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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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gefunden haben, ist 90prozentig reines Kokain. So ne
rocks
sind tödlich, Mister. Und ich werd dich so lange hinter Gitter bringen, daß deine Klamotten, wenn du rauskommst, schon wieder modern sind. Also, wie steht’s mit nem Geständnis, du Bastard?«
    »Officer, wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß ich nicht die geringste Ahnung habe, wovon Sie eigentlich sprechen.Ich bin kein Bastard. Ich stamme aus einer der angesehensten Familien Englands. Ich bin absolut unschuldig und verlange, den britischen Botschafter zu sprechen.«
    Und so zog sich die Konversation hin.
    Das Schicksal erlöste mich jedoch. Winston Millingtons Apartment war routinemäßig genauso durchsucht worden wie mein Hotelzimmer. In meinem Zimmer hatte man nichts Schlimmeres gefunden als eine stockfleckige, zerfledderte Ausgabe von Schopenhauers
Welt als Wille und Vorstellung
. In Millingtons Wohnung dagegen hatte man genug Kokain entdeckt, um ganz Hollywood einen Nachmittag lang zu versorgen. Tonnen von dem Zeug.
    »Ich weiß nich, was ich sagen soll, Professor Trefusis. Ich glaube, ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Sie sind doch schwer in Ordnung. Ich würde Ihnen raten, haltense sich von Gegenden wie dem Washington Square fern. Wie kann ich’s wieder gutmachen? Hören Sie, wollen Sie was von New York sehen? Passen Sie auf, wir machen folgendes. Hättense nich Lust, heute abend im Streifenwagen mit mir mitzukommen? Die Stadt richtig kennenlernen? Was mein’ Sie? Is doch n Angebot.«
    Ich gestand Captain Donahue nicht, daß mein größtes Interesse als Philologe weniger darin bestand, etwas von der Stadt zu sehen, als mehr von seinen faszinierend abgeschwächten Vokalen und verschobenen Frikativen zu hören, und stimmte bereitwillig zu.
    Jener Ausflug wird den Inhalt meiner nächsten Postkarte ausmachen. Bis dahin danke ich all jenen unter Ihnen, die mir Bekundungen ihrer Anteilnahme geschickt haben. All das hat mich sehr bei Kräften gehalten. Besonderer Dank geht an F. G. Robinson aus Glasgow für den Kaugummi und die aufmunternden Worte. Danke, Nedwin Sherrin, für die Schwarzwälder Kirschtorte. Ihnen muß versehentlich eine Nagelfeile in den Teig gefallen sein, dievon der Polizei beschlagnahmt wurde. Sie befindet sich jetzt bei meinen Sachen und wird an Sie zurückgehen, sobald ich nach Hause komme.
    Die Krise ist also überstanden, Mrs Miggs. New York ist plötzlich wieder sehr freundlich. Kraulen Sie Milton von mir, und vergessen Sie nicht, das Schreibpult aus der Zweiten Republik im Arbeitszimmer zu polieren. Allen meine Grüße. Meister Proper tut’s auch, falls die Politur alle ist.

Postkarte Nummer vier
     
    STIMME: Donald Trefusis, emeritierter Professor für Philologie und Fellow am St Matthew’s College, Cambridge, setzt seinen Bericht über seinen Besuch in New York fort. Letzte Woche wurde er, nachdem er als Drogendealer festgenommen worden war, von Captain Donahue entlastet, der ihm anbot, als Wiedergutmachung für die irrtümliche Festnahme eine Nacht lang bei ihm im Streifenwagen mitzufahren und ihm New York aus der Sicht eines vielbeschäftigten Streifenpolizisten zu zeigen.
     
    »Okay, Prof, Sie setzen sich neben mich, und wir machen uns auf die Socken. Heut nacht sind wir in der Gegend um den Stuyvesant Square herum. Folgendes: Hier kann’s n bißchen gefährlich werden, also egal, was passiert, Sie bleiben im Wagen. In ner normalen Nacht krieg ich’s mit Schußwaffen zu tun, Kids auf Engelsstaub, alles mögliche. Engelsstaub? Is ne Droge. Die Kids werden davon high, und, glauben Sie mir, das macht die zehnmal so stark. Ohne Scheiß, ich hab mal n verstaubten Jungen gesehen, da hatten zwölf von meinen Leuten zu tun, den am Boden zu halten. Sehnse die Knarre da? Das kurze kleine Ding vorIhnen auf der Fußmatte? Stimmt’s, so eine hamse noch nie gesehn. Das is ne Schockwumme. Das versetzt den Wichsern n elektrischen Schlag, schockt sie. Anders kommen wir nie mit denen klar. Ist aber gefährlich, kann n Typ mit nem schwachen Herz umbringen. Was will man machen?
    Moment, das ist der Funk. Das war das Revier, hat ne allgemeine Meldung abgesetzt, Vorkommnis am Stuyvesant Square, Südseite, klingt nach ner Schießerei. Verstanden, Zentrale, Wagen 59 in der Nähe und unterwegs. Schnallen Sie sich an, Professor, wir fahren schnell, auch über Rot.«
    Sie können sich meine Aufregung vorstellen. Hier saß ich nun als Linguistik-Professor neben dem faszinierendsten Vokalschlucker, den ich je gehört habe. Er hatte eine

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