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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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richtig suhlen, die liebend gern erkannt werden und direkt anfangen aufzuleuchten, wenn sie auf der Straße angesprochen werden. Ich finde nicht, daß die eine Einstellung der anderen moralisch überlegen ist. Der echte Nachteil, den jedenfalls mein bescheidener Prozentsatz an Fernsehberühmtheit mit sich bringt, besteht darin, daß ich keinen Ärger über schlechte Bedienung im Restaurant oder meckernde Ungeduld in der Supermarktschlange mehr zeigendarf. Man muß den Ärgernissen des Lebens mit gütig debilem Grinsen von Ohrläppchen zu Ohrläppchen begegnen. Andernfalls wird man zu hören bekommen, man erwarte wohl eine Extrawurst. Die Tage gehören der Vergangenheit an, als man noch auf den Tresen klopfen und fordern konnte, unverzüglich den Filialleiter zu sprechen.
    Daß mit dieser ganzen Berühmtheitenchose psychisch etwas nicht stimmt, wurde mir klar, als ich vor Jahren zum erstenmal bemerkte, daß die Hände einer am Bühnenausgang auf mich wartenden Autogrammjägerin zitterten wie Wackelpudding, als sie mir ihr Buch zum Signieren überreichte. Im Gespräch mit Leuten, die schon länger im Licht der Öffentlichkeit standen, erfuhr ich, daß das absolut normal ist. Es klingt krank, ich weiß, aber es gibt Menschen, die bibbern und zittern von Kopf bis Fuß, bloß weil sie neben mir stehen. Das ist wirklich beunruhigend und verstörend. Daß der Ruhm, der bestimmte Berufszweige zufällig begleitet, solche Auswirkungen haben kann, kann doch nicht gesund sein. Wenn diese Reaktion sich auf Backfische beschränkte, könnte man vermutlich anregende und offensichtliche Schlüsse ziehen, aber das ist nicht der Fall. Unsere ganze Kultur scheint ruhmsüchtig geworden zu sein.
    Letztlich wird sich Qualität natürlich durchsetzen. Vor fünfzig Jahren war Dornford Yates bestimmt bekannter als W. B. Yeats; heute trifft das Gegenteil zu, und es ist (wirklich wahnsinnig) schwer, sich irgendwo seinen Dornford Yates zu komplettieren.
    Christopher Fry, der Lyriker und Dramatiker, wird noch gelesen und bewundert werden, wenn Stephen Frys letztes Videoband in irgendeinem Museum für Absonderlichkeiten des Fernsehens schon seit Jahren zu Staub zerfallen sein wird, und das ist auch gut so. Aber ich könnte verrückt werden bei dem Gedanken, daß Christopher Fry, der sein Gesicht der Mattscheibe wohlweislich vorenthaltenhat, überdies das Privileg genießt, bei Sainsbury’s sauer werden zu dürfen. Manchmal ist das Leben einfach nicht fair.

Danken Sie nicht Ihrem Glücksstern
     
    Ich habe in dieser Kolumne schon einmal auf den großen kanadischen Zauberkünstler James (»The Amazing«) Randi hingewiesen. Randis Ruf als Magier wird übertroffen einzig von seiner Reputation als Ermittler in Sachen angeblich »paranormaler« Phänomene. Für Granada Television in Manchester hat er gerade eine Fernsehserie abgeschlossen, in der er sich jede Woche auf ein anderes Gebiet übernatürlicher Aktivitäten konzentriert – Geistheiler, Wünschelrutengänger, außersinnliche Wahrnehmung, Astrologie, Geisterwelt, Psychometrie, Graphologie und so weiter. Randi hat stets betont, er wäre entzückt, Beweise eines Phänomens vorgelegt zu bekommen, das nicht durch Vernunft, heutige Wissenschaft oder die Gesetze der Wahrscheinlichkeit erklärt werden könne. Und in einem langen, der Entlarvung von Betrug, Mißverständnissen und Leichtgläubigkeit gewidmeten Leben hat er nicht ein einziges Mal den Funken eines Beweises gesehen, der auch nur eine Spur von Wahrheit in den Behauptungen vermuten ließe, es gäbe Geister, telekinetische Kräfte, Hellsehen durch Handlesen, Tarotkarten oder Teeblätter, Medien, Horoskopie oder irgendein anderes skurriles System, das die hungrige Phantasie des Menschen je ersonnen haben mag. Der menschliche Geist ist schließlich schon bemerkenswert genug in seiner Fähigkeit, Symphonien zu komponieren, Hängebrücken zu bauen, tausenderlei verschiedene Korkenzieher zu erfinden, auf die Minute genau das Erscheinen von Kometen am Himmel zu berechnen und sich neue Fernsehspielshowsauszudenken, ohne daß er Zugang zu unbewußten, unbekannten oder unüberprüfbaren Kräften nötig hätte, mit deren Hilfe er spirituelle Botschaften von Indianern empfangen oder Charaktereigenschaften aus Geburtsdaten ableiten könnte.
    Als Zauberkünstler ist Randi genau der richtige, um zu erkennen, wie die Routiniers dieser dubiosen Mysterien ihre Effekte erzielen. Er wendet schließlich dieselben Techniken an. Damit will ich nicht gesagt

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