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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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sicherzustellen, daß alle bösen Buben zu mir aufs Zimmer geschickt werden, wo
ich
sie prügeln werde. Die Verabreichung des Rohrstocks ist eines der wenigen Vergnügen, die das Leben mir noch zu bieten hat, und ich werde es mir nicht von Ihnen nehmen lassen.
    DOMINIC W…, w…
    BROOKSHAW Und zweitens werden Sie mich künftig zweimal die Woche in meinem Schlafzimmer besuchen – dienstags und donnerstags würde mir gut passen, jeweilsum Mitternacht. Dort werden Sie mir eine halbe Stunde lang mit einem Kleiderbügel oder einem nassen Handtuch den Hintern versohlen und danach in Cricketschuhen über mich hinwegtrampeln. Ich freue mich schon darauf. Alles verstanden?
    DOMINIC S…, S…
    BROOKSHAW Wenn Sie ein guter Junge sind und meine Anweisungen befolgen, erlaube ich Ihnen, die Tochter des Direktors zu heiraten. Ich glaube, Sie haben recht; wenn Sie das unglückliche Mädchen nicht heiraten, könnte ein Schlimmerer an Ihre Stelle treten. Wahrscheinlich werden Sie der nächste Direktor. Ich hoffe, Sie machen Ihre Sache gut. Ich denke schon. Sie haben alle erforderlichen Fähigkeiten.
    DOMINIC Mit einem nassen Handtuch? Sie sind ja völlig pervers.
    BROOKSHAW Ich muß Sie jetzt wirklich bitten, sich zu entscheiden, Dominic. Jeden Moment beginnt die erste Stunde, und wie ich sehe, sind Sie noch nicht mit dem Korrigieren fertig. Also. Hole ich die Polizei, oder erledigen Sie die erwähnten Gelegenheitsjobs?
    DOMINIC
(hastig)
Nein, nein! Lassen Sie die Polizei aus dem Spiel. Ich … ich tue alles, was Sie sagen.
    BROOKSHAW Wunderbar! Ich wußte es. Na, ist doch großartig. Jetzt muß ich mich aber sputen, die sechste hat Konfirmationsunterricht.
    DOMINIC Aber dienstags und donnerstags erteile ich doch Cartwright Lateinnachhilfe.
    BROOKSHAW Nun, ich fürchte, die werden Sie wohl verlegen müssen … Schließlich haben Sie noch sechs Wochen. Ich erwarte Sie dann also morgen abend zur ersten Sitzung. Bis dann.
(dreht sich an der Tür um)
Ach, und bringen Sie doch etwas Erdnußbutter mit, ja? Crunchy. Tschüs!
     
    BROOKSHAW
ab. Sobald er aus der Tür ist, geht das Saallicht an, und wir befinden uns wieder in der Lateinstunde, die sich dem Ende nähert.
DOMINIC
schreibt den letzten lateinischen Satz an. Es ist also wichtig, daß er sich am Ende des Wortwechsels mit
BROOKSHAW
schon in die beste Position begibt, um sogleich mit dem Anschreiben beginnen zu können, also diskret nach einem Kreidestück greift usw., um den Szenenwechsel so rasch wie möglich zu bewerkstelligen.
     
    DOMINIC
(schreibt an und liest zugleich vor) Ne desperarent … neve … progredi nollent … Hannibal militibus … quietem … dedit.
Gut, wer war noch nicht dran? Hände runter. Figgis, hier ist die Tafel. Finger aus der Nase, Spragg. Na und, wenn Elwyn-Jones popeln will, kann er seinen eigenen nehmen, oder ist der kaputt? Aber nicht im Unterricht, Elwyn-Jones, du geistloses Subjekt! Also, Barton-Mills, dann lies bitte mal vor, wie du das übersetzt hast. »›Seid ihr nicht bereit zu verzweifeln oder voranzuschreiten?‹ fragte Hannibal seine stillen Soldaten.« Je nun, den haben wir aber ganz schön versaubeutelt, was, Barton-Mills? Kinnock, ich glaube, du hattest den Satz richtig, lies du bitte deine Lösung vor. Ja, sehr gut, Kinnock, die Prosaversion wird völlig ausreichen, danke.
     
    DOMINIC
wischt
BARTON-MILLS
’ Antwort ab und ersetzt sie durch »Auf daß sie nicht die Hoffnung oder den Angriffswillen verlören, gewährte Hannibal seinen Soldaten Ruhe.«
     
Ne
, Barton-Mills, bedeutet, was
ut non
bedeuten würde, wenn man
ut non
in Finalsätzen benutzen könnte, was man aber nicht kann, deswegen nimmt man
ne
, kapiert?
(steht auf)
Ihr alle solltet euch merken, daß das Englische über doppelt so viele Wörter verfügt wie das Latein, was – wie die Mathematiker unter euch, Madison, einsehenwerden – auch bedeutet, daß das Latein über nur halb so viele Wörter verfügt wie das Englische, was …
     
    Es läutet zur Pause.
     
… das herrlich komprimierte Wesen des – ja danke, Potter, ich hab’s gehört. Ich bin vielleicht doof, aber nicht taub. Also schließ dein Pult und halt die Klappe, du kannst raus, wenn ich es erlaube, und keinen Moment früher. Also, wo war ich stehengeblieben? Richtig. Latein ist eine wunderschöne Sprache, ernst, kompakt und poetisch. Keiner von euch scheint davon bisher eine Vorstellung zu haben, weswegen ihr auch soviel Schwierigkeiten mit der Umsetzung habt. Schaut her.
     
    DOMINIC
geht an die

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