daß es Zeit wird, mich ins Fernsehzentrum zu begeben. Wie immer werde ich meine amüsante Hakennase tragen, die sich im Unterschied zur roten Plastikvariante nicht abnehmen läßt.

Das B-Wort
     
    Heute werde ich etwas ziemlich Scheußliches tun und über einen der verachtetsten und gefürchtetsten Aspekte des Lebens im ausgehenden 20. Jahrhundert schreiben, eine schlimmere Geißel unserer Zeit als Mobilfunk und Automobilprunk zusammen.
    Prominenz.
    Schon das Hinschreiben des Wortes jagt einem kleine Schauer peinlicher Berührtheit den Rücken hinab. Seine schlimmste Inkarnation als eine Art deskriptives Semi-Adjektiv in Wendungen wie »Prominenten-Polospiel«, »Stock-Car-Rennen von Prominenten« und »prominente Überraschungsgäste« spricht in voller Düsternis für sich.
    Das schlimmste an dieser abscheulichen Welt der Berühmtheiten ist, daß ich dazugehöre. Ohne Emily Post, Debrett oder Knigge zu Rate zu ziehen, bin ich ziemlich sicher, daß es absolut nicht
comme il faut
ist, jemals das Niveau der eigenen Berühmtheit zu thematisieren; dennoch muß ich leider gestehen, daß der Begriff auf mich zutrifft, möglicherweise – und das ist die erlesenste Peinlichkeit dabei – sogar der der »kleinen Berühmtheit«. Es wäre netter, als ein Typ zu gelten, dessen Job es mit sich bringt, gelegentlich im Fernsehen aufzutreten, aber was die Organisatoren merkwürdiger Wohltätigkeitsveranstaltungen angeht, zählt man traurigerweise zu den »vielen hundert Berühmtheiten, die bereitwillig ein Kleidungsstück für die Versteigerung gespendet haben«.
    Lord Reith, der Gründer der BBC, verbannte den Gebrauch des Wortes »bekannt« als deskriptives Adjektiv aus dem Sender. »Wenn jemand wirklich bekannt ist«, raunzte er, »ist das Wort überflüssig. Wenn er es nicht ist, ist es gelogen.« Wie er auf das Wort »Berühmtheit« reagiert hätte, weiß Gott allein. Vermutlich hätte er Krämpfe bekommen.Niemand sieht sich selbst gern als Berühmtheit, ebensowenig wie man sich selbst als Tourist bezeichnet, aber für die Zeitungsklatschspalten sind so himmelweit verschiedene Menschen wie Jeremy Beadle, Sir Peregrine Worsthorne, Russell Grant, Ian Botham, Anthony Burgess, Sir Isaiah Berlin und Felicity Kendal »Berühmtheiten«, sosehr die auch bei diesem Etikett zusammenzucken oder um sich schlagen mögen. Dabei haben sie nur eines gemeinsam: die Öffentlichkeit hat von ihnen gehört; viele Menschen überläuft ein Schauer, wenn sie von ihren amourösen oder sozialen Eskapaden hören, und andere würden weite Strecken in schlecht sitzenden Stiefeln zurücklegen, um dabeizusein, wenn sie vor einem neuen Supermarkt das Band zerschneiden oder ihr neuestes Buch signieren. Daß millionenmal mehr Menschen von Jeremy Beadle als von Anthony Burgess gehört haben oder daß Sir Isaiah Berlins Lebenswerk wahrscheinlich einen tieferen Eindruck auf die Menschheit hinterläßt als Russell Grants, tut dabei nichts zur Sache. Das ist das Grausige bei der ganzen Angelegenheit. Einmal habe ich sogar gehört, wie jemand im Fernsehen als »Mr (Name aus Höflichkeit verschwiegen), die gefeierte Berühmtheit« beschrieben wurde. Also, ich meine, häh?
    Ich kenne Menschen, die es hassen, berühmt zu sein, die es verabscheuen, erkannt zu werden, und lieber dunkle Gassen hinabhuschen, als einem Mitglied der Öffentlichkeit zu begegnen, und ich kenne andere, die sich im Rampenlicht

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