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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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die bessere schlechte Nachricht. Jane hat dem alten Herrn heute vormittag von den CE-Ergebnissen erzählt.
    DOMINIC Hat er sich gefreut?
    BROOKSHAW War hocherfreut. Er hat sich zum ersten Mal seit Monaten im Bett aufgesetzt.
    DOMINIC So ist’s recht.
    BROOKSHAW Danach ist Jane zu weit gegangen. Sie hat ihm von Ihrer Verlobung erzählt.
    DOMINIC O Gott. Was hat er gesagt?
    BROOKSHAW Eigentlich nichts. Er starb.
    DOMINIC Starb?
    BROOKSHAW Ich fürchte ja.
    DOMINIC Aber warum?
    BROOKSHAW Herzinfarkt. Hat den Schock nicht verkraftet, nehm’ ich an.
    DOMINIC Du meine Güte.
(kurze Pause)
Wie geht’s Jane?
    BROOKSHAW Erleichtert, ehrlich gesagt. Wenigstens hat er nicht lange gelitten.
    DOMINIC Nein, das stimmt. Soso, der alte Herr ist von uns gegangen.
    BROOKSHAW Anscheinend hat er all sein Hab und Gut, einschließlich der Schule, Jane vermacht. Damit werden Sie als ihr Verlobter zum neuen Direktor, Dominic.
    DOMINIC Ja, das werd’ ich wohl. Ha, bloß gut, daß die Schule keine Stiftung ist, was? Kein Ärger mit der Trägerschaft.
    BROOKSHAW
(trocken)
Ganz recht.
    DOMINIC Obwohl’s mir ganz lieb wäre, wenn Sie bis Ende des Schuljahrs übernähmen, Brookshaw. Würden Sie dastun? Die Sommerferien über werd’ ich den ganzen Laden mal richtig unter die Lupe nehmen, mir überlegen, wo’s in Zukunft langgehen soll und so. Ab jetzt weht hier ein anderer Wind, das kann ich Ihnen flüstern.
    BROOKSHAW Wie Sie wünschen.
(reibt sich die Hände)
Jetzt kommen wir zu der Neuigkeit, die Ihnen weniger schmecken wird.
    DOMINIC Ach ja?
(meilenweit weg)
    BROOKSHAW Ampleforth hat vor ein paar Minuten angerufen. Der dortige Fachleiter für Altphilologie hat sich die Klausuren noch mal angesehen, um die neuen Jungen des nächsten Schuljahrs in Leistungsgruppen einzuteilen.
    DOMINIC
(mit einem Schlag wieder auf der Erde)
Ach ja?
    BROOKSHAW Es sei ihm ein völliges Rätsel, meinte er, aber Cartwrights Klausur sei anscheinend in zwei ganz leicht voneinander verschiedenen blauen Tinten geschrieben worden.
    DOMINIC O Gott.
    BROOKSHAW Noch mehr hat ihn erstaunt, daß sämtliche Fehler und sehr wenige richtige Antworten mit der einen Tinte geschrieben wurden und alle Streichungen und Korrekturen, die zunächst für die Überarbeitungen kurz vor Abgabe der Arbeit gehalten worden waren, mit der anderen. Ist das nicht sonderbar?
    DOMINIC
(mit zusammengebissenen Zähnen)
Scheiße.
    BROOKSHAW Bruder Aloysius wurde aus der Abtei herbeizitiert. Er ist Manuskriptilluminator und anerkannter Handschriftenexperte.
    DOMINIC Glaub’ ich gern.
    BROOKSHAW Und der verkündete, ja schwor sogar beim heiligen Dominik …
    DOMINIC Hah!
    BROOKSHAW … daß zwei völlig verschiedene Schreiber an dieser Klausur gearbeitet haben. Bevor sie Cartwrightganz ausgeschlossen und eine offizielle Untersuchung der IAPS eingeleitet haben, haben sie mich angerufen, um sich zu erkundigen, ob wir uns das erklären können. Ich hab’ gesagt, ich lasse Sie zurückrufen.
(kurze Pause)
Und? Haben Sie eine Erklärung?
    DOMINIC Das war’s dann ja wohl, nehm’ ich an, oder? Gott, wie dämlich von mir. Ich konnte mich nicht zurückhalten, ein oder zwei Flüchtigkeitsfehler zu korrigieren … na, Sie wissen ja, wie das ist, Herbert, und dann bin ich ein bißchen ausgeklinkt und hab’ immer weiter- und weiterkorrigiert. Ach, Exkrement! Ich bin am Ende, Herbert. Das gibt einen Riesenskandal. Danach kann ich unmöglich noch Direktor werden, die Eltern würden sich beschweren, und die IAPS würde es gar nicht zulassen … und Jane wird jetzt sowieso die Verlobung auflösen, also ist eh alles egal. O Gott. Das war’s, Herbert, ich bin erledigt.
    BROOKSHAW
(zärtlich)
Werden Cartwrights Eltern Sie verklagen, was meinen Sie?
    DOMINIC Wußten Sie das gar nicht? Er ist Waise.
    BROOKSHAW Tatsächlich? Wie kann er’s sich denn dann leisten, hier zur Schule zu gehen?
    DOMINIC
(abwesend)
Ach, es gibt da so ’ne Art Stiftung für ihn, das ist alles etwas unübersichtlich. Rupert … äh, Cartwright kontrolliert sie selbst …
(seine Stimme ändert sich)
… er kontrolliert sie selbst!
    BROOKSHAW Dominic, ist alles in Ordnung? Was ist denn los?
    DOMINIC
(richtet sich auf)
Was? Ach nichts! Gar nichts. Ich habe bloß gerade überlegt, wie ich das wieder hinbiegen kann, das ist alles.
    BROOKSHAW Wollen Sie meine ehrliche Meinung dazu hören?
    DOMINIC Das würde ich sehr zu schätzen wissen.
    BROOKSHAW Dann, fürchte ich, ist es meiner Meinung nach für alle Beteiligten das beste, wenn Sie

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